Malice

Kapitel 7

Scheinbar Anteilnahmslos ging er voran, schmunzelte aber ein wenig, als er spürte, wie sie sich an sein Hemd klammerte. Sein Grinsen verging allerdings, als er merkte, dass sie sich mit einem Mal gegen ihn lehnte. »Kleines?«, fragte er und drehte sich um. Und dann fiel sie direkt in seine Arme.

Eine Weile lang stand er einfach überrascht da, Alice fest umschlungen in seinen starken Armen. Dann legte er seine Hand unter ihre Knie und hob sie hoch. Fluchend und mit schnellen Schritten lief er in das Krankenzimmer, legte sie dort sachte auf das Krankenbett ab und legte seine Hände nochmal auf ihre Wangen und auf ihre Stirn, nur um festzustellen, dass sie noch viel heißer als vorhin war. Tief durchatmend fuhr er sich durch die Haare und dachte darüber nach, was er tun sollte.

Er könnte Alois rufen, doch allein der Gedanke an sein Lächeln löste Übelkeit in ihm aus. Aus dem Kühlschrank holte er einen Kühlakku und legte ihn ihr in ein Küchentuch gewickelt auf die Stirn. Machte man das überhaupt so bei Fieber? Musste sie nicht doch lieber ein kaltes Bad nehmen? Unruhig wanderte er herum und fluchte leise dabei. Am Ende gab er sich doch geschlagen, zückte sein Handy und tippte die Nummer von Alois ein.

Keine zehn Minuten später kam dieser mit einem aufgebrachten Blick die Tür reingeplatzt, starrte zunächst verdutzt die Abdrücke auf ihrem Hals an, schaute dann zu einem einschüchternd aussehenden Ryu und sah vorerst über die Tatsache hinweg, dass er sie sehr wahrscheinlich verletzt hatte.

Mit ruhiger Routine packte er all seine Utensilien aus und checkte vorerst, ob sie noch was wahrnahm, indem er ihre Augen öffnete und mit der Taschenlampe hineinleuchtete. Keine Reaktion. Vorsichtig strich er über ihren wunden Hals und schüttelte dabei beinahe unmerklich den Kopf. Zuerst würde er diese desinfizieren, eine Heilsalbe und ein Pflaster draufmachen. Nachdem dies erledigt war schaute er sich noch einmal ihren Knie an und stellte erleichtert fest, dass dort alles okay war. Alois bemerkte allerdings, wie verkrampft sie da lag und wollte ihr Shirt hochschieben, um sie am Bauchbereich zu untersuchen. Doch genau in diesem Moment packte Ryu seine Hand. Alois drehte langsam den Kopf in seine Richtung, Ryu schien ihn mit seinem Blick töten zu wollen.

»Was wird das?«, fragte er kalt.

»Sie ist verletzt. Ich will sie nur verarzten.« Ryu zögerte, ließ dann aber doch irgendwann nach und ließ langsam seine Hand los, beobachtete aber immer noch jede kleinste Bewegung von ihm.

Alois musterte Ryu noch einen Augenblick, ehe er damit fortfuhr, das Shirt hochzuschieben. An der rechten Seite hatte sich ein enormer Bluterguss gebildet und Alois seufzte leise. Mit beiden Händen tastete er sie ab, und als er bei dem Bluterguss ankam wimmerte sie leise.

Ryu schlug auf seine Hand. »Du tust ihr weh.«

Alois holte tief Luft um nicht auszurasten. »Ihre Rippe ist geprellt. Sie wird eine Zeit lang still liegen müssen, auch wegen ihrem Knie. Das Fieber kommt von einer Grippe, keine ihrer Verletzungen hat sich entzündet.«

Mit verschränkten Armen stand Ryu da und hörte ihm zu, nickte ein paar Mal, sagte sonst aber nichts. Alois kratzte sich am Hinterkopf. »Uhm... Also die Wunden-«

»Du kannst jetzt gehen«, unterbrach ihn Ryu.

Doch anstatt zu gehen schüttelte Alois den kopf. »Ryu, was machst du hier eigentlich?«

»Das geht dich absolut nichts an, also GEH JETZT«, wiederholte Ryu härter und hätte Alois fast aus dem Zimmer geschubst.

Doch er hielt sich noch am Türrahmen fest. »Du musst damit aufhören«, sagte er noch, bevor Ryu ihn aus dem Raum drängte und die Tür nach ihm schloss. Erst dann dachte Ryu über das was er gesagt hat nach. Vielleicht war er doch zu ... gewaltsam? Er ging wieder zu Alice, welche immer noch ruhig atmend da lag. Sie sah aus, als wäre sie verprügelt worden, was ja auch stimmte. Und zwar von ihm.