Wir hatten geschwiegen.
Henna hatte sich im Stillen um Aaron gekümmert und Entwarnung gegeben. Im Kampf wäre er keine große Hilfe aber die Wunden waren alle nicht lebensbedrohlich. Wir hatten genug Sachen da, um dafür zu Sorgen, dass sich nichts entzünden würde.
Mittlerweile schlief er in Hennas Lager tief und fest.
Selber hatte ich mich beim Eingang niedergelassen, da an schlafen sowieso nicht mehr zu denken war.
Nex war noch nicht wieder aus den Schatten gekommen, Karlic redete mit Henna irgendwo. Wo Cato war, wusste ich nicht. Irgendwo hier unten, aber anscheinend wollte er alleine sein.
Shade schlürfte gerade auf mich zu und ich schenkte ihn ein Lächeln.
„Na Kleines? Über was denkst du gerade nach?“, fragte er als er sich seufzend neben mich fallen ließ.
So viel zum Thema das er unverletzt war, aber anscheinend waren nur ein paar Rippen geprellt.
„Nichts weiter.“, log ich.
Nur über mein Leben.
Wie ich uns hier alle lebend raus bringen sollte.
Cato...
„Du bist mies im Lügen.“, erklärte er grinsend und ich schnaubte.
Gerade als das Schweigen zwischen uns unangenehm werden wollte, ertönte die Hymne von Panem. Anscheinend war der Tag offiziell vorbei.
Hier unten hörte man sie kaum, aber immerhin erschienen die Gesichter der Gefallenen.
Als erstes erschien das Gesicht des Jungen, den Cato umgebracht hatte. Er sah ihm wirklich verflucht ähnlich, bis auf, dass er natürlich um einiges Jünger war. Danach kam das Gesicht eines Mädchens, welches ich nicht kannte. Ein Mädchen aus dem Kapitol.
Danach kam die Frau aus Distrikt Eins und ich spürte, wie Shade sich neben mir anspannte. Schnell nahm ich seine Finger in meine, während ich auf das nächste Bild wartete.
Es war der Mann aus Distrikt Fünf, gefolgt von der Frau. Auch wenn es mir leid um die beiden tat, seufzte ich erleichtert auf. Bryony und Finn waren noch am Leben. Als nächstes und letztes tauchte die Frau aus Distrikt Neun auf.
Karlic keuchte auf und mein Blick huschte zu ihm. Sein Gesicht war regelrecht weiß geworden uns seine Augen quollen fast heraus.
„Entschuldige mich.“, erklärte ich an Shade gewandt und stand auf, um zu Karlic zu gehen, der immer noch an die Decke starrte.
„Karlic.“, versuchte ich ihn leise auf mich aufmerksam zu machen.
„Sie hat nie jemand etwas getan.“, flüsterte er leise, „Sie hatte immer auf die Kinder im Distrikt aufgepasst.“
„Tut mir Leid Karlic.“
„Wir können nicht alle retten.“, brachte er hervor. Es schien ihm erst jetzt bewusst zu werden und es tat mir leid für ihn. Ich wusste, dass mit der Erkenntnis ein Teil seiner fröhlichen Art sterben würde. Ein weiterer Jugendlicher, der nach der Arena nicht mehr so sein würde, wie er davor war.
Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte drückte ich den Jungen kurz an mich. Seine Arme schlangen sich sofort um mich und ich ließ es für einen Moment zu. Vielleicht brauchten wir beide für einen kurzen Moment eine Stütze.
Die nächsten Tage vergingen fast Bedeutungslos.
Wir suchten, fanden jedoch nichts. Nicht einmal andere Tribute.
Auch keine Bryony und Finn.
Es war zum verzweifeln aber Nex meinte, dass dies normal sein konnte.
Die Arena an sich war riesig. Wenn man sich verstecken wollte, war es nicht schwer.
Immerhin hatte ich mittlerweile einmal die komplette Arena durchlaufen.
Am meisten fragte ich mich, für was die riesige Eingangstür in der ersten Etage über der Erde bringen sollte, aber auch Nex konnte mir darauf keine Antwort geben. Einige Tribute hatten schon versucht sie zu öffnen und dabei ihr Leben gelassen, da diese Etage einfach eine riesige Halle war. Nirgendwo konnte man sich vor anderen verstecken.
Aaron erholte sich, dank Henna, schnell von seinen Verletzungen.
Schlaf technisch hatte ich die Leichteste und Feigste Methode gewählt.
Henna und ich teilten uns einen Schlafplatz.
Trotzdem fühlte ich mich nicht wohl.
Gefangen in dieser Arena, stellte ich erst fest, wie sehr ich Cato eigentlich brauchte.
Es wurde Zeit ihm das zusagen.
Dummerweise, waren immer andere mit dabei, wodurch es schwierig wurde, überhaupt einmal an ihn heranzukommen.
Diese Nacht, war jedoch anders.
Seit zwei Nächten gab es schon keine Toten mehr. Anscheinend hatte auch der Kerl aus Distrikt Eins keine Lust mehr oder brauchte zumindest eine Pause.
Ich konnte wieder einmal nicht schlafen, während Henna an mich gekuschelt tief und friedlich schlief.
Mein Blick huschte zum Lager von Cato und Shade. Die beiden hatten ausgemacht, jeweils abwechselnd Wache zu halten, auch wenn es nicht wirklich nötig war. So war jedoch für jeden genug Schlafmaterial da.
Shade schlief ebenfalls tief und fest, was sein Schnarchen zeigte. Der Mann wurde mit jeden Tag unruhiger, da wir Bryony nicht fanden. Gleichzeitig war ihr Bild jedoch auch noch nicht unter den Gefallenen aufgetaucht. Wir konnten also nur hoffen schneller zu sein. Es wunderte mich jedoch trotzdem, dass er auf einmal so friedlich schlief und ich vermutete, dass Henna ihn Schlafsirup unter gemischt hatte.
Vorsichtig kämpfte ich mich neben ihr frei, was nicht so einfach war, dar ihre Finger in mein Shirt festgekrallt waren.
Irgendwie schaffte ich es jedoch und konnte endlich aufstehen, um nach Cato zu suchen.
Er saß nicht wie Shade und ich den einen Tag neben den Eingang, sondern direkt im Schatten darin.
Wenn jemand angerannt kommen würde, hätte er wahrscheinlich das Pech, über Catos langen Beine zu stürzen.
Ich wurde nervös und ich hasste es. Konnte es nicht einfach wieder so sein, wie noch in Distrikt Zwölf? Wo ich einfach jeder Zeit zu ihm konnte, ohne Angst oder Sorgen vor ihm? Wo ich einfach alles vergessen konnte.
„Cato?“, machte ich ihn auf mich aufmerksam, auch wenn ich sicher war, dass er mich schon gehört hatte.
„Solltest du nicht schlafen, Primrue?“, gab er leise zurück.
„Ich konnte nicht.“
Kurz schaute er auf, aber meine Augen hatten sich noch nicht wirklich an die Dunkelheit gewöhnt, wodurch ich seinen Gesichtsausdruck nicht deuten konnte.
„Willst du dich setzten?“
Nickend kam ich seiner Aufforderung nach, wusste aber gleichzeitig nicht, wie nah ich an ihn herankonnte.
Früher hätte ich mich einfach so nah hingesetzt, das wir uns seitlich komplett berührten aber jetzt war ich mir da nicht mehr sicher. Andere Bilder kamen bei diesen Gedanken in meinem Kopf auf. Bilder aus der Nacht, in der wir hier hergebracht wurden und schnell verdrängte ich sie.
„Tut mir Leid?“, brachte ich nach einer Weile hervor.
„Was?“, fragte Cato und wieder wusste ich nicht, was ich sagen sollte.
Alles. Nichts.
„Das wir hier sind.“, brachte ich nach einer Weile heraus.
„Das ist wohl kaum deine Schuld. Du kannst nichts dafür, dass Nio ein krankes Aas ist.“
„Du weißt das er Nio ist?“
Jetzt erkannte ich sein grinsen.
„Ich hab meine Möglichkeiten Dinge herauszubekommen.“
So genau wollte ich das gar nicht wissen...
„Cato ich...“, begann ich wieder leise. Ich atmete tief ein; nutzte die Dunkelheit um uns, um mir Mut zuzusprechen. „Ich wollte dir etwas sagen.“
„Dann raus damit. Du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn etwas ist.“
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, ehe ich weitersprach. Fast zu schnell aber ich hatte Angst, dass mich der Mut verließ. Warum war es so viel schwerer jemanden die Wahrheit zusagen, als um sein Leben zu kämpfen?
„Cato. In der Nacht, in der wir entführt worden...“
„Nicht Primrue.“; versuchte er mich zu unterbrechen, doch ich ließ es nicht zu.
„Ich bereue es nicht. Nicht eine Sekunde.“, brach es aus mir heraus und ich starrte ihn an.
Cato starrte zurück.
Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz gleich aus meiner Brust sprang.
Gerade als Cato seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, wurde er jedoch von einer Durchsage unterbrochen.
„Achtung liebe Tribute. Wir haben beschlossen, den Reiz dieser Spiele etwas zu erhöhen.“
Ich wusste es konnte nichts gutes kommen und dennoch schockte mich die Nachricht.
„In genau fünf Tagen, von heute an, wird die Arena mit einem Giftgas geflutet. Es wird nur eine Atemmaske zur Verfügung stehen.“
Geier hatte genug. Er wollte uns tot sehen. Bald.
„Natürlich ist diese Maske gut versteckt und bewacht. Ihr solltet also entweder suchen anfangen oder damit beginnen, eure Anzahl zu dezimieren... Möge das Glück stets mit euch sein.“
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Primrue Mellark 2 | Ungewolltes Schicksal
FanfictionTeil 2 (Teil 1 hier: http://www.wattpad.com/story/14799951-primrue-mellark-ungewolltes-erbe) Mein Name ist Primrue Mellark und ich habe meine Spiele gewonnen, doch nicht ohne einen furchbaren Preis dafür zu zahlen. Zurück in meinem Distrikt will ich...