Alice musste ein wenig lachen, denn das war so untypisch für Ryu, dass man meinen könnte, es wäre eine Satire. Und im nächsten Moment schmiss sie sich schon in seine Arme und drückte ihn fest. »Ich liebe dich auch, Ryu«, sagte sie und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Die Leute um sie herum begannen zu klatschen, als hätte Ryu ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht. Die Leute ignorierend drückte er sie noch fester, so fest bis sie aufquietschte, weil sie keine Luft mehr bekam.
»Ryu!«, quetschte sie mühsam hervor, doch er ließ einfach nicht locker, weshalb sie einfach so blieb, seinen typischen Geruch von Zigarren und ein Hauch Whisky einatmete und seine feste Umarmung genoss. Beinahe dachte sie, er würde sie nie mehr loslassen, doch nach einer viel zu langen Zeit wurde sein Griff um sie lockerer und er drückte ihr ohne zu zögern einen viel zu langen Kuss auf die Lippen, der nicht gerade angemessen für die Öffentlichkeit war. Alice drückte ihn ein wenig von sich weg. »Ryuu!«, ermahnte sie ihn und sah sich um, doch Gott sei Dank waren nicht mehr so viele Leute um sie herum. »Nicht in der Öffentlichkeit! Hast du vergessen?«
»Na gut«, sagte er leise und stricht ihr die Haare aus dem Gesicht. Dann atmete er tief durch und strich mit seinem rauen Daumen über ihre Wange. »Kommst du wieder nach Hause?«
»Ryu, ich bin Studentin. Dein Haus ist mega weit von der Uni weg, wie soll das funktionieren?«, fragte Alice und merkte, dass sie langsam einbrach. Auch sie wollte unbedingt wieder zu ihm zurück, aber sie musste doch auch studieren! Sie konnte nicht einfach für einen Typen, selbst wenn es Ryu war, alles stehen und liegen lassen!
»Ich kann dich jeden Tag fahren«, sagte er und lehnte seine Stirn gegen ihre. »Bitte«, flüsterte er. »Ich brauche dich bei mir, Alice. Jedes Mal wenn ich deine Nervensäge von Schwester treffe labert sie mich dauernd voll von wegen war doch klar dass wir nicht für immer zusammen bleiben.«
Alice sah ihn mit erhobener Augenbraue an. »Yuki ist immer noch bei euch?«
Er seufzte, als würde ihn die Frage nerven, denn sie hatte nichts mit seinen jetzigen Sorgen zu tun. »Ja, die scheint sich bei uns einquartiert zu haben und will nicht mehr gehen. Vielleicht liegt das an Lui.«
»Aber ihre Schule fängt doch auch bald wieder an! Sie kann doch nicht ewig bei euch gammeln, meine Güte, ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit ihr reden.« Alices Gedanken schweiften ab und er schnalzte verärgert mit der Zunge. »Alice, ich versuche hier gerade ein ernstes Wörtchen mit dir zu reden, deine Schwester kann warten.«
»J-ja stimmt«, sagte sie und lächelte nervös, ohne zu wissen warum sie überhaupt nervös war. Vielleicht wollte sie einfach noch nicht zurück zu ihm aber irgendwie wollte sie es doch. »Ich also vielleicht kann ich vorbei kommen«, fügte sie hinzu und spielte mit dem Saum ihres Kleides.
Ryu musste fett grinsen. »Ich nehm dich am besten gleich mit«, sagte er viel zu ernst und legte einen Arm um sie, als sie zusammen vom Gelände liefen.
»A-aber –«
»Ich mach nur Witze, Kleines. Wann soll ich dich abholen?«
»Morgen nach der Uni«, sagte sie, nachdem sie kurz nachgedacht hatte. Irgendwie musste sie es auch noch Kaya eintrichtern, die ja ziemlich Anti-Ryu eingestellt war.
»Wann hast du aus?«, fragte Ryu und sie erwischte ihn dabei, wie er seine Hand zu tief an ihrer Taille hinunter wandern ließ. Kurzerhand packte sie seine Hand und setzte sie wieder auf öffentlichkeitstaugliche Höhe.
»16 Uhr habe ich eigentlich aus«, antwortet sie dann, sah sich immer wieder nervös in der Gegend an, denn sie hatte keine Lust Kaya jetzt zu begegnen, auch wenn sie innerlich einen kleinen Stich fühlte bei dem Gedanken daran, dass sie einfach mit Ian davon getrottet war.
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Malice
RomanceEine seltsame Begegnung mit einem zwielichtigen Jungen führt Alice und ihre Freundin Kaya an einen gefährlichen Ort. Kaum waren sie angekommen, schlossen sich auch schon alle Türen vor ihren Augen - Sie sind gefangen. Und jeder Fluchtversuch bringt...