Primrue Mellark 2 | Kapitel 41

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Meine Vermutung, das Rhage der Kopf dieser Meute gewesen war, stellte sich als richtig heraus.
So wie sie ihren Anführer fallen sahen, liefen alle kopflos durcheinander. 
Nur durch Zufall merkten sie, dass das Kraftfeld nicht mehr an war und so waren bald nur noch meine Verbündeten und ich in der Arena.
Endlich schaffte ich es, meine Beine und Arme wieder zu koordinieren, um zu Cato zu krabbeln. 
Er lag auf der Seite, so wie er umgefallen war, rappelte sich aber gerade selber auf, als ich bei ihm ankam. 
Ich zog ihn an mich und spürte sofort die Nässe seines Shirts.
„Cato“, keuchte ich seinen Namen, doch er schüttelte den Kopf.
„Schon okay.“
„Beinahe... er...“, stammelte ich und bekam kaum noch Luft, als es mir klar wurde.
Rhage hätte Cato beinahe umgebracht.
„Beruhig dich Primrue. Ich lebe noch.“
„Dank mir.“, mischte sich Flax ein und ich schaute zu ihm auf. 
Hinter ihm stand Meleena und lächelte mich entschuldigend an. Vorher hatte ich sie nicht einmal bemerkt, doch ich war zu sehr auf Cato fixiert gewesen.
Cato.
„Wo bist du verletzt?“, meinte ich wieder an ihn gewandt.
„Ich hab dir doch gesagt -“
„Wo?!“, unterbrach ich ihn herrisch und er seufzte, ehe er sich noch etwas weiter drehte und sein Shirt hochzog. 
An seiner rechten Seite war eine tiefe Schnittwunde, aus der das Blut sickerte.
„Henna“, rief ich nach dem Mädchen, was auch sofort zu mir gerannt kam, doch Finn hielt sie auf.
„Wir müssen hier raus, ehe es zu spät ist. Wenn das Kraftfeld wieder angeht, haben wir keine Chance mehr.“
„Halt den Mund Finn.“, brüllte ich ihn wütend an, doch Nex trat in mein Blickfeld.
„Er hat Recht Primrue. Henna kümmert sich draußen um ihn.“
Ich wollte auch ihm widersprechen, doch dieses mal hielt mich die Stimme von Cato auf.
„Ich komm klar.“
Wütend funkelte ich ihn an, doch ich konnte mich schlecht gegen alle behaupten.
Besonders wenn sie Recht hatten.
Finn war sofort an Catos Seite, als ich nicht mehr widersprach und half Cato auf.
Gemeinsam humpelten sie zur Tür und wir anderen hinterher.
Das Kraftfeld war wirklich noch aus und wir konnten nach draußen huschen. 
Die kühle Nachtluft war Balsam für meine Lungen, auch wenn der Anblick verstörend war. 
Um uns herum, waren überall Bäume in der Dunkelheit zu erkennen. Am Horizont Licht.
„Wo sind wir?“, fragte ich laut.
„Wenn ich mich nicht ganz Irre.“, begann Shade und schaute sich noch mal um, ehe er auf das Licht am Horizont zeigte, „müsste das Distrikt zwei sein.“ 
Nex lachte auf.
„Der Verrückte hat seine Arena also vor dem Nasen des Kapitols gehabt?“
„Und denen der Soldaten.“, bestätigte Shade und ich verstand. 
Zwischen den Distrikten gab es hier und dort Niemandsland, so auch zwischen Distrikt Zwei und den Kapitol. 
Dort waren wir. 
„Und was nun?“, gab ich zu bedenken.
„Ich denke“, grinste Nex, „wir sollen auf uns Aufmerksam machen.“
Genau in diesen Moment erklang von irgendwo in der Nähe ein Schmerzensschrei eines Mädchens.
Henna drückte sich sofort an mich, genau wie Vicca, die sich hinter Bryony versteckte.
Schüsse waren zu hören und Nex fluchte.
„Verdammter Mistkerl.“
„Was ist los?“, fragte nun Bryony.
„Er will nicht, dass wir raus kommen und hat seine Leute hier positioniert. Seine Paranoia ist manchmal echt zum verrückt werden.“
„Dann sollten wir wohl schnell auf uns Aufmerksam machen.“, warf nun Cato ein. 
Mein Blick huschte zu ihm und Finn, der ihn immer noch stütze. 
Auch wenn sie Beide versuchten, es nicht so aussehen zu lassen, erkannte ich sofort, dass es eigentlich nur Finn war, der Cato noch aufrecht hielt. 
„Aaron?“, fragte ich den Mann aus Distrikt Drei, der mich unschuldig anschaute. „Kannst du irgendwas in die Luft jagen?“
„Vielleicht.“, meinte er schmunzelnd. „Dann müsst ihr aber wohl oder übel, mir wieder den Rücken frei halten.“
„Okay“, antwortete ich und schaute zu Nex, der nickte. „Aber zuerst kümmert sich Henna um Cato.“ 
Das Mädchen an meiner Seite lief sofort wieder los. 
Als ich sah, das Cato widersprechen wollte, funkelte ich ihn an.
„Keine Wiederworte. Ich lass zumindest nicht zu, dass du aus Stolz verblutest, oder dachtest du ich seh die Blutlache unter deinen Fuß nicht?“, knurrte ich ihn an. 
Finn und er schauten gleichzeitig auf den Boden und entschuldigend wieder hoch, was in seiner Synchronisation fast lustig gewirkt hätte, wenn es nicht um Cato gegangen wäre.
Trotzdem schwiegen alle und wir suchten uns eine gut gedeckte Stelle, an der wir anderen Henna und Cato beschützen konnten. 
Viel hatten wir nicht mehr dabei, aber sie konnte die Wunde zumindest verbinden, damit sie nicht so stark blutete. Genau wie sie es schaffte von einigen kleineren Schnitten, die Blutung komplett zu stillen. An sich schien Cato ein Sieb, aus dem sein Lebenssaft nur so raus floss und ich funkelte ihn erneut wütend an, weil er es runter gespielt hatte.
Als Henna fertig war, schaute Cato endlich zu mir.
„Siehst du. So gut wie neu.“, meinte er und ich schnaubte.
„Dann steh mal alleine auf.“
Ehe es peinlich für ihn werden konnte, sprang Finn ihm erneut zu Hilfe, wodurch sie es gemeinsam schafften, ihn auf seine zwei Beine zu stellen.
„Tada.“, triumphierte Cato.
„Ich sagte allein!“, bemerkte ich, doch dieses mal ignorierte er mich einfach.
„Hat jemand mein Schwert mitgenommen?“, fragte mein Distriktpartner stattdessen in die Runde.
Shade trat vor und reichte es ihm. Er hatte wirklich daran gedacht, während ich nur darüber gegrübelt hatte, wie ich alle am schnellsten hier herausbrachte. 
„Du kannst die Waffe ja kaum halten, geschweige den damit kämpfen!“, merkte ich nun lauter an und ging zu ihm, um das Schwert wieder Shade zurück zu geben. 
Doch Cato zog seine Hand weg, wodurch ich ins Leere griff.
„Ich kann kämpfen!“, behauptete er. „Oder zumindest ein paar von dir ablenken."
„Verdammt Cato, hör auf mich beschützen zu wollen!“, schrie ich ihn frustriert an.
„Dann hör du zuerst auf, mich beschützen zu wollen.“, gab er ruhig zurück. 
Einen Moment starrten wir uns an. Es war eher eine Art Machtkampf, die keiner von uns gewillt war aufzugeben. 
Ich hatte Angst ihn zu verlieren aber er hatte Recht. Wir brauchten jeden Mann, um Aaron die Zeit zu verschaffen die er brauchte. 
„Verdammter Idiot.“, flüsterte ich leise, ehe ich mich wegdrehte und ihn somit gewinnen ließ. 
Gleichzeitig kreiste in meinen Kopf nur eine Frage.
Wann war es zu meiner größten Angst geworden Cato zu verlieren?

Primrue Mellark 2 | Ungewolltes SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt