Der ganze Distrikt war für die nächsten Sekunden komplett in Schweigen gehüllt. Keiner sagte etwas und nur der Wind, der durch die Gassen und Tore pfiff war zu hören.
Effie tippelte, mit eingefrorenen Lächeln, zu Cato und wollte ihn nach vorne, neben mich schieben. In der ersten Sekunde bewegte er sich keinen Millimeter. Ein Zeichen, dass er sich nicht gerne herum schubsen lies. Mit drohenden Blick schaute er auf die kleinere, alte Dame, bevor er freiwillig neben mich trat. Gekonnt ignorierend, gesellte sich auch Effie, die schnell ihr Kostüm und ihre Perücke richtete, zu uns und ergriff das Mikrofon.
„Nun, das war … überraschend. Findet ihr nicht?“ Schweigen im Distrikt als Antwort. Kurz verzog sie ihr Gesicht, schaffte es aber gleich wieder, die Züge unter Kontrolle zu bringen.
„Du schaffst es eben immer wieder uns alle zu überraschen, meine Liebe.“, schmunzelte sie gekünstelt nun zu mir und ich zwang mir ein Lächeln auf. Wahrscheinlich sah es nicht weniger echt aus, als ihr eigenes.
„Und erst für dich Cato.“ Effie drückte sich näher an meinen ehemaligen Mentor heran, um ihn mit den Mikrofon erreichen zu können, wodurch sie mich zwischen ihnen einquetschte. Ja das war ja wunderbar.
„Natürlich frage ich auch dich Cato, ob du diese ehrenvolle Aufgabe annehmen willst?“
Ich konnte seine Gedanken regelrecht rasen hören. Nicht ob er ja oder nein sagen sollte, doch was wohl am sarkastischen rüber kommen würde. Warnend boxte ich ihn mit dem Ellbogen in die Seite, so dass es keiner sah. Da er dies nicht erwartet hatte, zuckte er kurz zusammen und schielte zu mir.
„Ja“, brachte er daraufhin heraus und ich sah ihn an, wie er sich jegliches weitere Kommentar verkniff.
„Wunderbar.“, freute sich Effie und machte wieder einen Schritt von uns weg. Endlich bekam ich wieder Luft und versuchte mich auf die noch immer schweigende Menge zu konzentrieren.
„Meine Damen und Herren, die Vertreter als Diplomaten von Distrikt Zwölf, Primrue Mellark und Cato Teenan.“ Wieder stimmte keiner in das klatschen von Effie ein.
„Na die sind aber begeistert von uns.“, murmelte Cato sarkastisch neben mir.
„Dann gehen wir halt ohne ihre Zustimmung.“, gab ich zurück und griff entschlossen nach seiner Hand. Sofort schlossen sich seine Finger um meine, so wie sie sich auch nur berührt hatten.
Abwartend schauten wir beide auf Effie die sich innerlich anscheinend gerade über die Manieren des Distriktes aufregte, bevor sie sich zu uns wandte.
„Dann lasst uns bitte noch kurz reingehen und alles in Ruhe besprechen.“ Ihre Stimme quietschte noch ein bisschen höher. Ein deutliches Zeichen ihres Missmuts.
Effie ging vor und wir wollten ihr folgen. Doch wir hatten uns noch nicht einmal richtig umgedreht, als die ersten vereinzelt begannen zu klatschen.
Verwirrt drehte ich mich wieder um, als die aufeinander treffenden Hände immer mehr wurden.
Während ich einfach nur mit offenen Mund da stand, und wahrscheinlich keine sehr gute Figur machte, rettete Cato wieder einmal die Situation. Er griff meine Finger noch etwas fester, bevor er unsere Arme gemeinsam in die Luft emporhob. Gleichzeitig brach lautstarker Jubel im Distrikt aus, der mich zusammen zucken ließ. Eins musste ich meinen Distrikt lassen. Sie schafften es auch noch in der kleinsten Geste zu rebellieren. Niemand hatte auf Effies Anweisung hin geklatscht, sondern erst als sie es wollten, um zu zeigen, dass sie wirklich hinter uns standen und nicht nur, weil das Kapitol es so sagte.
Gerührt schaute ich auf die jubelnde Menge, bevor mich Effies räuspern wieder in die Wirklichkeit zurück holte.
„Könnten wir dann?“, fragte sie leicht säuerlich und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
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Primrue Mellark 2 | Ungewolltes Schicksal
FanfictionTeil 2 (Teil 1 hier: http://www.wattpad.com/story/14799951-primrue-mellark-ungewolltes-erbe) Mein Name ist Primrue Mellark und ich habe meine Spiele gewonnen, doch nicht ohne einen furchbaren Preis dafür zu zahlen. Zurück in meinem Distrikt will ich...