Primrue Mellark 2 | Kapitel 9

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Immer noch verwirrt von meinen Tagtraum schlich ich in mein Zimmer und stellte mich schon darauf ein, dass ich meinen Schrank nun wieder stundenlang durchwühlen durfte, bis ich etwas fand, was höchstens einigermaßen ging. Zu meiner Überraschung waren jedoch der ganze Raum mit zwar feinen Stoffen, aber doch bequemen und tragbaren Sachen ausgelegt. Erfreut ergriff ich eine braune, weite Hose, in der ich bequem sitzen konnte und ein beiges Top, welches gleich daneben lag. 

Die Unterwäsche in der Kommode war freundlicherweise auch passend. Vielleicht ein wenig zu aufreizend für meinen Geschmack und sicher nicht so brauchbar beim kämpfen aber man konnte schließlich nicht alles haben.

Wieder mit Sachen bekleidet fühlte ich mich schon nicht mehr so verletzlich. Schwungvoll trat ich wieder aus meinem Zimmer und ging in Richtung Fernsehwagen, der hoffentlich an der gleichen Stelle war wie letzten mal.

Ich hatte Glück und sah auch schon Effie im Sessel sitzen. Cato saß auf dem Sofa neben ihr.

Röte schoss mir in die Wangen und ich hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt. Was war nur auf einmal mit mir los? Wahrscheinlich hatte ich einfach wirklich zu heiß geduscht und mir ein paar Gehirnzellen weggebrannt. Und bei Gott, ich hatte gerade wirklich andere Probleme, als für meinen ehemaligen Mentor zu schwärmen. 

Ich musste mir ein kichern und seufzen zu gleich verdrücken.

Genau. Schwärmen für Cato. Ging es noch lächerlicher?

Ich konnte froh sein, wenn ich in seinen Augen mehr als ein Kind war. Vielleicht hatte er behauptet, dass er mich brauchte, aber sicher nicht so wie ich ihn. Wahrscheinlich hatte er es auch nur gesagt, damit ich mich besser fühlte und nicht schuldig darüber, dass ich ihn quasi gezwungen hatte, wieder mit ins Kapitol zu kommen. Wer wusste schon manchmal was in seinem Kopf vorging. Möglich wäre es auch, dass er mich innerlich hasste, seine Schuldgefühle, unseren Deal nicht eingehalten und in seinen eigenen Augen damit versagt zu haben, ihn aber immer noch an mich banden...

Und wenn ich weiter hier draußen stehen bleiben würde, würde ich es auch nicht besser wissen.

Noch einmal atmete ich tief durch, bevor ich näher an die Tür trat und sie automatisch auf glitt. 

Effies und Catos Köpfe flogen sofort zu mir.

„Da bist du ja endlich.“, tadelte mich die alte Frau, „Du hättest beinahe den Anfang verpasst. Gott sei dank hast du es noch geschafft.“

„Na da bin ich aber froh.“, murmelte ich zu mir selbst, als ich näher ran trat. Catos schmunzeln zeigte mir, dass er mich gehört hatte, aber Effie reagierte nicht. Manchmal war das Alter eben auch etwas positives. Zumindest für die Umgebung.

Es war nur noch Platz auf dem Sofa, weshalb ich mich auf die andere Seite davon setzte. 

Da ich plötzlich nicht mehr wusste wohin mit meinen Händen, griff ich mir ein Kissen und kuschelte es an meinen Bauch. 

So war es besser und ich konnte mich langsam entspannen. 

Caesar Flickerman, mittlerweile nun wirklich mehr Geist als Mensch, ließ es sich natürlich nicht nehmen, auch dieses Event im Kapitol zu moderieren. 

Die Zusammenfassung begann mit einem Interview. Caesar gegenüber saß Trius. 

„Schön sie hier zu haben Herr Präsident.“, schleimte der Moderator.

„Schön hier zu sein.“, lächelte Trius zurück und richtete sein Jackett. 

Wenn das so weiter gehen würde, würde ich in spätestens fünf Minuten was zerschlagen.

Primrue Mellark 2 | Ungewolltes SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt