Kapitel 5

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»Was willst du hier, Quinn?«, fragte Ryu kalt.

Quinn verschränkte seine Arme. »Was denkst du denn?«, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich brauche mein Geld.«

»Ah ja. Du verpisst dich einfach, lässt mich alles machen und jetzt kommst du angekrümelt und willst das Geld? Willst du mich verarschen?« Ryus Hand ballte sich fester um Alice, sodass sie ein schmerzhaftes Quietschen mit zusammengebissenen Zähnen unterdrücken musste.

»Mir steht das Geld von Großvater ebenso zu wie dir.« Quinn nickte mit dem Kinn zu einem riesigen, dunklen Ölportraits eines alten Mannes.

»Quinny«, flüsterte das Puppenmädchen. »Wie redest du denn mit unseren Freunden?« Quinns Blick wanderte zu ihr und wurde sofort weicher. »Kleine, nicht alle Menschen sind Freunde.«

Ryu brachte ein sarkastisches Lachen hervor. »Ich habe weder die Zeit noch die Mühe mich mit der herumzuschlagen. Wie viel willst du?«

Quinn sah wieder zu ihm, diesmal überrascht. »Eine Millionen.«

»Eine Millionen nur? Ich dachte du willst deinen ganzen Anteil?« Ryu lächelte verächtlich. Wenn, dann sollte Quinn schon auf's Ganze gehen.

»Du bist der rechtmäßige Erbe. Onkel war der Sohn von Großvater und somit in der Erbfolge eher dran als meine Mutter.« Quinn zuckte mit den Schultern. »Mit einer Millionen lässt es sich leben.«

Ryu schnalzte mit der Zunge. »Nun gut. Dann nimm das Geld und verschwinde. Haruki!« Er rief einen Mann in Anzug zu sich, welcher am Rande gewartet hatte. »Bring ihm das Geld aus dem Tresor.«

Das Puppenmädchen schwenkte mit der Hand des Jungen in der Luft hin und her und summte vor sich hin, während sie auf Haruki warteten. Alice seufzte genervt. Irgendwann merkte sie, dass das Mädchen sie anstarrte und den Kopf schief legte. »Wie heißt du?«, fragte sie lächelnd.

»Rhia«, warnte der Junge sie, ohne sie anzusehen.

»Hm? Was ist? Ich will doch nur Freunde finden!«

»Nicht jetzt, Kleine!«

»Hmph«, machte sie beleidigt und starrte auf ihre Füße.

»Ich heiße Alice«, sagte Alice dann irgendwann und zwang sich ein Lächeln ab. Die Kleine sah nett aus. Warum sollte sie dann fies zu ihr sein?

»Alice im Wunderland ~«, singsangte das Mädchen namens Rhia und lächelte. »Bist du denn im Wunderland, Alice?«

»Nope«, antwortete Alice und starrte wütend auf Ryus Hand, die sich viel zu fest um ihre schlang. »So ziemlich das Gegenteil.«

»Oh«, machte Rhia. »Ist alles okay?«

»Rhia«, mahnte Quinn ein weiteres Mal. »Das reicht jetzt.«

»A-aber Quinny, wenn es ihr nicht gut geht müssen wir ihr doch helfen!«

»Kann dieses Kind mal die Klappe halten? Hält ja keiner aus, ehrlich«, mischte sich Ryu ein.

»Kannst du mal die Klappe halten«, warf Quinn daraufhin wütend zurück.

»In meinem Haus lasse ich mir sicherlich nicht den Mund verbieten!«, rief Ryu und ging bereits einen Schritt auf Quinn zu, wurde aber von Alice zurückgehalten, deren Hand er ja immer noch hielt.

»Ryu«, sagte sie und sah ihn an. »So geht man nicht mit Gästen um.« Alle im Raum schnappten hörbar nach Luft. Wie konnte eine komplette Außenseiterin es wagen sich einzumischen?

Ryu schaute sie kurz an, schaute dann aber wieder zurück auf Quinn. Und bevor er überhaupt handeln konnte, kam Haruki mit mehreren dicken Geldbündel wieder und übergab sie Quinn, welcher sie sich in die Innentasche seiner Lederjacke steckte. Dann starrte er wieder Ryu an. »Noch was?«, fragte Ryu genervt und hob eine Augenbraue.

MaliceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt