Ihr Gefährte lief neben, die Jungs hinter ihr. Wie ein Schutzschild schirmten sie Lexa vor allen Gefahren ab, dennoch krampfte ihr Magen. Verbissen kämpfte sie gegen die aufsteigende Übelkeit an. Sie warf einen Seitenblick auf Chu-Lah, der Inola so vorsichtig auf seinem Arm hielt, als ob sie zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe wäre. Seit ihrer Geburt wich er kaum von der Seite seiner Tochter. Er war wie verzaubert von ihren winzigen Händen, die sie ihm entgegenstreckte, so wie er in ihre Nähe kam. Auch jetzt kuschelte die Kleine sich vertrauensvoll an ihren Vater und schnurrte leise. Lexa fragte sich, ob das Kind die Alpha-Aura spürte und darauf reagierte, oder ob sie einfach ein Papakind war, so wie sie selbst.
Erinnerungen an ihre eigene Kindheit fluteten ihre Gedanken, rissen mit tosenden Strudeln ihre sorgsam errichteten Mauern ein und spülten sie hinfort. Tränen wallten in ihren Augen auf. Die Sehnsucht nach ihren Eltern, vor allem nach ihrem Vater, mischte sich mit der Sorge um Bidziil, ihrem Adoptivvater, dessen Zimmer sie in diesem Moment erreichten. Schniefend streckte sie ihre zitternde Hand nach dem Schalter aus, um die Tür zur Seite gleiten zu lassen, und verharrte über ihm. Niyol schlang seine Arme um ihren Bauch und zog sie an seine warme Brust.
„Alles wird gut. Wirst schon sehen. Die grummelnde Echse bekommen wir mit Sicherheit aus dem Bett heraus", flüsterte er ihr sanft zu, sein Atem strich weich über ihre Wange. Lexa verkniff sich eine Antwort. Wenn es doch nur so einfach wäre! Für ihren Cousin gab es nur eine Person, die er als Vater sah. Hatte er doch seine wirklichen Eltern nie kennengelernt. Sie dagegen hatte ihre Eigenen, die sie nur hatten beschützen wollen, zurückgelassen. Sie linste zu ihrer Tochter. So wie sie nur das Beste für diesen Winzling anstrebte, hatten ihre Mutter und ihr Vater dasselbe für sie gewollt. Wer hätte damals auch schon ahnen können, dass dies in der Gestalt eines dickköpfigen außerirdischen Gestaltwandlers auftauchen würde?
Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Seitdem sie die Chonsaner kennengelernt, danach von Chu-Lah entführt worden war, wurde sie nicht mehr als Außenseiter ausgelacht. Die Basterianer stellten sie fast auf eine Stufe mit Bastet, bezeichneten sie als neue Stammmutter. Lexa straffte die Schultern, wischte die Tränen mit dem Ärmel ihres Gewandes ab. Sie hatte keine Zeit für Schwäche. Das Volk erwartete von ihr, dass sie als kluge und sanftmütige Gefährtin an der Seite des zukünftigen Alphas lebte und sich um Jung und Alt kümmerte. Es war an der Zeit, dass sie diesen Erwartungen gerecht wurde. Tief durchatmend drückte sie auf den Schalter. Die Tür glitt mit einem Zischen zur Seite, gab den Blick in den Raum frei.
„Wir haben dir jemanden mitgebracht." Chu-Lah, der Lexas emotionalen Ausbruch besorgt betrachtet hatte, lief mit seiner Tochter auf den Arm ans Bett des Chonsaners. Das alte Reptil wandte dem Kind das Gesicht zu, die Miene friedlich entspannt.
„Sie sieht dir sehr ähnlich. Hoffen wir mal, dass sie nicht die Abenteuerlust und den Dickkopf ihrer Mutter hat", brummte er mit einem leicht spöttischen Unterton. Lexa atmete durch. Trotz seiner mittlerweile aschgrauen Färbung seiner Schuppen schien es ihrem Adoptivvater besser zu gehen, wenn er sich zu Scherzen hinreißen ließ.
„Irgendjemand muss dich doch auf Trab halten." Sie trat an Bidziils Seite, strich ihm sanft über den Arm. „Möchtest du sie mal halten?" Ihr Gefährte warf ihr einen prüfenden Blick zu, dann legte er sein kleines Mädchen vorsichtig auf der Brust des Reptils ab. Die Echse brachte eine Klaue zum Kind, streichelte ihm behutsam über den Kopf. Tränen standen in seinen Augen, als er sich Lexa zuwandte.
„Dafür hat sie dich, meine Tochter. Du bist ihre Mutter, wirst sie vor allen Gefahren beschützen, ihre Feinde wie eine echte Basterianern zerfleischen. In ihrem Leben wird kein Platz für ein altes, unnützes Reptil wie mich sein. Meine Zeit ist gekommen. Du solltest das akzeptieren, und Niyol ebenfalls." Er wandte sich wieder dem kleinen Mädchen auf seiner Brust zu, das nach seinem Arm griff, blitzschnell wie eine Kobra zuschnappte und an einer seiner Krallen nuckelte. Chu-Lah schmunzelte, nahm das Kind hoch und drückte sie Lexa in den Arm.
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Der Basterianer
FantasiGestaltwandler? - Existieren nicht. Außerirdische? - Existieren ebenfalls nicht. Gestaltwandelnde Außerirdische? - Auf gar keinen Fall! Gestaltwandelnde Außerirdische, die ein Menschenmädchen als Mate wollen? - Jetzt reicht es aber! Dabei hatte Ale...