Kapitel 3

7.4K 154 11
                                    

By the way, die Person auf dem Bild ist Gölge :)

Der Junge hieß Andro, wie ich mit der Zeit erfuhr.
Wir machten noch eine Rast, Andro kam zu mir und ich wusch mir mein Gesicht um mich zu erfrischen und gleichzeitig mein Gesicht von Schmutz zu befreien.

"Wir sind hier in Edirne.Wir werden hier wohl noch ein paar Tage bleiben, aber ihr werdet weiterziehen, nach Istanbul.Das habe ich von einen der Soldaten mitbekommen.Vielleicht werde ich dich dort noch einmal sehen.Wer weiß"
Ich schaute mich nach Leuten um, die vielleicht unser Gespräch belauschen könnten, aber da war keiner.

"Es gibt kein später oder vielleicht mehr Andro.Wie wirst du mich denn dort wieder sehen oder finden?"
"Alexander.Mein echter Name ist Alexander"

Mir machte seine Geschichte keinen Sinn.
Warum sollte ein Junge seine Familie freiwillig verlassen wollen um sich in einem fremden Land einer Armee oder einer Soldatengruppe anzuschließen?

"Wovor läufst du weg Andro, oder Alexander, wer auch immer?"
Auf seinem Gesicht trat ein undefinierbare Ausdruck ein, den ich nicht so richtig zuordnen konnte.
Er schaute auf den Boden und dann wieder zu mir, bevor er eine Antwort von sich gab

"Es ist eine lange Geschichte"
und wich meiner Frage aus
"Wie alt bist du, wie lang kann denn deine Geschichte sein?"

Auf seinem Gesicht trat ein leichtes lächeln auf bevor er mit fester Stimme weitersprach
"Ich werde es dir später erzählen, versprochen"
"Du bist ein richtiger Sturkopf weißt du das eigentlich?
Diese Türken haben mich von meinem Zuhause entführt.Diese Barbaren" ich blickte noch einmal über meine Schultern, aber Gölge und der Offizier schienen nichts von unserem Gespräch mitzubekommen.

"Worauf wartest du denn, dann läuft doch weg von hier.Ergreife die Möglichkeit, wo du sie noch hast"
"Wie?und überhaupt wohin soll ich denn weglaufen, ich weiß noch nicht mal wie ich den Weg zurück finden kann" meine Stimme nahm einen verzweifelten Ton an.
Sein Gesicht darauf zeigte feste Entschlossenheit.
"Ich werde dir helfen.In ein paar Tagen, werden wir auch in Istanbul ankommen.Man wird uns in das Lager der Janitscharen bringen.Dort kannst du mich treffen"
"Ich kann nicht, man wird mir alle Möglichkeiten abschneiden. Du musst mir jetzt helfen.Bitte"
"Ich weiß du willst von hier fliehen um zu deiner Familie zurück zu kommen.Ich bin hier um meine eigene Familie zu finden"

Jetzt ergab alles einen Sinn.Der Grund warum er sich von seinem  Zuhause entfernt hat, der Grund warum er sich dazu entschlossen hat sich den Janitscharen anzuschließen.
Das alles nur, um seine richtige Familie zu finden.

"Finde mich, versuch mich in Istanbul zu finden und helf mir"
Aus dem Augenwinkel sah ich den Offizier auf uns zu kommen
"Versprich es mir Alexander"
Er nickte zur Antwort.

Ich wendete mich von ihm und ging zu Gölge.Ich wollte nicht dass er wegen mir Ärger bekommt.
Der Offizier warf Alexander noch einen kritischen Blick zu bevor er uns erklärte, dass aus dem Palast von
Edirne eine Kutsche angekommen ist mit dem wir weiterreisen würden.

Wir würden uns wieder auf dem Weg machen und ich weiß nicht, ob ich Alexander noch Mal wieder sehen würde.
Er stieg in die Kutsche und Gölge und ich folgte ihm zur Kutsche.
Ich spürte den Blick von Alexander auf mir und ich hatte das Gefühl mich von ihm verabschieden zu müssen.
Ein letztes Mal ging ich zu ihm, löste meinen Armband und drückte es ihm in die Hand
"Das ist das letzte was mir von meiner Familie geblieben ist.Erinner dich an mich wenn du es bei dir trägst.Erinnere dich an das Versprechen was du mir gegeben hast"
Ich drehte mich um und stieg in die Kutsche.

Mit einem Ruck setzte die Kutsche sich in Bewegung, weg von Alexander und meiner einzigen Hoffnung hier je wieder rauszukommen.

Die Nacht brach ein und ich fragte mich wie es wohl meiner Familie ging.
Alleine ohne mich.Was mein Vater wohl gerade macht.
Wir kamen in einer Stadt an.Die Wege wurden durch einzelne Fackel die an den Häusern befestigt worden sind beleuchtet.
Die Kutsche hielt an, die Tür wurde geöffnet und ich trat direkt nach dem Offizier nach draußen.
Dicht hinter mir Gölge.
Ich wusste immernoch nicht wo wir waren.Keiner gab mir Auskunft darüber.Stille herrschte zwischen uns.

Man brachte mich in ein großes Gebäude doch wegen der Dunkelheit konnte man nicht viel erkennen.Der Offizier führte uns und ich hatte Angst vor dem was mich erwartete.Denn hier war ich ein nichts.Ein niemand.
Doch hatte ich das Gefühl dass mir Gölge helfen konnte.Das sie es tun würde.
Wir blieben vor einer Tür stehen, die sich öffnete und sich wieder schloss als der Offizier eintrat.
Ich war jetzt mit Gölge alleine im Flur, abgesehen von den Männern die an der Tür Wache hielten.

"Gölge wir haben immernoch Zeit.Du hast immernoch Zeit mich von hier rauszubringen.Bitte hilf mir doch"
Sie konnte mir keine Antwort darauf geben sie schaute mich nur bedauernd an.
Die Tür wurde mit einem Klopfen von innen wieder geöffnet und eine rundliche Frau mit schwarzen Haaren trat hervor.Auf ihrer rechten Gesichthälfte war eine Narbe, die sich über ihre gesamte Wange zog.
Sie betrachtete mich.
Ein Lächeln zog sich über ihr Gesicht und ich guckte hilfesuchend zu Gölge.Doch schon wurde ich an der Hand gepackt und in den Raum gezogen.

Es war dunkel nur das Licht von Kerzen die im Raum standen ermöglichte es, die Personen und ihre Gesichter zu erkennen.Ein kleinwüchsigen Mann war ebenfalls anwesend.Vom Offizier war keine Spur mehr zu sehen.

"Das ist also das Mädchen, wofür man die Meere überquert hat"
Die Frau antwortete mit einem Nicken und ließ mich nicht aus den Augen.
"Sie ist nichts gewöhnliches.Da hätte ich mir was anderes vorgestellt.Ich an deren Stelle würde sie nicht im Harem (Teil des Palastes die von Frauen bewohnt wird) aufnehmen.Doch wir haben keine Wahl, als den Befehlen von Safiye Sultan zu folgen"
Sie zog meinen Rock hoch und guckte sich meine Beine an, öffnete meinen Mund mit ihren Fingern.
Ich schob sie mit einem Ruck von mir.Was sollte das hier?!

"Wer bist du!Und wo bin ich hier?Was wollt ihr von mir?!" fuhr ich sie an.
Sie schaute mich belustigt an, doch dieser Ausdruck, verschwand so schnell wie sie gekommen war.Sie trat einen Schritt auf mich zu
"Du mein Mädchen bist hier im Zentrum der Welt"

Warum spricht hier jeder in Rätseln.
"Gibt es denn keinen richtigen Namen"

"Oh doch, die gibt es in jeder Hinsicht" antwortete eine tiefe Stimme hinter mir.Ein anderer Mann trat aus der Dunkelheit hervor.
Er überragte mich um einen Kopf und sah bedrohlich und angsteinflößend aus, so wie er mit langsamen Schritten auf mich zukam.An seinem rechten Ohr hatte er einen Ohrring.
Ich machte instinktiv einen Schritt zurück.

"Es gibt einen Namen, aber jeder
einzelner hier nennt ihn anders.Was du zu verstehen sollst Mädel, es kann hier die Hölle für eine Person sein, aber es kann auch das Paradies für dich sein, genau hinter dieser Tür.Um es genauer zu fassen, du befindest dich im Palast des osmanischen Reiches"
Er kam mit jedem seiner Wörter einen Schritt näher auf mich zu, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem trennten.Ich musste mich beherrschen um nicht noch ängstlicher auszusehen und weitere Schritte nach hinten zu treten.

Es gab keinen zurück mehr ich war gefangen hier unter vier Mauern und alle hier scheinen mich nicht besonders zu mögen.

Doch ich vertraue dir Alexander.
Du wirst mich finden und mich von hier retten.

Aus der Hölle.

Anastasia-The story of a Queen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt