Malice

Kapitel 9

»Planänderung: Wir gehen einkaufen. Ich muss in der Stadt etwas abholen.«

»Uh, in den Klamotten?«, fragte sie und deutete mit beiden Daumen auf sich. Kritisch musterte er sie ein weiteres Mal von oben bis unten, biss sich auf die Unterlippe und tippte dann schnell eine Nummer auf seinem Handy ein. »Hi. Ich brauch deine Hilfe.«

Eine Stunde später stand ein breit grinsendes Mädchen vor den beiden und hatte zwei komplette Outfits mitgebracht.

»Bei Yato-sama, du bist soooo hübsch!« Sie kniff Alice in die Wangen. »Awwwwww. Wie konnte er dich nur schlagen?« Alices Blick schoss zu Ryu, doch er zuckte mit den Schultern. Seine Art war wohl allgemein bekannt.

»Okay. Also ich habe dieses Outfit. Die Hose könnte dir vielleicht zu groß sein, aber ich hab auch noch das hier-«

»Ich nehm das«, unterbrach Alice sie und zeigte auf das süße Kleidchen, das ihr bestimmt bis zu den Knien ging. Das Mädchen kicherte. »Ach, ich wusste, dass du das nimmst. Es passt auch am besten zu dir!«

Ryu verdrehte seufzend die Augen und schnappte sich das Kleid. »Red nicht so viel, Cardia.« Er drückte das Kleid in Alices Hände. »Beeil dich.« Alice nickte und wollte gerade im Badezimmer verschwinden, als er sie am Arm packte. »Nein nein nein, warte. Denkst du etwa ich wäre so blöd? Du ziehst dich hier um.«

Cardia starrte die beiden mit offenem Mund an, fing dann aber zu kichern an. »Ach Ryu, du Schlingel, hast wohl jetzt eine für dich gefunden, was? Aber sie ist ja auch allzu knuffig...«

»Wolltest du nicht noch Lui besuchen gehen?«, unterbrach Ryu sie und schob sie praktisch zur Tür.

»Ehehehehe, ja, stimmt. Mein armer Brudi. Teheheh, viel Spaß beim Date.« Sie zwinkerte Alice zu. »Bis dann, Acchan! Wir sehen uns bestimmt mal!«

Ryu seufzte erleichtert, als die kleine Quasselstrippe weg war. Er wartete umgedreht, bis Alice sich das Kleid über den Kopf gezogen hatte. »R-ryu, uh, könntest du mir vielleicht beim Reißverschluss helfen? Ich komme hinten nicht ran.«

Ryus Schritte näherten sich und seine kalten Finger legten sich an den Reißverschluss und zogen ihn viel zu langsam nach oben. Alice räusperte sich. »Danke.«

»Kein Ding, Kleine«, sprach er leise mit einer heiseren Stimme und sie spürte seinen warmen Atem gleich neben ihrem Ohr, an ihrem Nacken und war sich fast schon sicher, dass er sie wieder küssen würde, doch er legte nur seine Hände an ihre Taille, drehte sie um und musterte sie wieder von oben bis unten. »Komm jetzt«, sagte er, winkte mit seinem Kopf zur Tür hin und schob sie voran.

Unten bei der Haupttür standen bereits ihre Schuhe in welche sie hineinschlüpfte und er hatte seine Schuhe bereits oben angezogen, ebenso wie seinen Pelzmantel. »Ist es draußen nicht etwas zu warm für deinen Mantel?«, fragte sie ihn vorsichtig während sie ihre Schuhe zuband.

»Ist es nicht etwas zu kalt draußen dass du nur in einem Kleid rausgehst?«, erwiderte er.

»Stimmt! So ein Mist aber auch, was mach ich denn jetzt?« Alice sah bedrückt auf das dünne Sommerkleid herab, was wirklich etwas luftig war für die frühen Frühlingstage.

»An einer Erkältung verrecken?«, meinte Ryu tonlos und für ein paar Sekunden dachte sie, er meinte es ernst, als er plötzlich zu einem Schrank lief, einen nicht ganz so großen Mantel herausholte und ihn über ihre Schultern legte. Alice schlüpfte in die Ärmel mit einem leichten Grinsen.

»Was sagt man?« Sie schaute verwirrt zu ihm hoch.

»Uhm... Danke.« Ryus Mundwinkel hoben sich und seine warme Hand legte sich in ihre, als sie aus der Tür hinausliefen und eine frische Brise ihnen entgegenkam. Endlich draußen, dachte sie, atmete die kühle Luft ein und vergaß fast die Tatsache, dass Ryu sie immer noch an der Hand festhielt. »Du hast ja doch auch kleine Sachen«, meinte sie nebenbei und zog sich den Mantel enger.