Er ächzte auf und rollte sich von ihr runter. Die Chance nutzend schnappte sie nach ihrem Shirt, rannte was das Zeug hielt zur Tür und riss sie auf.
»Jetzt bist du nicht mehr so vorlaut, was?«, schrie sie noch über ihre Schulter ihm zu, ehe sie die Tür hinter sich zuknallte, sich das Shirt über den Kopf zog und die Treppen hinunter polterte. Sie kam sich vor wie eine Marathonläuferin. Nein, wie eine Femme Fatale. Eine unglaublich talentierte Femme Fatale, welche gerade einen riesigen, unglaublich scharfen Yakuza ausgeknockt, gut vielleicht ausgeknockt, hatte und jetzt zur kühnen Flucht schritt, eine wagehalsige Aktion, doch was hatte sie nicht alles geopfert für ihren Job - warte, schalte sie sich selbst. Du verlierst dich in Gedanken. Doch es war schon zu spät, sie hatte die letzte Stufe übersehen und knallte nicht ganz so elegant auf den Boden hin. Nicht, dass ihre humpelnde Flucht zuvor weitaus eleganter gewesen wäre... Seufzend rappelte sie sich wieder auf.
Den Ausgang schon in Sicht machte sie sich gerade auf um wieder loszurennen, doch eine Wucht warf sie mit einem Mal so stark zurück, dass sie rücklings auf den Boden krachte, mit dem Kopf voran. Ryu hatte sie an den Haaren gepackt und zurück gezogen.
»Du hast echt Mut, Kleine«, sagte er und drückte sie mit beiden Händen am Hals gegen den Boden, als sie gerade aufstehen wollte. Schwarze Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht, als er sich über sie beugte und sein Gesicht war gerötet vor Wut. »Sowas machst du nicht noch einmal, hast du mich verstanden?«
Nach Luft ringend versuchte sie seine Hände von ihrem Hals zu entfernen, kratzte und schlug um sich mit aller Kraft, die in ihr übrig war. »Ob du das verstanden hast?« Mit tränenden Augen starrte sie ihn an, unfähig um zu antworten oder gar den Kopf zu schütteln. Und dann, ganz plötzlich...
»ALICE!«, schrie Kaya und stürzte beinahe die Treppen runter, als Lui sie am Oberarm packte und zurück warf.
»Misch dich nicht ein«, rief er und hielt sie zurück. »Du würdest es nur noch schlimmer machen.«
»Lui. Schaff sie fort. Irgendwohin wo ich sie nicht sehen kann, wenn du es schon nicht schaffst, sie kaltzumachen.« Er erteilte Befehle an Lui ohne seinen Blick von Alice zu lassen, welche immer roter im Gesicht wurde und nach Luft ran, da er mit seinen Händen immer noch ihren zarten Hals zudrückte.
»Er wird sie umbringen!«, schrie Kaya, konnte jedoch nichts gegen Lui tun, als er sie wegzerrte. Und selbst wenn sie sich gegen ihn stemmte und wehrte, es brachte nichts.
»Ich warte auf eine Antwort«, sagte Ryu kalt. Mit letzter Mühe schaffte sie es doch mit ihrem Kopf zu nicken, wenn auch nur um ein paar Zentimeter und er lockerte endlich seinen Griff um ihren Hals, woraufhin sie laut nach Luft schnappte und anfing zu husten. Eine Träne lief dabei an ihrer Schläfe hinunter. Ryu, der sich immer noch über sie lehnte, wischte die Träne von ihrer Schläfe.
»Gut«, sagte er bloß, stand endlich von ihr auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht.
Alice blieb auf dem Boden liegen und starrte die stuckverzierte Decke an. Ihr Hals brannte immer noch, das Atmen fiel ihr schwer. Das war doch krank. Im einen Moment liebkoste er sie und im nächsten war er sogar bereit sie zu töten. Dieser Typ brauchte dringend einen Psychiater. Aber wirklich ganz dringend ... nicht dass das gerade von Belang war. Was tat sie hier bloß? Sie wollte doch nur nach Hause...
Alice begann wieder zu weinen, die ganze Situation erschien ihr einfach nur hoffnungslos. »Komm schon«, sagte Ryu, als er wieder auf den Beinen stand und hielt ihr tatsächlich ihre Hand hin.
»Ich versteh dich nicht«, schluchzte sie und nahm nach kurzer Bedenkzeit seine Hand. Er zog sie hoch. »Erst willst du mich umbringen und dann hilfst du mir. Du bist krank...«
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Malice
RomanceEine seltsame Begegnung mit einem zwielichtigen Jungen führt Alice und ihre Freundin Kaya an einen gefährlichen Ort. Kaum waren sie angekommen, schlossen sich auch schon alle Türen vor ihren Augen - Sie sind gefangen. Und jeder Fluchtversuch bringt...