Primrue Mellark 2 | Kapitel 40

1K 105 8
                                    

Ich konnte nicht einmal sagen, warum ich Finn angriff. 
In dem Moment wollte ich ihm einfach nur weh tun, auch wenn es mich wütend machte, dass er sich anscheinend nicht verteidigen wollte. 
Ehe ich jedoch bei Finn ankam, hatte ich das Gefühl, dass sich ein Baumstamm in meine Magengegend bohrte, als ich von starken Armen zurück gerissen wurde. 
Im ersten Moment zappelte ich wütend, ehe ich merkte, wie lächerlich das war und wütend nach hinten funkelte.
„Hör auf.“
Das war das einzige, was Nex sagte, ehe wir uns gegenseitig anstarrten. 
Wie lange wir das taten, wusste ich nicht, aber in seine blauen Augen zu starren beruhigte mich langsam wieder. Doch dadurch kam nur der Schmerz wieder.
„Lass mich los.“, knurrte ich den Mann aus den Kapitol an.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Cato sich schon in Bewegung setzte, um mir eventuell zu helfen, aber Nex kam meiner Aufforderung sofort nach. 
Seltsam leer schaute ich nun zu Finn, der sich immer noch nicht bewegt hatte. 
Dafür hatte sich ein ängstlich drein blickendes Mädchen an ihn geschmiegt. Mit ihren roten Locken konnte sie nicht älter als Henna sein, wenn nicht sogar jünger.
„Primrue... ich würde dich nie...“
„Nicht.“, unterbrach ich Finn erneut, „Nicht...jetzt.“
Auch wenn sich wieder Tränen in meinen Augen bildeten, lächelte ich das Mädchen an.
„Und du bist?“
Kurz schaute sie zu Finn auf. Erst nachdem er nickte, wand sie sich wieder an mich.
„Vicca“
„Hallo“, brachte ich leise heraus und versuchte den Stich zu ignorieren, sie so hinter Finn versteckt zu sehen. 
Einst war das mein Platz gewesen...
„Wir müssen weiter.“, holte mich Nex aus meinen Gedanken und ich wand mich zu ihm um.
Shade war, wie er, wieder zurück und redete leise mit Bryony während er sie immer wieder erleichtert an sich drückte. 
Meine Augen wollten zu Karlics Körper wandern, doch Catos Körper trat in dem Moment in den Weg, wodurch ich dankbar war. 
Ich war erschöpft. Körperlich, wie seelisch. 
Jeder Knochen in meinem Körper tat weh und ich wollte nicht mehr kämpfen. Niemanden mehr verlieren.
„Ich vermute ihr seit“, Nex schaute kurz auf Bryony, „Distrikt Zwei und du der Kerl aus Distrikt Vier.“
Finn nickte kurz, auch wenn er verwirrt schaute. 
„Gut“, meinte unser „Anführer“, als er auf mich zu kam, „dann weiter?“
Er stellte es als Frage an mich. 
Konnte ich weiter? Konnte ich Karlic einfach hier so zurück lassen?
Was blieb mir schon anderes übrig. 
„Weiter“, brachte ich deshalb leise hervor.
Ich schaute nicht mehr nach Karlic, sondern ging einfach an Finn vorbei.
„Vergiss deine Waffe nicht.“

Wir liefen gefühlte Tage durch die Arena und trafen zweimal auf Tribute. Einmal die Diplomaten aus Distrikt Acht, die so dumm waren und uns angriffen und zweitens ein Mädchen in meinem alter was weglief. Der Show halber folgten wir ihr eine Weile und jagten sie, ließen sie dann aber entkommen. 
Gerade als ich dachte, dass ich nicht mehr länger durchhalten könnte, wurde es um uns herum dunkel.
Jeder von uns ging sofort in Angriffsstellung. Vicca in unsere Mitte und wir im Kreis um sie herum. Sie war so wenig eine Kämpferin wie Henna und sie schien zumindest Bryony ans Herz gewachsen zu sein.
Nex war der erste der Verstand und grinste.
„Sie haben es geschafft.“, meinte er leise, „Jetzt schnell raus hier. Ich hab keine Ahnung, wie lange es dauert, bis sie das Chaos wieder unter Kontrolle bekommen.“
Wir folgten ihm schweigen zur ersten Etage über der Erde. 
Gerade als wir aus der Dunkelheit traten, kam auch schon eine kleine Gestalt, die ich sofort als Henna erkannte, auf uns zu gerannt. 
Sie warf sich in meine Arme und erleichtert drückte ich sie an mich. 
„Jetzt bleibst du bei mir, okay?“
Schnell nickte sie und ich schaute mich nach Aaron um, der ebenfalls aus den Schatten trat.
Jedoch nicht alleine. 
Er wurde von Rhage festgehalten. Den Mann aus Distrikt Eins
Die Männer rissen alle ihre Waffen hoch, wodurch Rhage nur lachte. 
„Aber aber. Nicht so aggressiv. Ihr wollt den hier doch wieder haben, oder?“
„Du bist allein, wir sind zu acht. Was willst du gegen uns tun?“, fragte Nex, als Gestalten sich in den Schatten bewegten.
„Ich hab auch Freunde gefunden.“ , meinte Rhage.
„Du musstest ja auch Fragen, oder?“, knurrte Cato und schob sich näher zu mir.
Der Mann aus Distrikt Eins lachte nur. 
„Danke das ihr die Tür auf gemacht habt... und das ihr euch gegenseitig umbringt.“ 
Der Dreizack sauste an meinen Kopf vorbei, ehe ich seine Worte richtig verarbeitet hatte.
Im ersten Moment dachte ich, dass Finn einfach auf Rhage und somit Aaron gezielt hatte, doch die Waffe flog rechts neben sie und traf eine Gestalt im Schatten. 
Aaron nutze die Verwirrung der Gegner aus, um sich aus Rhages Griff zu befreien. Mit ihm aus der Schussbahn, flog auch schon ein Pfeil hinterher und das Chaos begann. 
In der Dunkelheit konnte ich nicht sagen, wie viele Gegner wir hatten. 
Es war mehr Glück und Reflex, wer einen Gegner traf oder Schläge von ihnen parierte. Anscheinend hatten sich die anderen Tribute alle Rhage angeschlossen, wodurch ihr Team riesig war. 
So gut ich konnte, wirbelte ich herum und behielt Henna hinter mir. Bryony, neben mir, tat das gleiche mit Vicca, wodurch wir uns gegenseitig den Rücken decken konnten. Die Frau aus Distrikt Zwei war mir in Schnelligkeit in nichts nach. 
„Geh zu dem anderen Mädchen. Versteckt euch.“, befahl ich Henna. 
Während Vicca ängstlich weinte, nickte Henna mir nur zu und schnappte sich das andere Mädchen, um hinter uns zu verschwinden. 
Gutes Mädchen. 
Nun frei, stürmte ich nach vorne, um den Übel ein Ende zu machen.
Noch standen alle von uns, auch wenn jeder den ein oder anderen Schlag abbekommen hatte, aber ich wusste nicht, wie lange dies noch gut ging. 
Doch das andere Team folgte Rhage blind. Wenn er fiel, würden sie aufhören zu kämpfen und fliehen.
Zumindest hoffte ich das. 
Shade hielt den Mann aus Distrikt Eins bereit in Schach, aber sie schienen sich ebenbürtig. Die Frage war, wer länger durchhalten würde.
Ich kam genau in den Moment an, in dem Rhage, Shade das Bein weg zog und auf ihn einstechen wollte.
Da mir keine Zeit, für eine Attacke blieb, rannte ich ihn einfach um. Nicht elegant, aber doch effektiv. 
Keuchend schlug er auf den Boden auf und ich zog im letzten Moment noch mein Knie nach oben, damit es in seinem Magen landete. 
Doch er steckte es besser weg, als ich gehofft hatte, wodurch wir zur gleichen Zeit wieder oben waren. 
Wir setzten unseren Tanz, den wir am Anfang der Arena gestartet hatten, fort. Nur das ich nicht mehr meine komplette Kraft und Geschwindigkeit hatte. 
Gerade als ich sicher war, dass er mich treffen würde, weil ich nicht schnell genug reagieren konnte, tauchte Cato auf und übernahm ihn, wie ich vorher von Shade. 
Meine Beine gaben zitternd nach und nur durch reines Glück wurde niemand aufmerksam auf mich. 
Erstarrt konnte ich nur zusehen, wie mein Distriktpartner, gegen den Mann aus Distrikt Eins kämpfte. Cato stand den Mann in nichts nach, hatte aber eindeutig schon mehrerer Treffer abbekommen. Nichts tödliches, aber Dinge die ihn Schwächten. 
In der Dunkelheit konnte ich nicht sehen, wer wen wie oft traf, doch ich hörte immer wieder, wie ihre Schwerter auf Fleisch trafen. 
Von Anfang an, war mir klar, dass Cato unterlegen würde.
Als er in die Knie ging, wollte ich meinen Körper zu zwingen aufzustehen, um ihn zu helfen. 
Doch er weigerte sich. 
Zwang mich dabei zuzusehen.
Kein Schrei kam über meine Lippen, nur Schluchzen, als Rhage sein Schwert hob. 
Siegessicher grinste er Cato an, als zwei Hände blitzschnell von hinter ihm kamen und seinen Kopf ruckartig umdrehten. Lautstark war das knacken von Rhages Genick zu hören. 
Durch eine einfache Handbewegung, war dieser Tod in Menschengestalt niedergestreckt wurden. 
Sein Körper viel wie ein Stein zu Boden und dahinter tauchte ein Gesicht auf, welches ich komplett vergessen hatte.
Flax.
„Ihr wollt hier doch nicht ohne uns Feiern, oder?“

Primrue Mellark 2 | Ungewolltes SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt