Am Anfang versuchte ich mir noch den Weg, den wir gingen, zu merken, während ich neben Henna her stolperte. Schnell verlor ich jedoch die Übersicht über Gänge, Abbiegungen, Zimmer, die mehr als Durchgänge dienten und Treppen. Ob sie mich absichtlich so verwirrend führte, oder diese Gegend wirklich eher einen Labyrinth glich, konnte ich dabei nicht sagen. Wenn ich mich jedoch an Geier erinnerte, war ich mir sicher, das ehe zweiteres stimmte. Zwar liebte er einen guten Kampf Tribut gegen Tribut, aber ich konnte mir vorstellen, dass er auch grausame Fallen liebte. Ich dachte nur zurück an die niedrige Hölle, oder das Flussbett, welches sich weniger Sekunden gefühlt hatte und Tributen das Leben gekostet hatte. Auch die Mutationen, die perfekte Klone von meinem Vater und Finnick Odair, als sie jung waren, war, wollten sich in meine Gedanken schleichen, doch ich drängte sie sofort wieder nach hinten in meinen Kopf. Verschloss sie hinter einer Tür, die ich so bald nicht wieder öffnen wollte.
Henna blickte immer wieder verstohlen zu mir auf. Am Anfang versuchte ich es zu ignorieren aber es fühlte sich lästig an.
„Was?“, knurrte ich sie deshalb ein wenig zu aggressiv an, was sie sofort zusammen fahren ließ.
„Entschuldige“, versuchte ich es noch einmal, „aber es macht mich nervös ständig beobachtet zu werden. Wenn du etwas wissen willst, frag es.“
Henna reagierte immer noch mit schweigen. Ich wollte es schon darauf beruhen lassen, als sie neben mir mit den Schultern zuckte.
„Ich dachte nur du wärst irgendwie Größer.“, gestand sie. Meine Augenbraue wanderte wie von alleine nach oben, als sie es noch einmal versuchte: „Irgendwie wirktest du im Fernsehen eben größer.“
„Das Fernsehen zeigt nicht immer die Wahrheit. Das solltest du mittlerweile wissen.“ Schuldbewusst schaute sie wieder auf den Boden und ein trauriger Blick trat in ihre Augen.
„Außerdem kommt es nicht auf die Größe an.“ Ich wusste nicht, warum ich so sehr darauf erpicht war, dieses Mädchen zum lächeln zu bringen, aber als sie es tat, war ich erfreut darüber. Jedoch war sie nicht mehr das Mädchen von dem Bild. Ihre unschuldigen Augen von damals, wirkten jetzt traurig. Das Lächeln erreichte sie nicht und verschwand auch wieder schnell von ihren Lippen. Sie war dünner und sah kränklich aus, als noch auf dem Bild.
„Geht es dir gut?“, fragte ich vorsichtig. Zu schnell nickte sie.
„Ich bin okay.“ Sie hätte auch gleich Lüge auf ihre Stirn schreiben können, aber ich tat so, als würde ich ihr glauben.
Immer wieder gingen wir nun durch eindeutige Schleichwege und kletterten mehr Treppen herunter, als das man sie noch gehen konnte.
Vollkommen darauf konzentriert nicht zu stolpern, verstummte unser kleine Konversation komplett.
Unsere Umgebung änderte sich von dem sauberen Stahl, zu abgenutzten Platten und Stahlbalken, die eine hohe Decke stützten. Mehrere Ebenen waren in der schlecht beleuchteten Halle zu sehen.
„Wie viele Etagen hat die Arena?“
„Zu viele“, gestand Henna. „Das hier ist die unterste, zumindest vermuten wir das.“
Ich drehte mich zu ihr, um ihr in die Augen zu schauen.
„Ihr vermutet es?“
Henna zuckte mit den Schultern.
„Ich war nicht so erpicht darauf, herauszufinden, ob unter uns noch mehr ist. Niemand kommt je so tief, deswegen ist es hier ziemlich sicher.“
Ich spürte die Veränderung in der Luft, bevor es passierte. Jedoch blieb mir nur Zeit, mich selber dafür zu verfluchen, diesem kleinen Mädchen so schnell zu vertrauen. In der nächsten Sekunde spürte ich die Klinge auch schon nah meiner Kehle. Ein Männerkörper presste sich von hinten an mich heran und umschlang meinen Körper, damit ich mich nicht mehr bewegen konnte. Er war eindeutig breiter als ich. Sein ganzer Körper schien nur aus Muskeln zu bestehen, was meinen Mut nur weiter sinken ließ. Gegen so jemanden, hatte ich keine Chance.
„Warum hast du sie hier her gebracht Henna?“ Die tiefe Stimme, die hinter mir das Mädchen an knurrte, passte zu den Konturen die ich spüren konnte. Kalt, kontrolliert.
„Du wolltest sie doch suchen!“, verteidigte sich das Mädchen schmollend.
„Suchen! Nicht hier her bringen! Zumindest nicht ohne Sicherheitsmaßnahmen! Das ist ein Unterschied.“
„Jetzt ist sie aber da und du bist unhöflich.“ Ich wusste nicht ob ich erstaunt darüber sein sollte, dass das Mädchen den Kerl hinter mir zu rügen schien oder darüber, dass dieser Seufzend nachgab. Die Klinge entfernte sich langsam von meiner Kehle, wodurch ich erleichtert schluckte. Auch die Hand lockerte sich ein wenig, jedoch nicht weit genug, als das ich Schwung holen konnte.
Aber so stehen bleiben wollte ich auch nicht. Es widersprach meiner Natur, so ausgeliefert zu sein. Ich hasste die Schwäche.
Also drehte ich mich um, und versuchte nicht verlegen auf die breite Männerbrust zu starren, die vor mir auftauchte, sondern meinen Nacken zu strecken, um zu ihn auf zuschauen. Dieser Mann war nicht nur trainiert. Allein seine Haltung und wie sich das Shirt über seinen Körper spannte, zeigte mir, dass er eine Kampfmaschine war.
Mitte zwanzig, mit kurzen Haaren und Drei Tage Bart sah er verwegen aus. Seine Augen waren es jedoch die mich verwirrten. Blaue Seen schauten mir misstrauisch entgegen aber gleichzeitig schien eine Einsamkeit darin zu herrschen, die ich nur zu gut kannte.
„Du siehst nicht gerade wie einer der Teenager aus.“ Keine wirklich gute Aussage, aber besser als wenn wir uns weiter nur gegenseitig anstarrten.
„Ich bin ein besonderer Gast.“ Bei dem Wort 'Gast' zuckte sein Mundwinkel leicht nach oben, erreichte jedoch nicht seine Augen.
„Du bist also dieser Nex?“
„Live und persönlich.“ Sein Blick hing noch einen Moment an mir fest, bevor er wieder zu dem Mädchen schaute. „Und du. Solltest du nicht hier bleiben und warten?“
„Ich wollte dir helfen. Außerdem hab ich sie gefunden, im Gegensatz zu dir!“
„Und mich dabei zu Tode erschrocken.“ Seine Sorge um das Mädchen schien echt, was ihn mir ein wenig vertrauenswürdiger machte. „Als die Kanone zu hören war und du nicht hier warst, als ich wieder kam, war ich mir sicher, es wäre du gewesen!“
„Tut mir Leid.“, murmelte Henna, doch mich hatte etwas anderes an der Aussage interessiert.
„Kanone? Ich hatte nichts gehört.“
„Man hört sie nur wenn man auf der gleichen Etage ist.“
„Jemand ist also gestorben?“
„Ja.“ Seine Aussage klang mehr wie ein seufzen.
„Wer?“
„Kann ich noch nicht sagen. Wir erfahren es immer nur am Abend. Einzige Möglichkeit um hier zu wissen, wann ein Tag vorbei ist, wenn man sich nicht gerade in den obersten zwei Etage aufhält.“
Ängstlich nickte ich und versuchte mir meine Sorge nicht anmerken zu lassen.
„Geht es dir gut?“ Im ersten Moment war ich sicher, das Nex, mit Henna sprach, doch als diese nicht Antworte, schaute ich auf und somit direkt in seine Augen.
„Ja mir geht es gut. Nur noch etwas benebelt von dem Zeug, mit dem sie uns betäubt haben.“
Nicht wirklich überzeugt nickte er mir zu.
„Gut, wir Zwei haben viel zu tun.“
„Ach ja?“ Ich schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue entgegen.
„Ja.“
„Und für was brauchst du mich.“
„Um hier herauszukommen und Asu in den Hintern zu treten.“
„Wer ist Asu?“, fragte ich verwirrt.
„Asu Reala. Du kennst ihn gut. Er war auch Hauptspielmacher in deinen Spielen.“
„Oh, du meinst Geier.“ Dieses mal schaute auch Henna mich verwirrt an, bevor sie breit grinste.
„Ich hab mir nie die Mühe gemacht seinen richtigen Namen zu merken.“, gestand ich leise. Nex zuckte daraufhin nur mit den Schultern.
„Ist sowieso nicht sein richtiger. Er lebt nur seit einiger Zeit unter diesem.“
„Und woher weißt du das alles?“
„Sagen wir es so, ich mach ihnen seit einiger Zeit das Leben schwer und versuche ihn aufzuhalten. Leider hab ich erst vor drei Monaten festgestellt, dass ich nicht wirklich erfolgreich war. Da war es nur schon zu spät und ich war hier. Als Erster.“
„Deswegen hat er dich hier rein gesteckt und verlangt, dass du Jugendliche tötest?“
„Sein Plan geht nicht ganz auf, dass macht ihn wütend.“; gestand Nex.
„Warum hasst er dich so?“, fragte ich mit zusammengekniffenen Augen. Wieder zuckte er nur mit den Schultern. Nex schien immer noch entspannt, was seine nächsten Worte nur um so schlimmer machten: „Vielleicht weil ich ihn hasse? Vielleicht weil ich ihn an irgendetwas erinnere? Warum hasst ein Vater seinen Sohn? Ich hab die Antwort in sechsundzwanzig Jahren nicht herausgefunden.“
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Primrue Mellark 2 | Ungewolltes Schicksal
FanfictionTeil 2 (Teil 1 hier: http://www.wattpad.com/story/14799951-primrue-mellark-ungewolltes-erbe) Mein Name ist Primrue Mellark und ich habe meine Spiele gewonnen, doch nicht ohne einen furchbaren Preis dafür zu zahlen. Zurück in meinem Distrikt will ich...