Primrue Mellark 2 | Kapitel 38

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Kaum war die Nachricht verklungen, standen Cato und ich auf. 
Wir waren aus der Dunkelheit des Ganges noch nicht einmal richtig herausgetreten, als Henna mir auch schon mit tränennassen Augen entgegen kam und sich gegen mich warf.
Automatisch schlossen sich meine Arme um das jüngere Mädchen, auch wenn der Schock noch tief in meinen Knochen saß.
„Beruhige dich Henna.“, redete ich auf sie ein, doch es half nicht wirklich.
„Ich will nicht sterben Primrue.“, schluchzte sie leise.
Sanft drückte ich Henna etwas von mir weg, damit sie mir in die Augen schaute.
„Du wirst nicht sterben Henna.“, erklärte ich mit fester Stimme und ich meinte es auch so. Mein Bruder tauchte lächelnd vor meinen inneren Auge auf und meine Entscheidung stand. „Du nicht. Das versprech ich dir.“
Immer noch ängstlich nickte sie, ehe sie sich wieder an mich klammerte. Ich ließ es zu, da sie sowieso alle um mich versammelten. 
Alle sahen beunruhigt aus, nur Nex trug immer noch die perfekte Maske.
„Scheint als müssten wir uns beeilen hier heraus zu kommen.“, stellte er fest und alle, bis auf mich, starrten ihn mit großen Augen an. 
„Und hat der große Meister auch schon einen Plan?“, sprach Aaron die Gedanken aller aus. 
„Kommt auf deine Talente an.“, gab Nex zurück und hatte somit zumindest Aarons Aufmerksamkeit. „Um die Arena ist ein Kraftfeld, wie üblich, nur das dieses Feld auf Hochleistung läuft, da es kein optimales ist, wie bei den früheren Spielen.“
„Es hat also Knotenpunkte?“, fragte Aaron und Nex nickte. 
Ich selber verstand nur Bahnhof. 
„Wenn wir es schaffen, die Knotenpunkte zu überlasten...“, begann Aaron nun mitzudenken.
„Bricht das Kraftfeld zusammen und legt hier drinnen alles lahm.“; beendete Nex schmunzelnd. 
Nun schienen auch Cato und Shade zu verstehen, was Karlic, Henna und mich verwirrt zurück ließ.
„Wie soll Aaron aber an die Punkte kommen, ohne das es sofort jemanden von den Spielmachern auffällt?“, fragte nun Cato.
„Da kommt der Rest von uns ins Spiel.“, wies Nex weiter an. „Wir müssen genug Ablenkung für die Idioten die sich das hier anschauen bieten, dass sie niemand auf Aaron konzentriert.“
„Und wie soll er die Knotenpunkte finden?“, brachte ich mich nun ein.
„Henna wird ihn führen.“
So viel zum Thema, dass auch sie verwirrt war. 
„Bitte was?“
„Sieh weiß wo alles ist und wie man sich am besten versteckt. Die beiden werden nicht auffallen.“
„Und wenn doch?“, warf ich ein.
„Dann pass ich auf sie auf.“, erklärte nun Aaron.
„Ich will ja nicht gemein sein aber hast du in letzter Zeit schon mal in den Spiegel geschaut?“, wandte ich mich nun an ihn.
„Der Typ hatte mich überrascht.“, verteidigte sich Aaron, „Ich seh vielleicht nicht so aus, aber ich hab auch einige Tricks drauf. Ich pass auf sie auf.“
„Oh, wenn nicht brauchst du gar nicht erst selber lebend wieder zu kommen.“, knurrte ich ihn an und spürte seinen geschockten Blick.
„Primrue.“, nannte Cato ruhig meinen Namen. 
„Was?“, wirbelte ich zu ihm herum.
„Sie ist nicht Haymitch.“
Diese vier Worte reichten aus, um alle Wut verpuffen zu lassen. Ich starrte ihn nur an, spürte aber, dass er Recht hatte.
Sie war nicht mein Bruder. Nur weil sie nicht bei mir war, hieß das nicht, dass ihr etwas zustoßen würde. 
„Aaron und ich schaffen das.“, gab nun auch Henna ruhig von sich. Anscheinend um mich ebenfalls zu beruhigen. 
„Tut mir Leid.“, wand ich mich an den Mann aus Distrikt Drei, doch der zuckte nur mit den Schultern.
„Nichts passiert. Die meisten reagieren so auf mich.“
„Wenn das dann also geklärt ist.“, warf Nex wieder ein, der Wiederworte anscheinend nicht gewohnt war, „Sollten wir uns dann vielleicht langsam auf den Weg machen. Wir haben nur fünf Tage und die Arena ist groß.“


Groß war untertrieben aber wir spürten schnell, dass irgendetwas im Gange war. 
Egal wo wir hinkamen, es gab Anzeichen für Kämpfe oder das Fluchtartig jemand lang gelaufen war. 
Die Ankündigung hatte eindeutig Panik geweckt und Bewegung in die Tribute gebracht. 
„Fangen wir in der ersten Etage über der Erde an. Wenn dort jemand ist, wird es ein leichtes.“, erklärte Nex gerade laut genug, dass die Zuschauer es hören mussten. 
Somit würden die Kameras hoffentlich auf uns bleiben und die beiden sich versteckenden Tribute, Henna und Aaron ignorieren. 
Zumindest war so der Plan. Aber wenn jemand Nio kannte, war es wohl sein eigener Sohn und der war sich sicher. 
Mit unseren Waffen im Anschlag marschierten wir, also nach oben, wo uns eine Überraschung erwartete.
Die Eingangstür war offen.
Frischer Wind wehte hinein und wir wechselten verwirrte Blicke.
„Falle.“, flüsterte Nex, „Denkt an das Kraftfeld. Es ist stark genug eingestellt, dass eine leichte Berührung schon ausreicht, das du als verkohlte Leiche endest.“
Zwei Mädchen und ein Junge kamen aus der anderen Richtung gelaufen und ich spürte sofort, dieses Raubtier wieder in mir. 
„Nun gut, meine Herren... und Dame. Ihr wisst was zu tun ist. Lasst es schön aussehen, aber lasst sie nicht leiden.“ 
Nex Worte halten in meinem Kopf wieder, als wir alle noch einmal einen Sekundenbruchteil inne hielten, ehe wir wie ein Mann zu gleich losstürmten. 
Die Augen der Drei Tribute schienen fast herauszufallen, doch sie hatten sich schnell wieder gefangen. 
Anstatt zu rennen, entschieden sie sich jedoch fürs kämpfen.
Dumme Entscheidung. 
Cato und ich waren die ersten, die mit den drei zusammentrafen und ihre Schläge parierten. Sie hatten Kraft aber eindeutig keine Ahnung von den Schwertern, die sie trugen, wodurch der Erste, auch schon bald von Cato niedergestreckt wurde, jedoch nicht ohne die gewollte Show zu liefern. 
Ein Pfeil rauschte an mir vorbei und blieb genau im Boden vor dem größeren der beiden Mädchen stecken.
Ich wusste, dass Nex absichtlich nicht getroffen hatte. Dadurch machte er sie jedoch aufmerksam auf mich.
Brüllend kam sie auf mich zu gerannt und schlug mit dem Schwert nach mir, dem ich jedoch mit einer Rolle gekonnt auswich. 
Wieder schien es, als wäre ich zweigeteilt. Während die eine Seite, es verabscheute, was wir hier taten, lachte die Andere erfreut. Sie wollte kämpfen und gewinnen. 
Ich ignorierte es und stürzte mich wieder auf das Mädchen. Sie war eindeutig geschickter, als das Andere, von dem ich davor die Waffe abgewehrt hatte. Immer wieder schaffte sie es meinen wirbelnden Dolchen auszuweichen, auch wenn sie nicht wirklich selber zum Schlag kam. Es war ein tödlicher Tanz aber nur für sie. Ich musste nur auf einen Fehler von ihr warten, den sie mir auch bald lieferte. Sie vergaß, dass nicht nur die Dolche eine Waffen waren, sondern auch Füße.
Ehe sie wusste, was geschah, hatte ich ihre unter ihren Körper weggezogen. Hart schlug sie auf den Boden auf und ich ließ das Messer niedersausen. 
Mein erster wirklicher Mord in dieser Arena. 
Die Mutationen zählten nicht wirklich, aber das hier war einfach nur ein Mädchen, welches auch wieder nach hause wollte.
Ich konnte nicht alle retten. Ich sollte froh darüber sein, wenn ich meine Freunde hier lebend heraus brachte. 
An Andere, Fremde, durfte ich gar nicht erst denken.
Das andere Mädchen war anscheinend weggelaufen und die anderen ihr hinter her. 
Zumindest konnte ich keinen von ihnen mehr ausmachen. Ich musste mir jedoch ein schmunzeln verdrücken, wenn ich darüber nachdachte, dass vier ausgewachsener Männer einen kleinen Mädchen hinterher liefen. 
„Die Kleine ist schneller als du denkst, sie kriegen sie nie.“ 
Die Stimme hinter mir, war mir nur allzu gut bekannt und ich erkannte, dass dies der Plan war. Das Mädchen war dafür da, um Gegnergruppen aufzuteilen und wegzulocken, auch wenn sie sich sicher nicht gedacht hatte, dass die Anderen beiden dabei starben und ihr gleich vier von uns folgten. 
Die Person hinter mir, schien darüber jedoch um so froher.
Daphne.
Gerade als ich mich umdrehte, landete ihre Faust auch schon in meinem Gesicht und ließ mich hart zu Boden stürzen. 
„Da sind wir also wieder.“, plapperte sie weiter, „Dieses mal kann dich dein Finn aber nicht retten.“
„Du meinst wohl eher dich retten.“, gab ich zurück und wischte mir das Blut von der Lippe, ehe ich sie wieder anschaute. 
Sie sah noch immer so aus, wie vor den Spielen. Genau so arrogant und hochnäsig. 
Ich hoffte auf einen fairen Kampf, da meine Dolche, nach ihrem Überraschungsschlag, natürlich ein wenig Abseits lagen, aber dafür hatte Daphne einfach nicht den Mumm. 
Während mein Blick zu meinen Waffen huschte, stürzte sie sich wie eine Furie auf mich, wodurch sie sofort, in der besseren Position von uns beiden waren. 
Zwar schaffte ich es, einmal Schwung zu holen, um nach oben zu kommen, doch sie nutzte es aus, dass sie etwas größer und schwerer als ich war, um mich wieder herum zu walzen. 
Nun gefährliche Nahe an der Tür spürte ich regelrecht die Elektrizität des Kraftfeldes, was nur noch einmal deutlicher machte, wie stark es wirklich war. 
Daphne fiel es auch auf und ein gefährliches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. 
„Eigentlich wollte ich dir die Augen ausstechen, aber dich schmoren sehen, find ich noch besser.“
Ihre Arme legten sich um meinen Hals und drückten fest zu, wodurch ich mehr damit beschäftigt war, wieder Luft zu bekommen, als mich darum zu kümmern, wo genau sie mich hinzog.
Zumindest bis sich meine Haare von der elektrischen Spannung aufstellten und mir zeigten, wie gefährlich nah wir den Feld waren. 
Während mein Sichtfeld immer kleiner wurde, stemmte ich mich so gut es ging, gegen sie, doch Daphne war stärker. Sie war keine so gute Kämpferin wie ich, dass hatte sie gewusst, weswegen sich mich hinterhältig angegriffen hatte. 
Am liebsten hätte ich laut los geschrien, hatte dafür aber definitiv keine Luft. 
Ich wollte nicht aufgeben zu kämpfen, doch ich spürte, wie die Kraft in meinen Armen und Beinen langsam nachließ. 
Gerade als Daphnes Lächeln nicht mehr breiter werden konnte, und meine Arme nutzlos zu Boden sackten, tauchte eine große Gestalt auf. 
Cato zog das Mädchen aus Distrikt Elf, die ihn erschrocken anstarrte, von mir herunter. Ihr Blick flehte regelrecht um Mitleid, doch meinem Distriktpartner war es egal. 
In dem Moment, in dem er sie gegen das Kraftfeld warf, zogen weitere starke Arme mich vom Kraftfeld weg und auf meine Beine, heran an eine Männerbrust. Daphnes Körper hatte das Feld kaum berührte, als auch schon Funken stoben und ihr Körper, oder zumindest das, was davon übrig war, zurück geschleudert wurde. 
Der Leichnam war kaum noch als Mensch zu erkennen und ich konnte gerade so verhindern brechen zu müssen, was nicht nur am Gestank, nach verbrannten Menschenfleisch, lag.
„Das war knapp.“, hörte ich Karlics Stimme hinter mir, der genau so schwer atmete wie ich. 
Ohne seine Hände um mich, wäre ich wahrscheinlich einfach nur zusammen geklappt, aber so blieb ich aufrecht stehen. 
Catos Blick, immer noch wild, richtete sich auf mich. 
Sofort wurden seine Augen weicher und er kam auf mich und Karlic zu. 
Genau in dem Moment, in dem er ankam, ließ der Junge aus Distrikt Neun mich los, wodurch mein Distriktpartner mich auffing. Fest und doch vorsichtig, drückte er mich an sich. 
„Verdammt Primrue.“, kam zittern über seine Lippen.
„Ich bin okay.“, krächzte ich leise.
Als vier Kanonenschüsse ertönten, klammerte ich mich jedoch auch erleichtert in sein Shirt.

Primrue Mellark 2 | Ungewolltes SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt