Kapitel 2

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»Na, klasse. Ich hätte nicht gedacht, so mal zu sterben«, stellte Alice trocken fest und brach in panisches Lachen aus, fuhr sich aufgebracht durch die Haare.

Kaya sah sie überraschend gefasst an. »Allie, beruhig dich. Bitte.«

»Beruhigen? Der Typ hier will uns umbringen! Wir haben nichts getan!«

Lui ballte seine Hand zu einer Faust, so fest, dass sich seine Nägel in die Handfläche bohrten und er bestimmt Wunden davon tragen würde. »Ich habe keine Wahl«, wiederholte er, sprach zu den beiden, zu sich selbst.

»Man hat immer eine Wahl«, piepste Kaya vorsichtig und sah ihm tief in die Augen. »B-bitte lass uns einfach gehen. Er wird es nie erfahren! Ihr werdet uns nie wieder sehen!« Lui schüttelte den Kopf.

»Du bist ein Feigling«, sagte da Alice. »Erst nimmst du uns mit, um uns zu helfen, nur damit du dir sicher sein kannst, dass wir nichts sagen und jetzt bringst du uns um? Das ist doch einfach nur lächerlich.«

Lui stieß verärgert Luft aus. »Sehe ich so aus, als würde ich es wollen?!«

»Warum hilfst du uns dann nicht einfach?«, fragte Kaya leise.

»Ich weiß nicht was passieren wird, wenn ich nicht auf ihn höre«, sagte er leise und fast schon ein wenig panisch vor sich hin und fing an nachdenklich hin und her zu laufen.

»Du wirst ständig in Reue leben müssen«, versuchte Alice ihn zu manipulieren. »Weil du zwei Menschen getötet hast.« Sie stellte sich ihm gegenüber hin. »Das ist doch kein Leben.« Sie hielt die Tür, von der sich Lui nun immer mehr entfernte, im Blick. Aber sie konnte ja nicht ohne ihre Freundin weglaufen. Eilig schaute sie sich nach einem Gegenstand um, mit dem sie Lui zumindest bewusstlos schlagen könnte, als Lui sie eindrücklich anstarrte. »Komm ja nicht auf dumme Ideen. Ich hab dich im Auge«, warnte er.

Alice biss sich auf die Unterlippe. Wie nur konnten sie in so eine überaus dämliche Situation gelangen? Warum nur wollten sie unbedingt in den Supermarkt?

»Lui«, sagte sie dann versöhnlich. »Warum haust du nicht zusammen mit uns ab? Das ist doch kein guter Umgang für dich – eine Bande komischer Typen, die dich dazu bringen, unschuldige Mädchen zu töten.«

Lui lachte ein wenig über ihre Worte. »Das ist leider nicht so einfach«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht einfach abhauen. Es gibt Regeln. Und Strafen. Sonst wäre ich lange nicht mehr hier.«

»Gut«, sagte Alice und hob provokant ihr Kinn hoch. »Dann mach eben. Bring uns um. Na los!«

»Alice!« zischte Kaya.

»Was? Das wird er doch sowieso nicht tun! Er ist ein guter Mensch, siehst du das nicht?«

Lui schüttelte den Kopf. »Ihr kommt hier nicht mehr raus«, sagte er. »Zumindest nicht lebendig. Ich kann euch nicht gehen lassen.«

»W-was wirst du jetzt tun?«, fragte Kaya, tastete sich vorsichtig an das Thema ran.

»Das ist eine gute Frage«, meinte Lui und lehnte sich gegen die Wand.

»Hör mal«, mischte sich Alice ein. »Ich versteh dein Problem, aber uns einzusperren wird das alles nur schlimmer machen. Wenn du uns gehen lässt, werden wir kein Wort verlieren über das was hier abläuft und über dein kleines Geschäftchen in dem Laden. Und dein Boss wird uns nie wieder sehen. Aber irgendwann werden wir hier raus kommen, das schwöre ich dir, und dann werden wir ohne Umwege zur Polizei gehen!«

»Keine Chance«, sagte er. »An ihm kommt ihr nicht vorbei.«

»Ach, du musst es ja wissen«, murmelte Alice ärgerlich. Sie und Lui lieferten sich einen Starrkontest, bis er wegsah. »Ich kann nicht ewig hier bleiben.«

MaliceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt