Kapitel 27

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Am nächsten morgen schon wurde ich wieder zum Turm der Gerechtigkeit gerufen. Es war Safiye Sultan die mich gebeten hatte zu kommen. Ich folgte ihrer Bitte und ging in Begleitung mit Cennet den Weg zum Turm.
Als ich die Treppen bestieg und wir ankamen, waren wir nicht die einzigen, die sich dort befanden. Safiye Sultan, die bereits aus dem Fenster etwas zu beobachten schien, war bereits mit Bülbül anwesend. Als ich in einen Knicks überging und meine Anwesenheit bekannt tat, schaute sie mich lächelnd an und bat mich zu sich
"Komm zu mir und sieh zu"
Alles was ich durch das Fenster sah, warf nur noch mehr Fragen in meinem Kopf auf. Ältere Herren, darunter auch welche im mittlerem Alter waren aufgereit in Mitte des Hofes. Sie alle trugen lange dunkle Gewänder in den verschiedensten Farben und einen Turban. Auf der anderen Seite standen Soldaten in ihrer roten Kleidung in mehreren Reihen auf.
Auf dem Boden waren rote Teppiche
ausgerollt, auf denen mehrere Gläser und Kruge mit Wasser platziert waren.
In mitten all diesem war am Eingang zum Palast ein Thron aufgestellt worden.

"Wer sind sie und warum sind sie hier versammelt?" fragte ich meine Fragen an Cennet gewandt
"Die Soldaten kommen her um an jedem dritten Monat ihren Gehalt, für die Pflichten die sie für das Reich leisten zu kriegen. Reis und Fleisch werden an dem Tag auf Tellern serviert. Diese Männer hier stehen in Reihe um das ihnen gereichte Essen zu teilen. Befolgen die Männer diesem Ritual und essen das Gericht was ihnen angeboten wird, ist es ein Anzeichen, dass sie zufrieden mit ihrem Leben und den Umständen sind, tun sie es jedoch nicht, ist es ein Zeichen der Rebellion" beantwortete Cennet mir meine Frage.

Ein lauter Ruf ertönte und gab die Ankunft des Sultans bekannt. Alle im Hof anwesenden verbeugten sich vor ihm. Begleitet von Derwisch hinter ihm und vier Wächter betrat er den Hof und setze sich auf seinen Thron.
Derwisch stand links neben ihm. Mit einer Handbewegung gab er seinen Untertanen mit sich zu erheben.
In einer lauten und kräftigen Stimme fing er an
"Meine Soldaten, Janitscharen, Diener und Minister dieses Reiches. Ich will jedem hier mitteilen, dass die Krönungsbelohnung heute aufgrund von Zuständen die nicht kontrollierbar sind, nicht verteilt werden kann..."
Ein Raunen und verwirrte Gesichter waren die Antwort auf seine Ankündigung. Keiner wagte es jedoch, dem Sultan des Landes zu widersprechen
"...aber Ich will das ihr mit reinem Gewissen hier seit. Ihr werdet noch rechtzeitig euer Gehalt erhalten. Das versoreche ich"

Handan Sultan, die Mutter von Ahmed betrat mit zwei Dienerinnen den Turm. Alle im Turm anwesenden gingen in einen respektvollen Knicks über, mich eingeschlossen. Cennet und ich verließen das Fenster und gingen wie alle weitere Dienerinnen in den hinteren Bereich um die Sicht für sie nicht zu versperren.
"Mein Sultan" gab sie respektvoll an Safiye Sultan.
Die Situation war angespannt. Selbst über Handan Sultan schien ich ein Ausdruck von Sorge zu erkennen.

Ein Seitenblick von Ahmed an Derwisch genügte
"Und nun teilt und genießt das euch gereichte Essen" hallte Derwischs Stimme über den Hof.
Eine Sekunde, zwei Sekunden und weitere auf seine Ankündigung folgten, doch keines der Soldaten bewegte sich auch nur von seinen Plätzen.

Ein schlechtes Zeichen für Ahmed.

"Nur um alles erdenkliche zu tun, um uns von diesem Palast zu verbannen, hast du deinen Sohn ins heiße Feuer geworfen" gab Safiye Sultan an Handan.
Die Atmosphäre die sich ausstrahlte und das Knistern in der Luft, waren dieselbe wie vor ein paar Wochen.
Handan konterte diese Bemerkung mit einem wütenden Seitenblick.
Wenn Blicke tatsächlich töten könnten, dann hätte sie es wahrscheinlich gerade getan.
Safiye schien dies nichts auszumachen, sie schaute lediglich seelenruhig dem Geschehen, dass sich vor unseren Füßen im Hof abspielte zu.
"Soldaten! Zu den Tellern!" hallte es nun lauter von Derwisch.

Schon wieder bewegte sich keiner.

Die Luft schien vor Spannung zu knistern.
Ich merkte das Ahmeds Augen jeden einzelnen Soldaten absuchte und beobachtete. Seine Haltung, die vorher ruhig war wurde angespannter. Er schnellte von seinem Thron auf
"Was hat das hier zu bedeuten!" kam es sichtlich aufgebracht von ihm.
Einer aus den Reihen der schwarz gekleideten Soldaten übernahm das Wort.
"Unser Sultan, sie haben es uns versprochen. Wir haben ihnen genügend Zeit gegeben. Dennoch verweigern sie uns unseren Gehalt. Wir wollen das, was uns als Recht zusteht. Tun sie es nicht heute, so haben wir keine Scheu, es mit Gewalt zu kriegen!"
Auf seinem Wort hin zückten alle seine Schwerter.

Die Soldaten hatten eine Rebellion gestartet.
In schnellen Schritten liefen sie mit gezückten Schwerter auf den Sultan los. Die Wächter sprangen schützerisch vor dem Sultan, doch auch Ahmed nahm seinen Schwert, das von eines seiner Wächter gereicht wurde entgegen.
Eine Linie bildeten dabei die Wächter des Sultans, auf der gegenüberliegenden Seite eine weitaus überwiegende Mehrzahl an Soldaten, die alles dran setzten heute das zu bekommen was ihnen im Recht lag.
Die in roter Kleidung gekleideten Janitscharen, die bekannt dafür waren dem Sultan stets treu ergeben zu sein beteiligten sich nun ebenfalls an der Rebellion.

"Ihr Rebellen ihr werdet für euren Aufstand zahlen. Enthauptet alle die es wagten, mir einen Schwert zu ziehen" waren die letzten Worte von Ahmed, bevor die Hölle ausbrach.
Schwerter klirrten auf Schwerter.
Es waren zu viele und schon bald brach die Mauer und einer der Rebellen erhob seinen Schwert auf Ahmed.
Noch im letzten Moment konnte dieser von eines seiner Wächter blockiert werden.
Ahmed konnte dem Geschehen nichts mehr anhaben ihn nicht mehr aufhalten. Er hatte die Kontrolle über seine Soldaten, seine Untertanen verloren.

Derwisch zog ihn mit zu den Toren, die ihn in die Sicherheit des Palastes brachten. Einige seiner Wächter gaben ihm Deckung.
Die Toren des Palastes schlossen sich.
Ahmed war in Sicherheit.

Für den Moment.

Ich wusste nicht was die Zukunft für ihn bringen wird, doch eines war klar, ihm stand ein hoher Berg entgegen den er erklimmen musste.
Erst dann würde wieder Frieden zwischen ihm und seinen Untertanen herrschen.

Anastasia-The story of a Queen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt