Kapitel 46

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Wir hatten so unzählig viel Zeit aufzuholen und es ist so vieles in seiner Abwesenheit geschehen. Die Zeit ging wie im Fluge  davon und nicht schon viel später wurde das Tisch für das Abendessen auf einem silbernen Tisch gedeckt.
Ich saß neben ihm und verlierte mich wie so oft in seinen Augen, die heute vor Bewunderung schimmerten.
"Meine Mutter und Derwisch, sie haben mir erzählt was vorgefallen ist, als ich im Sterbebett lag. Ich weiß welche Wunder du vollbracht hast" entgegnete er mit einem Lächeln
"Es war ein Wunder Gottes, Ahmed"

Ich dachte an die furchtbare Nacht und schon wieder hielt ich das Amulett in meiner Hand. Die Kugel, die mich in dieser Nacht treffen sollte, war nun fest vom Amulett umschlossen.
"Allein Gott war es, der mich und dich beschützt hat" sagte ich
Sein Blick lag die ganze Zeit bei mir und der Kette und seine Mimik veränderte sich.
"Ich werde alles daran setzen, die Person zu finden, die es gewagt hat eine Waffe gegen dich zu richten. Niemand mehr wird es wagen so etwas wieder zu tun" Seine Stimme nahm einen ernsten Ton an.
Er legte seine Hände um mein Gesicht, zog mich zu sich ud platzierte einen Kuss auf meine Stirn.
Als er mich wieder losließ , strahlte mein Gesicht vor den ganzen Zuneigungen, die ich in den letzten Stunden erhielten hatte. Alles wonach ich mich in den letzten Tagen gesehnt hatte, war nun Wirklichkeit.
"Kösem"
Zum ersten Mal hörte ich meinen neuen Namen aus seinem Mund.
"Nicht umsonst hat mein Herz dich ausgesucht. Kein Herrscher dieser Welt kann sich glücklicher schätzen als ich"
Da waren es wieder die Worte, die mein Herz schneller schlugen ließen.
"Ich kann mich genauso glücklich schätzen, mein Sultan" brachte ich hervor
"Du wirst diejenige sein die an meinen hellsten und erfolgreichsten Tagen an meiner Seite stehen wird, genauso wie du es an meinen dunkelsten Tagen warst"
Seine Worte ließen mein Herz aufblühen. Doch die Geschehnisse in diesem Palast ließen mich nicht so einfach los.
"Als du krank warst, habe ich vieles gesehen. Es hat sich so angefühlt als wäre die Welt in sich zusammen gefallen und wieder aufgebaut worden"
"Es waren schlechte Tage, sie alle liegen jetzt der Vergangenheit an. Wir werden sie vergessen" vertröstete er mich
"Doch es wird immer eine gewisse Angst verbleiben. Die Angst jemandem zu verlieren, den man liebt" legte ich meine größte Angst offen dar.
Ahmed öffnete seine Arme und ich bettete meinen Kopf an seine Brust. Seine Hand lag dabei trostspendend um meinen Körper.
"Mir wird nichts geschehen. Uns wird nichts geschehen. Ich werde Rache an all denen nehmen die wie Aasgeier an meinem Sterbebett darauf gewartet hatten meine Todesnachricht zu erhalten"

Als der nächste Tag anbrach, hatte Ahmed eine Versammlung einberufen um diejenigen zu hinterfragen, die während seiner Abwesenheit andere Absichten hatten.
Wie den Thronwechsel.

Nach den zahlreichen Ereignissen der letzten Tage hatte ich immer wieder dieselbe Frage
'Was genau stand in dem Amulett, was mich vor dem Tod bewahrt und Ahmed aus den Klauen des Todes befreit hatte?'
'Was ist das eigentlich für eine Religion?'
Ich wollte den Geistlichen finden, der das ganze ermöglicht hatte.
Wie es das Schicksal so wollte, sah ich den Geistlichen mit Handan Sultan im Gespräch nahe der Gemächer von Ahmed.
Als ich mich zu Ihnen gesellte und Handan Sultan begrüßte konnte ich nicht anders und stellte die Fragen, die mich die ganze Nacht lang nicht losließen.
"Ich wollte mich bei Ihnen bedanken. Das Amulett was ihr mir in dieser Nacht gegeben hattet, hat mich und das Leben von Ahmed geschützt. Eure Gebete haben mich gerettet. Eure Religion und Ihr Glaube hat mich beschützt."
Die ganze Zeit über hörte er meinen Erzählungen mit einem leichten lächeln im Gesicht zu
"Ich habe da eine Bitte... Ich weiß nicht ob es möglich ist,  oder ob es angenommen wird, doch ich möchte mich mit meinem ganzen Herzen eurer Religion anschließen" brachte ich mein Entschluss zu Wort.
In Handan Sultans Augen sah ich aufrichtige Bewunderung.
Meine Entscheidung stand fest.

Noch in der selben Stunde legte ich vor dem Geistlichen und Haji als Zeugen die Schahada (Glaubensbekenntnis im Islam) ab.
Ich sprach die Wörter des Geistlichen eins für eins nach.
"Möge Gott deine Bekenntnis annehmen" beendete er seine Predigt.
"War das schon bereits alles?" Ich war verwundert das alles so einfach von sich ging.
"Ein Moslem zu werden ist einfach, doch wie einer zu leben ist schwierig" entgegnete Haji 
"Wie lebt denn ein richtiger Moslem?" fragte ich neugierig nach
"Du wirst alles mit der Zeit erlernen, doch die Wichtigsten werde ich dir jetzt sagen. Man darf nicht stehlen. Du darfst nicht die Ehre anderer beschmutzen und man darf sich nicht schlafen legen, während deine Mitmenschen hungrig zu Bett gehen. Man darf nicht lügen, nicht verleumden und auch nicht die eigene Macht ausnutzen um den Schwächeren zu schaden"

Anastasia-The story of a Queen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt