Kapitel 48

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Safiye Sultan wurde in ein seperates Zimmer gebracht. Eine Ärztin wurde gerufen während ich und Halime Sultan auf weiteres draußen vor der Tür standen. Der kleine Prinz hingegen schien ahnungslos und unbeschwert von der Situation zu sein. Er zupfte an meinem Kleid und winkte mir mit einem breiten Lächeln zu.
Ich tat es ihm gleich. Ich mochte ihn wirklich sehr.
Ich bemerkte das Halime Sultan die ganze Zeit etwas auf der Zunge lag.
Sie drehte ihr Gesicht zu mir
"Sieh an was passiert ist. Wegen dir ist unsere Safiye Sultan krank geworden" auf ihrem Gesicht erschien ein schmunzeln.
Mitgenommen schien sie nicht zu sein.
"Was kann ich denn alles getan haben? Es war die Entscheidung ihrer Majestät" gab ich als Antwort zurück und zuckte unschuldig mit meinen Schultern.
"Wenn du es ernsthaft gewollt hättest, hättest du es verhindert. Jeder hier im Palast weiß wie sehr der Sultan dir zugeneigt ist. Oder bereust du etwa deine Taten?"
Als von mir keine Antwort kam fuhr sie fort
"Bist du traurig geworden?"
"Ich werd wohl nicht glücklich über ihren kranken Zustand sein. Am Ende ist sie die Großmutter vom Sultan"
Auf meine Antwort hin drehte Halime Sultan sich mit dem ganzen Körper zu mir und neigte sich mir zu
"An deiner Stelle würde ich darum beten, dass sie nicht lebend aus dem Zimmer raukommt. Denn sie hat eine schlechte Angewohnheit. Sie liebt es eine kleine Schlange zu töten bevor sie größer wird"
Ich schmunzelte über die letzte Andeutung die sie mir gegenüber machte.
"Da Sie ja noch am Leben zu scheinen sind, ist sie wohl nicht gut darin"
Auch auf ihrem Gesicht schien ein Lächeln.

Nicht kurz darauf erschien Ahmed in schnellen Schritten gefolgt von ihrer Mutter im Gang.
"Mein Sohn, deine Entscheidung-"
Ahmed hielt an und wandte sich seiner Mutter zu
"Mutter. Ich muss jetzt los zu der Kaserne der Janitscharen. Ich muss die Truppen vor der Expedition überprüfen. Später" waren seine einzigen Worte die er zu dem Thema übrig hatte, bevor er einen letzten Blick an mich wandte und verschwand.
Handan Sultan gesellte sich zu uns und Halime stellte die ersehnte Frage.
"Wie ist ihr Zustand?"
"Ihre Majestät hat geordert, dass Safiye Sultan bis zu ihrer Genesung noch in diesem Palast verweilen wird"
Keine so gute Nachricht.
Halime Sultan gab mir einen warnenden Blick.

Ich kehrte zurück zu meinem Zimmer und beschloss produktiv zu sein. Wenn ich hier leben will musste ich neben meiner Muttersprache auch die osmanische Schrift lesen und schreiben können. Ich nahm ein Buch heraus und öffnete eine Seite. Die schwarze Tusche stellte ich dabei auf ein kleines Tisch und schrieb die Schrift auf eine leere Seite im Buch ab, welches ich auf meinem Schoß platziert hatte.
Kaum hatte ich drei Zeilen geschrieben betrat Cennet mein Zimmer. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen kam sie herein und beobachtete mich bei meinen Übungen.
"Du scheinst Talent zu haben"
Ich ging nicht auf ihren Kompliment ein
"Ist was passiert?"gab ich monoton zurück
Sie setzte sich neben mich und sah mir eine Weile lang nur zu
"Ich erinnere mich an den Tag an dem du zum Harem gekommen bist-"
Ich schaute von meinem Buch ab und hörte ihr zu.
"-Du warst wie ein wilder Wolf. Du sagtest nichts anderes außer dass du deine Mutter und deine Familie vermisst. Nun sehe ich, dass du diesen Palast als dein zweites neues Zuhause angenommen hast"
"Versetz dich einmal in meine Lage Cennet. Leute, die du nicht einmal kennst reißen dich aus deinem Haus und von deiner Familie. Wie würdest du dich fühlen?"
"Ich weiß ganz genau was für ein Gefühl das ist. Ich habe genau das gleiche durchgemacht wie du"
Ich schloss mein Buch und stellte es auf dem Tisch vor mir ab
"Doch anders als du, habe ich mich gefreut hier zu sein. Ich kam aus einer sehr armen Familie, deswegen war dieser Ort hier meine Rettung. Weisst du was? Der ehemalige Sultan hatte mich sehr geliebt"
Der letzte Satz kam unerwartet und ich zog verwundert meine Augenbrauen hoch.
"Er hatte mich geschätzt und immer auf Händen gehalten"
"Dich?" fragte ich erneut
"Ja, genau mich" kam erneut die Antwort von ihr
"Ich bin nicht immer so gewesen. Ich sah nicht immer so aus" dabei deutete sie auf ihre tiefe, lange Narbe die auf ihre Wange war.
Ich war gespannt ihre Geschichte zu hören. Noch nie hatte sie sich so offen mir gegenüber gezeigt.
Man kannte sie sonst immer als die strenge Cennet.
Nicht einmal habe ich etwas über ihre Familie, ihre Vergangenheit gehört.
Umso mehr war ich gespannt ihre Lebensgeschichte, ihre Erlebnisse zu hören.
"Ich war genauso jung wie du. Viele Konkubinen haben das Gesicht des Sultans nicht einmal gesehen, während ich die Chance hatte zweimal die Nächte mit ihm zu verbringen. Zweimal" auf ihrem Gesicht erschien ein Lächeln, als sie an die Momente dachte
"Ich hatte dir ja mal gesagt, ganz am Anfang. Erinnerst du dich an meinen Satz. Ich hatte dir gesagt, dass jeder der ein Herz besitzt nicht lange überlebt. Genau an dem einen Tag habe ich es selber erfahren müssen. In der Nacht hatte mich ihre Majestät ein weiteres mal gerufen, doch ich konnte nicht gehen"
"Warum?"
"Eines der Mädchen im Harem war eifersüchtig. Um mich aufzuhalten, hatten sie Gift auf meinem Kissen aufgetragen. Das Gift hat mein Gesicht verbrannt"
"Deswegen also-" ich wollte den Satz nicht beenden.
"Wie grausam!"meine Stimme wurde laut
Cennet sagte nichts weiteres mehr und legte nur ein leichtes Lächeln auf

Anastasia-The story of a Queen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt