Kapitel 28

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Ahmeds Mutter schaute dem ganzen mit Entsetzen und unglaubigen Augen zu. Mit so etwas hatte wahrscheinlich auch sie nicht gerechnet. Gerade noch ist ihr eigener Sohn den Schwertern der Rebellen entkommen.
Sie stützte sich mit beiden Händen an der Fensterbank ab und brauchte einige Sekunden bis sie sich wieder gefasst hatte. Sie drehte sich zu Safiye Sultan um und ich erkannte in ihren Augen zum ersten mal Angst, Angst um ihren eigenen Sohn.
Sie schluckte ihren Stolz herunter und blickte ihr bittend in die Augen
"Safiye Sultan. Ahmed ist ihr Enkel, die Zukunft des Osmanischen Reiches. Bitte tut doch etwas dagegen"
Safiye Sultan jedoch entgegnete ihrer Bitte mit einem ruhigen, fast schon gleichgültigen Blick
"Möge Gott ihm ein langes Leben schenken. Was anderes können wir nicht tun als um Gott darum zu bitten" mit diesen Worten wandte sich Safiye Sultan um und verließ den Turm.
Handan Sultan tat mir aufrichtig leid. Auch wenn ich nicht weiß was sie gerade empfindet so kann ich mir denken wie schlimm es sein muss um das Leben des eigenen Sohnes zu fürchten.

Cennet begleitete mich wieder zurück zu den Räumlichkeiten. Für heute hatte ich genug erlebt.
Ich beschloss heute in den Hamam (Türkisches Badehaus) zu gehen, um mich etwas aufzufrischen.
Vielleicht treffe ich da ja auf Gölge. Ich hatte sie schon lange nicht mehr gesehen, was auch nicht komisch ist, bei der Größe dieses Palastes.
Ich war nicht die einzige die heute beschlossen hatte einen Bad zu nehmen. Um die 10 weiteren Mädchen hatten sich schon um Hamam bequem gemacht und schöpften mit einem Kelch Wasser aus dem Becken und wuschen sich damit. An jedem Becken standen Seifen in rechteckiger Form bereit.

Ich schenkte den Gesprächen der Mädchen keine Beachtung, denn meine Augen suchten eine ganz bestimmte Person.
Schon nicht lange und da hatte ich sie schon gefunden. Sie war am anderen Ende des Badehauses und schien das gleiche zu machen wie alle anderen hier auch. Ich musste eine Gelegenheit fassen und mit ihr reden.
Ich ging auf sie zu und setzte mich hinter ihr.
"Gölge" gab ich leise von mir
Sie hielt nicht inne und wusch sich weiter. Ich beschloss weiterzureden.
"Seit dem Tag an, habe ich nachgedacht aber mir fällt keine Antwort darauf ein. Wieso hast du mich an dem Tag gerettet?"
Ich versuchte Blickkontakt mit ihr aufzunehmen.
Als sie sich immer noch nicht zu mir schaute, nahm ich ihr den Kelch aus der Hand und stellte ihn neben mir ab.
Wenn sie mir keine Antwort darauf gibt, so wollte ich wenigstens ihr den restlichen Teil des Geschehens erzählen, den ich an dem Abend angefangen hatte aber wegen einer bestimmte Person nicht fortführen konnte.

"Ich war am fliehen Gölge. Da war ein geheimer Gang, aber ich konnte den Gang nicht finden und dann habe ich einen Mann gesehen, er hat ihn getötet, er hat den Arzt eigenhändig umgebracht"
Vor ganzer Aufregung wusste ich noch nicht einmal ob die Sätze die ich gebildet hatte Sinn ergaben, doch sie schien mich zu verstehen.
Jetzt hatte ich ihre volle Aufmerksamkeit gewonnen.
Mit einer Handbewegung stellte sie mir eine Frage
'Wen hast du gesehen?'
"Es war Reyhan. Er ist ein Mörder. Ich weiß nicht was ich tun soll. Hilf mir Gölge" die Angst vor Reyhan stieg in mir wieder auf und meine Stimme fing wieder an zu zittern.
Auch wenn es regelrecht schwül und warm war, so überzog meine Haut eine Gänsehaut.
Gölge schaute mich mit ihren dunklen Rehaugen an und legte mir ihren Zeigefinger auf dem Mund.
Ich verstand was sie meinte.
Das was ich ihr erzählt habe sollte und werde ich niemandem sonst erzählen.
Sie wird mir helfen und einen Weg finden.

Ich zog mir ein weißes am Ende mit Blumen besticktes Kleid an.
Ich wollte Ahmed sehen. Dieses mal an dem Ort an dem wir uns zum allerersten mal getroffen hatten. In dem geheimen Garten.
Als ich die mir vertrauten Gänge antlangging und schließlich ankam, war Ahmed bereits schon anwesend und schien vertieft ein Buch zu lesen.
Bei seinem Anblick klopfte mein Herz schon schneller. Ich beobachtete ihn eine Weile, bevor ich auf ihn zuging.
"Ahmed" sagte ich und ging in ein Knicks über.
Er schloss das Buch und legte auf einen runden Tisch das neben ihm war.
Er erhob sich von seinem Platz und kam auf mich zu.
"Anastasia, man hat mir gesagt du wolltest dich mit mir treffen"

Ich war besorgt um ihn, und gleich auf mein Anliegen anzusprechen würde ihn nochmehr bedrücken.
Ich beschloss das ganze langsam anzugehen und fing mit einem heiteren Thema an
"Wusstest du eigentlich, dass du der einzige hier in dem Palast bist, der mich mit Anastasia ansprichst? Man spricht mich mit allen möglichen Namen an Hatice, Mahpeyker, kleine Frau" versuchte ich ihn etwas aufzustimmen.
Es schien zu klappen. Mit einem leichten Lächeln antwortete er mir
"Du hast einen sehr schönen Namen, mit einer umso schöneren Bedeutung. Es bedeutet nach dem Tod wiedergeboren zu werden"
Auch mir entwich ein Lächeln, er hatte sich tatsächlich sogar nach der Bedeutung meines Namens erkundigt.

Ich schaute über seiner Schulter hinweg auf die Aussicht, er folgte meinem Blick und drehte sich ebenfalls um.
"Mein Vater hat mir diesen Namen gegeben. Dennoch bin ich diesem Namen nicht gewachsen, denn ich fürchte mich vor dem Tod. Ich habe mich heute um dich gesorgt Ahmed. Ich hatte Angst dass dir etwas zustoßen würde.
Ich habe alles vom Turm beobachtet, vom Turm der Gerechtigkeit. Es waren tausende Soldaten... Ich hatte Angst dass sie dir etwas antun werden" meine Stimme klang besorgt
"Ich hatte auch Angst Anastatsia, aber nicht vor dem Tod, denn das ist etwas vor dem ich immer nahe stand seit ich klein war. Ich habe mich daran gewöhnt. Was mich beängstigt ist, dass ich sterbe bevor meine Träume in Erfüllung gehen, bevor ich ein machtvoller und guter Herrscher werde.
Ich habe Angst zu sterben, bevor ich dieser Stadt keine Erinnerung an mich lasse, bevor ich nicht die wahre Liebe erlebt habe"
Bei dem letzten Satz schaute er mich mit so viel Liebe in den Augen an, dass ich mich fragte was ich getan hatte um das zu verdienen.
Er wandte sein Gesicht wieder von mir weg und betrachtete das vor ihm liegende Meer, das von den Sonnenstrahlen nur so glitzerte.
Ich legte meine Hand an seine linke Wange und drehte sein Gesicht wieder zu mir. Ich schaute ihm tief in seine Augen, er erwiderte den Blick und schien sich meine Gesichtszüge einzuprägen, wie als hätte er mich zum ersten mal gesehen.
Mir wurde warm und ein Kribbeln durchfuhr mich.
Ich kam mit meinem Gesicht dem seinen langsam Millimeter für Millimeter immer näher. Er folgte meiner Bewegung und schon bald trennten uns beiden nur noch ein Luftstrich.

Ich zögerte erst doch dann war ich entschlossen und legte als erstes meine Lippen auf dem seinen.
Das Kribbeln in meinem Körper verstärkte sich und ich wusste zum ersten mal, dass das was ich tat richtig war.

Ich hoffe dieses Kapitel gefällt euch und ihr habt einen schönen Tag. Passt gut auf euch und vergisst eure Masken nicht wenn ihr einkaufen gehen solltet.
Ich hoffe wir begegnen uns beim nächsten Kapitel wieder.
-HD-💜

Anastasia-The story of a Queen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt