Kapitel 4

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»Du bist sehr gut darin Leute zu vertreiben«, erklärte Alice ihm ernst. Ryu ließ sich neben ihr auf das Bett fallen. »Kann ich jetzt bitte was zu trinken haben?« Er starrte sie mit erhobenen Augenbrauen an. »Was?«, fragte sie ein wenig wütend. »Es ist doch nur ein Glas Wasser!«

Als er sie immer noch nur still ansah wurde sie wirklich sauer. »Irgendwann musst du uns versorgen, sonst sterben wir! Außer natürlich, das ist das, was du willst.« Er lachte leise über ihre Aussage. Dann stand er auf und ging aus dem Raum, kam ein paar Minuten später mit einem verführerischen Glas Wasser wieder. Alices Augen wurden riesig vor Erleichterung und sie schnappte automatisch nach dem Glas, doch Ryu zog seine Hand weg und die Freude erlisch mit einem Mal aus ihren Augen.

»Du bist ein Bastard«, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ich bevorzuge Sadist – und wenn du etwas willst, musst du es dir nunmal holen.« Sie stand auf und wankte ein wenig durch ihr verletztes Knie, aber sonst konnte sie einigermaßen gut laufen. Doch anstatt zu ihm zu gehen steuerte sie die Tür an.

»Was ich will ist meine Freiheit«, sagte sie mit zusammengepressten Lippen.

»Du willst kein Wasser mehr?«, fragte er mit unschuldigen Augen und setzte das Glas an seine Lippen an.

»DOCH!«, rief sie und hielt reflexartig seine Hand, die das Glas umfasste fest. Er senkte seine Hand ein wenig. »Bitte ...«

Seine Mundwinkel hoben sich leicht. »Also wenn du es so sagst kann ich nicht nein sagen«, murmelte er und schwenkte langsam das Wasser im Glas. Am liebsten würde sie sich die Zunge abbeißen um nicht nochmal so etwas erbärmliches sagen zu müssen, aber sie hatte so einen verdammten Durst ...

Alice schluckte, als sie das glitzernde Glas Wasser anstarrte, ihre Kehle war so trocken und der eklige Geschmack der Tablette war immer noch in ihrem Mund. »Gut«, sagte er dann. »Trink.« Er setzte das Glas an ihre Lippen an, ihre Hände umschlossen seine am Glas, als er das Glas viel zu schnell anhob und das Wasser endlich ihren Durst stillte. Sie drückte das Glas weg, als es ihr zu viel wurde.

»Ich kann auch alleine trinken«, sagte sie angepisst. Ryu wischte die Tropfen von ihrem Kinn, die übergelaufen waren.


»Kannst du das?« Mit einer einzigen Fußbewegung hatte er ihr den Boden unter den Füßen weggezogen und sie landete dumpf in seinen Armen. Alice sog erschrocken die Luft ein und hielt sich an seinen Pelzschultern fest, er hielt sie fest um die Taille. »Genau so, wie du alleine laufen kannst?«

»Das ist unfair«, sagte sie. »Das ist nur, wegen meinem Knie! A-außerdem kann ich noch laufen!«

Er starrte mit emotionslosen Augen zu ihr runter. »Mhm«, machte er unbekümmert. Dann legte er seine Hand in ihren Nacken, damit sie den Kopf nicht wegdrehen konnte und seine Lippen auf die ihre. Alice schreckte mit dem Kopf zurück, so erschrocken war sie darüber, doch seine Hand drückte sie noch fester zu sich. Sie drückte ihn fest an der Brust weg von sich, sein Griff um sie wurde fester, der Kuss immer tiefer. Als seine Zunge die ihre umschlang gab sie ein ersticktes Geräusch von sich und als er endlich von ihr abließ lag sie atemlos in seinen Armen.

»Du –« Wütend schluckte sie ihre Tränen, spannte ihren Kiefer an und vermied es ihm in die starren Augen zu sehen. »Du Arschloch.« Sie versuchte ernst zu klingen, doch ihre Stimme zitterte.

»Entspann dich«, sagte er ruhig und zog ihren Blick wieder zu sich, indem er ihren Kinn anhob.

»Das war mein erster Kuss«, sagte sie weinerlich und schloss die Augen.

»Und?« Die Gleichgültigkeit in seiner Stimme provozierte sie nur noch mehr. »So schlimm?« Sie drehte ihren Kopf weg und presste die Lippen aufeinander. Der Griff um ihr Kinn verhärtete sich und er drehte ihren Kopf wieder so, dass sie ihn ansehen musste. Sie traute sich auch nicht, abermals die Augen zu schließen, denn man musste der Gefahr schließlich ins Auge sehen, wenn sie einem entgegenkam. »War es so schlimm?«, wiederholte er langsam.

MaliceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt