Kapitel 11

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Sie erwachte erst, als das Auto, mit welchem er zurück zur Villa fuhr zum Halt kam. Er hatte sich gerade zu ihr rüber gebeugt um ihren Gurt zu lösen, als sie blinzelnd die Augen öffnete. Ryu hielt mitten in der Bewegung inne und sah sie an.

»Hey«, sagte er.

»Hey«, erwiderte sie und seufzte, als der Schmerz wiederkam. Schlafen war besser. Da spürte man wenigstens keine Schmerzen.

»Hast du Schmerzen?«, fragte er alarmiert und beobachtete sie genau.

»Es geht schon. Eine Schmerztablette und mir geht's wieder fabelhaft.« Sie lächelte ihn schwach an und hob ihre Hand, um über seine aufgesprungene Lippe zu fahren. »Hast du denn Schmerzen?« Er nahm ihre Hand stattdessen, umschlang sie mit seiner und drückte sie fest, bevor er ihre Frage ignorierend aus dem Auto stieg. Er lief einmal um das Auto und öffnete ihr die Tür auf der anderen Seite.

»Kannst du laufen?«, fragte er als sie wackelig aus dem Auto stieg.

»Geht schon«, meinte sie und winkte ab, doch keine Sekunde später hatte er sie schon in seinen Armen hochgehoben, als wäre sie eine Feder. »Ich kann laufen«, bestätigte sie, hielt sich aber doch wieder an sie fest, weil sie alles wieder drehte. »Und du bist verletzt, also lass mich runter.«

»Nein.« Er umschloss sie nur noch fester. »Du musst dich schonen.«

»Und du nicht?«, fragte sie und wandte sich ein wenig. »Lass mich runter.« Er ignorierte sie jetzt vollkommen und ging mit ihr die ganzen Treppen hinauf bis zu seinem Zimmer, wo er sie vorsichtig auf das Bett ablegte. »Wie viel Zeit meines Lebens hab ich eigentlich im Bett verbracht?«, fragte sie sich leise, denn irgendwie war es äußerst viel in letzter Zeit. Warum passierte sowas auch immer ihr?

Ryu legte eine dicke Decke über sie, als er sah, wie stark sie zitterte und holte aus einer Schublade eine Packung Schmerztabletten, fischte sich eine Tablette raus und reichte sie Alice. Sie sah unsicher zu ihm hoch.

»R...Ryu?« Er sagte nichts, sah sie aber an und wartete. »Könnte ich ... ein Glas Wasser dazu haben? I...Ich hasse es wirklich sie so zu schlucken ...« Er schaute sie eine Weile an, dachte nach und dann stand er auf und verließ den Raum, ließ sie einfach allein, um ihr ein Glas Wasser zu holen. Auf der Unterlippe kauend sah sie aus dem Fenster raus, wo das Vordach war, auf dem sie locker hätte flüchten können. Sollte sie es nochmal versuchen?

Vorsichtig schob sie die Decke zurück und tapste auf Zehenspitzen zum Fenster, um einen Blick runter werfen zu können. Es wäre ein leichtes gewesen. Selbst mit ihren Verletzungen würde sie es locker schaffen. Sie entriegelte das Fenster und atmete tief die frische Luft ein. Doch als sie die Augen schließen wollte erschien wieder das eklige Grinsen des Typen vor ihrem inneren Auge und sie sah, wie Ryu die Waffe zog und erbarmungslos den bösen Kerlen in den Kopf schoss. Die Übelkeit kam unerwartet und wurde immer schlimmer, als sie wieder kalte Finger auf ihrer Haut spürte, obwohl der Kerl doch tot, tot, so tot war.

Sie presste sich eine Hand auf den Mund und rannte zu der Verbindungstür welche zum Bad führte. Sie kam schlitternd vor der Toilette zum Halt und beugte sich über die Schüssel, doch da sie ohnehin beinahe nichts im Magen hatte musste sie sich auch nicht übergeben. Doch die Übelkeit verging keineswegs, weswegen sie die Tür schloss und sich neben der Toilette auf die kalten Marmorfließen setzte, die Knie angezogen. Erschöpft legte sie ihren Kopf darauf ab. Was für ein Tag ...

Sie hörte Schritte und die Tür ging auf. Dann hörte sie wie ein Glas auf dem harten Holzboden im Schlafzimmer zerbarst und schwere Schritte, welche wohl zum offenen Fenster liefen.

»Alice?!«, rief Ryu und sie musste ein wenig lächeln bei der Panik in seiner Stimme. Ach Ryu, dachte sie, ich bin doch hier. Ryu fluchte laut und sie hörte, wie er im Raum herum lief, bis er den Henkel der Badezimmertür runterdrückte, erst einmal, und dann ganz oft hintereinander.

MaliceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt