Kapitel 9

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Der nächste morgen begann.Der Ablauf des Tages war immer dasselbe.Den Schlafplatz aufräumen, für weitere Ordnung im ganzen Raum sorgen und anschließend zu morgen essen.
Während alle anderen noch gemütlich an Tischen saßen fiel mir heute ein kleiner Junge mit braunen Locken ins Sichtfeld.

Wer mag er wohl sein?

Seine Art und sein süßes Grinsen welches er die ganze Zeit im Gesicht hatte ließ in so süß wirken.Er erinnerte mich an meine kleine Schwester mit seiner Art und ich bekam augenblicklich Heimweh.Wie ich meine Familie doch vermisste.
Ich warf den Gedanken wieder weg und beobachtete ihn weiterhin.
Er starrte die ganze Zeit auf die Maronen die heute auf einem Grill in diesem Raum geröstet wurden.
Er streckte seine Hand nach einer von ihnen aus und verbrannte sich an den Fingern in den darauffolgenden Sekunden.

Ich ging direkt zu ihm, kniete mich hin und pustete auf seine kleinen Finger, in der Hoffnung so den Schmerz ein wenig lindern zu können.
Ein weites Grinsen bildete sich dabei auf seinem Gesicht als er mich beobachtete.
Ich warf einen Blick auf die noch am Gitter stehenden Maronen und begann mit ihm zu reden.
"Magst du sie so sehr?"
Ein schnelles nicken folgte darauf mit seinem Kopf bevor er seine kleinen Finger anhob und daran abzählte
"Ich mag Nüsse, Walnüsse, Maronen.Mein älterer Bruder lässt es für mich herrichten"gab er lächelnd von sich.
Ich nahm einer der Maronen vorsichtig in die Hand pustete drauf um die Wärme zu vermindern und schälte sie.

Er beobachtet mich die ganze Zeit und ich gab ihm daraufhin die geschälte Marone.Seine Augen schienen noch mehr zu leuchten als er sie in den Händen hielt.
Wir redeten über alles mögliche und wobei er immer lachen musste.

Wie ich den kleinen Jungen jetzt schon mochte.

Aus dem Blickwinkel sah ich eine Frau in den mittleren Alters auf uns zukommen.Sie schaute mich eine Weile an bis sie sich wieder dem kleinen Jungen gegenüber mir wendete
"Mein Prinz, hier seit ihr also.Deine Mutter wartet schon die ganze Zeit auf dich.Wir müssen los"

Der Prinz?!

Das hatte er also mit seinem Bruder gemeint.Der Sultan ist dann also sein älterer Bruder.
Wie alt kann denn er denn sein, wenn dieser kleine Junge vor mir der Prinz sein soll.
Eigentlich nichts so alt.
Doch das würde aber wiederum nicht wieder mit dem übereinstimmen, was man mir erzählt hatte.

"Wir hatten hier aber so schön zusammen gespielt ich möchte hier nicht weg" gab er trotzig von sich.
Sie aber schien aber am Ende ihrer Nerven zu sein, nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen.
"Es geht nicht, wir müssen jetzt gehen"erwiderte sie, warf einen haschen Blick auf mich, bevor sie den Prinzen an der Hand packte und mit sich zog.

Was ist denn mit ihr los?
Ich konnte einfach keinen Reim auf ihr Verhalten herstellen.Hat denn hier jeder etwas gegen mich?

Ist es mir auch nicht gestattet, mit einem Jungen zu reden?

Der kleine drehte sich im gehen noch zu mir um und ich winkte ihm zurück.Diese Geste brachte ihm einen süßen Lächeln ins Gesicht und erwärmte mein Herz.

Gegen Abend wurde jeder im Raum anwesenden Mädchen beauftragt ihre Bettlaken zu wechseln und neue in einem mir unbekannten Raum im Palast abzuholen.
Cennet begleitete mich zum ersten und letzten Mal in diesem Raum.Mehrere Frauen in weißen Schürzen und Hauben falteten Wäsche andere wuschen sie auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes auf einem Waschbrett.
In einem großen Regal, was eine ganze Wandseite annahm waren stapelweise Bettwäsche gefaltet und sorgfältig aufeinander gestapelt.
Cennet ging vor während ich ihr folgte.
Sie nahm eines der Stapel und drückte sie mir in die Hände
"Hier nimm diese neuen, beziehe sie und später kannst du dann die dreckigen Bettlaken herbringen"sobald sie mir diesen einen Satz gesagt hatte war sie dabei wieder raus aus dem Raum zu huschen.
"Und was ist mit dir?"
Sie drehte sich um "Geh du. Bülbül erwartet dich schon"und  ließ dabei meine Frage unbeantwortet.
Irgendwas heckt sie da bestimmt wieder aus und ich bin mir fast schon sicher, dass sie sich wieder mit dem Soldaten treffen wird.

Ich ließ sie gehen.

Während Cennet den Gang nach rechts folgte nahm ich den linken Gang, der wieder zurück zum Zimmer führen sollte.Die Gänge wurden vom schwachem Licht der Fackeln an den Wänden beleuchtet.
Ich hoffte innerlich dass ich mich nicht schon wieder verlief und versuchte mich an bestimmte Merkmale in den Gängen zu orientieren.Kurzer Zeit später hatte ich das Gefühl, dass ich mich in den dunklen Gängen dieses gigantischen Palastes verirrt hatte.Weiter hinten sah ich mehrere Personen in dunklen Umhängen in den Gang abbiegen, in dem ich mich befand.Ich drückte mich an eine Vorhebung an der Wand, die mich bedeckte.

Ich wagte mich nicht zu bewegen.Stille trat ein bevor das mir bekannte Geräusch zu hören war, als ich versehentlich die Geheimtür geöffnet hatte.
Wer waren diese Leute?

Ich wartete noch einige Sekunden bevor ich mich wieder rührte und zu der Wand ging an der ich den Betätiger vermutete.Ich legte den Stapel an Wäsche auf dem Boden bevor ich mich daran machte den Betätiger zu finden, doch vergeblichs.Ich fand ihn nicht.
Nicht wunderlich bei der Dunkelheit und dem Zufall bei der ich ihn betätigt hatte.

Ich hörte Schritte auf mich zukommen und ich ließ von der Wand ab.Cennet kam um die Ecke
"Mahpeyker?"

Kein Wunder sie hatte mich bestimmt schon bei Bülbül erwartet.

"Anastasia" gab ich nochmals zurück.Wie können die diesen Namen der zu mir gehört einfach nicht annehmen.
Sie kam mit genervten und schnellen Schritten auf mich zu
"Ich lebe schon so lange im Harem und ich schwöre bei Gott, ich habe in meinem Leben noch nie so ein stures Mädchen wie dich gesehen.Jetzt sag mir was machst du noch hier?"
Ich stemmte meine Hände in die Seiten "Nichts.Ich suche nach einer Gelegenheit um heute von hier zu fliehen" gab ich provokant zurück.
"Heute geht es leider nicht, such dir einen anderen Tag aus um von hier zu fliehen"
Ich schaute sie verwirrt an.
Was meint sie damit?
Ich nahm den Stapel den ich vorher auf den Boden gelegt hatte wieder in meine Hände und Cennet zog mich direkt am Arm weiter den Gang entlang.
Will sie mich noch umbringen, bei der Geschwindigkeit die sie einlegt fliege ich noch hin.Ich bemühte mich ihr zu folgen.

"Der Glücksvogel war wohl heute auf deiner Seite"
"Was für einen Glücksvogel, über was redest du da gerade?"
"Der Sultan hat heute nach dir verlangt.Wir sollen dich schnell vorbereiten und dann geht es ab mit dir in seinen Gemächern.Heute wirst du bei ihm sein"
Auf ihrem Gesicht schlich sich ein Grinsen bei der sich mir die Haare aufstellten.

Nein!Nein! Das kann nicht sein!
Warum ich?!

Ich merkte nicht wie ich in einem Raum gebracht und gewaschen wurde.Man steckte mich in ein armelloses weißes Kleid.Man parfümierte mich und meine Haare wurden leicht gewellt.
Das alles für die heutige Nacht.Meine wahrscheinlich letzte.
Mir ging das Bild von dem Mädchen vor Augen.Die, die letzte Nacht zu ihm geschickt wurde.
Tränen bildeten sich in meinen Augen.
Das war es wohl.Es gibt kein Entkommen mehr, keine bevorstehende Flucht aus diesem Palast.

Wörter die sie mir die ganze Zeit einredeten prallten an mir ab. Keiner drang zu mir hindurch.
Ich nahm alles berauscht war.

War das alles echt?

Ich merkte nur wie ich in Begleitung von Cennet und Bülbül der vor uns war durch verschiedene Gänge gebracht wurden.Neben mir auf beiden Seiten und jeweils hinter mir waren Männer platziert.Alle hielten einen gewissen Abstand zu mir doch sie sperrten mir alle Auswege aus diesem bevorstehenden Albtraum ab.
"Ich will das hier nicht!" brachte ich mit einer zittrigen Stimme hervor und versuchte mich aus diesem Albtraum zu befreien.
"Was willst du dann?" gab Cennet zurück "Sterben?Ich sag es dir nur einmal und ich warne dich, entweder du verbringst heute die Nacht mit dem Sultan oder du bereitest dir dein eigenes Grab vor"

Beide Wege werden in den Tod führen.Ich habe keine Wahl.

Sie nahm mein Schweigen als Antwort und wir gingen weiter.
Ein mir unbekannter Mann, der ganz in schwarz gekleidet war trat hervor und deutete mit seiner Hand mir weiterzugehen.Die Gefolgschaft an Leuten blieben stehen, nur noch er begleitet mich die wenigen Meter und ich trat in den Raum ein.

In die Höhle des Löwen.

Anastasia-The story of a Queen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt