Kapitel 10 ✔️

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Am Morgen wachte Lexa halb auf Niyol liegend auf. Sie hatten sich am Abend wortlos darauf verständigt, dass sie beide davon profitierten, wenn sie im selben Bett schliefen. Er von ihrer Körperwärme, die Brünette von seiner beruhigenden Nähe. Nach der Nachricht vom Vortag hatte sie diese bitternötig. Dezbas Worte dröhnten wieder durch ihren Kopf, doch sie schüttelte die dazugehörigen Gedanken und Ängste energisch ab. Der Chonsaner schlug seine Augen auf, schelmisch glitzernder Obsidian sah ihr entgegen. Er brummte etwas Unverständliches und versuchte, das Mädchen von sich herunterzuheben. Blitzschnell klammerte Lexa sich an ihm fest. Augenblicklich war sie das wärmesuchende Reptil, das sich weigerte, die Wärmequelle aufzugeben. Doch wer konnte es ihr verübeln? Die Position, in der sie lag, war zu gemütlich zum Aufstehen.

Das lebendige Heizgerät bewertete die Situation ähnlich, denn Niyol schloss wieder seine Augen. Dabei fiel dem Mädchen etwas auf. Der Chonsaner hatte lange dichte Wimpern. Normale Reptilien hatten diese nicht. Hatten alle humanoide Echsen welche? Außer Niyol war sie keinem bisher so nahegekommen und sie empfand nicht die geringste Lust, dieses nachzuholen. Nicht nach den Geschehnissen vom Vortag. Aufrichtig freundlich gesinnt hatte sich keine der Echsen verhalten. So strebte das Mädchen es nicht an, den beiden wandelnden Schränken vom Eingang ein weiteres Mal zu begegnen. Nebenbei hatte eines der Weibchen die Brünette übel angezischt, als diese mit ihrem Begleiter vorbeilief, doch Dezba hatte die Echse in ihre Schranken verwiesen. Apropos Dezba. Was sie von der Anführerin hielt, war ihr bisher nicht klar. Das Reptil sendete unterschiedliche Signale aus. Einerseits sprach sie freundlich mit ihr, andererseits schien sie auf etwas zu lauern. Lexas Beschützer hatte das Mädchen, direkt nachdem die Chonsanerin mit ihren Erklärungen fertig war, von dort weggeschleppt. Er hatte sie an die frische Luft gebracht, damit sie etwas Abstand von der überwältigenden Fülle an Informationen bekam. Überhaupt schien er der Einzige zu sein, dem Alexandras Wohlergehen wichtig war. Denn als der eine Schrank vom Eingang zu ihnen gekommen war, hatte Niyol sich direkt schützend vor ihr aufgebaut und vor dem neugierigen Augenpaar abgeschirmt.

Sie strich nachdenklich über die Schuppen auf seiner Wange, woraufhin er seine Augen wieder öffnete. Sanft erwiderte er die Geste, klemmte ihr dann eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr. Die Haare hatten es ihm zweifelsohne angetan. Kein Wunder, denn die Reptilien waren völlig haarlos.

Das Mädchen legte ihren Kopf wieder auf seiner Schulter ab. Es war zu früh zum Aufstehen. Draußen herrschte sicher die Eiseskälte, die beide verabscheuten. Blöder Wüstenplanet. Allein der Gedanke an die nächtliche Kälte brachte Lexa zum Zittern. Warum war sie am Vorabend nach dem Sonnenuntergang so dämlich an die frische Luft gelatscht? Schnell war sie wieder ins Haus geflüchtet, wobei Niyol nur spöttisch gegrinst hatte. Da hatte sie verstanden, warum er entgegen ihrer Aufforderung nicht nach draußen mitkam. Kälte war ihm zuwider. Über die Möglichkeit zu kuscheln, hatte er sich dagegen gefreut. So wie sie in diesem Moment einander perfekt wärmten.

„Nizhoni", murmelte er kaum hörbar. Das Mädchen hob ihren Kopf und schaute den Chonsaner fragend an. Als er ihren Blick bemerkte, lächelte er und platzierte eine Klaue auf seinen Oberkörper.

„Niyol." Dann legte er die Hand auf ihre Brust. „Nizhoni."

Lexas neuer Name. Er hörte sich bezaubernd an, doch sie hatte keine Ahnung, was er bedeutete. Mit der Zeit erfuhr sie es gewiss, hoffte sie.

Nach einer Weile standen sie dann doch auf. Niyol suchte für die Brünette etwas aus dem Kleiderschrank. Mittlerweile hatte sie eigene Kleidung, da sie diese am Vortag aus der Stadt mitgenommen hatten. Dennoch ließ ihr Beschützer sie nicht frei wählen. Sie vermutete, dass er dafür einen Grund hatte. Denn grundlos passierte hier nichts. Die Kleidungsstücke waren ein helles langärmliges Shirt und eine helle lange Hose. Das bedeutete höchstwahrscheinlich, dass er etwas plante, das draußen stattfand. Um nicht komplett geröstet zu werden, zumindest als Mensch hier, war es wegen Sonne und Sand unerlässlich, den Körper bestmöglich zu bedecken. Dafür war die Kleidung perfekt.

Der BasterianerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt