Alices Augen wurden riesig, doch bevor sie überhaupt zurückweichen konnte, schlang sich eine Hand fest um ihre Taille.
»Hey!«, schrie Ryu und sprang auf, sodass jeder im Café sich umdrehte, doch er setzte sich zurück, als er erkannte, dass der Mann hinter Alice ebenfalls eine Waffe versteckte. Ein Taschenmesser. Ryu ballte seine Hände zu Fäusten.
»Ryu?«, wimmerte Alice ängstlich und spürte, wie die Tränen sich in ihren Augen sammelten. Ryu fluchte flüsternd, als der Typ neben ihn die Pistole entsicherte. Der Griff um Alices Taille verstärkte sich, als sie sich wehrte. Und dann ging alles schnell: Mit einem Mal hatte Ryu sich die Pistole mit einer geschickten Handbewegung geschnappt, und zielte mit lang ausgestrecktem Arm auf den Mann hinter Alice, woraufhin alles im Laden empört aufschrieen und die Meisten aus dem Laden rannten. Doch es brachte nichts, denn nun waren etliche Pistolen auf Ryu und auf Alice gerichtet und der Mann hinter Alice zögerte nicht mehr und zog sie aus dem Laden.
Alice schrie und schlug um sich, versuchte sich mit aller übrigen Kraft zu befreien, doch kaum waren sie aus dem Laden legte sich ein feuchtes Tuch auf ihren Mund und sie atmete den komischen Geruch ein, ihr Bewusstsein schwand, bis ihre schweren Lider endgültig zufielen.
Als sie wieder zu sich kam, war sie an einen Stuhl gefesselt, welcher mitten in einem schummrigen Raum war. Vor ihr saß ebenfalls auf einem Stuhl ein Mann, welcher sie haargenau beobachtete. Als er bemerkte, dass sie erwachte, stupste er den Mann neben sich an. »Sie ist wach. Hol den Boss.«
Der andere Mann nickte und machte sich auf den Weg. Eine schwere Tür fiel ins Schloss. In ihrem Kopf war noch alles so benebelt, dass sie nicht wirklich wusste, was hier gerade überhaupt passierte.
»...wo ist Ryu?«, fragte sie schwach, doch der Typ vor ihr gab keine Antwort und starrte sie nur an. Als hinten im Raum die Tür wieder aufging sprang er vom Stuhl auf und positionierte sich stehend daneben. Schwere Schritte waren zu vernehmen, bis ein eindrucksvoller Kerl sich vor ihr auf den Stuhl fallen ließ. Seine kantigen Gesichtszüge waren selbst im Halblicht zu erkennen und im Gegensatz zu Ryu saß sein Anzug perfekt. Selbst eine Krawatte hatte er sich ordentlich umgebunden. Die dunkelbraunen Haare waren streng aus dem Gesicht gekämmt und in seinen braunen Augen lag keinerlei Wärme. Hart starrten sie sie an.
»Du bist also das Mädchen von Ryu, hm?« Mit einem behandschuhten Zeigefinger hob er ihr Kinn an und sie biss sich verärgert auf die Unterlippe.
Er drehte ihren Kopf am Kinn zur Seite, in die andere Richtung und dann ein Stück weiter nach oben, als würde er ihr Gesicht genau unter die Lupe nehmen. »Nicht schlecht«, merkte er an und ein paar Typen hinter ihm lachten.
»I-Ich bin nicht...«
»Sh-sh-sh«, machte er und legte seinen Zeigefinger auf ihren Mund. Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht gespuckt, wusste aber, dass mit solchen Typen nicht zu spaßen war. »Du sprichst nur, wenn ich dir eine Frage stelle, kapiert?« Ohne auf eine Antwort zu warten stand er vom Stuhl auf und knöpfte sich die Ärmel seines Hemdes auf, um diese zurück zu krempeln.
»Was machen wir jetzt mit dir, du Schöne«, meinte er und hob ein weiteres Mal ihren Kinn an, als sie den Blick von ihm abwandte. »Ich kann ja schlecht dein Gesicht verunstalten, es sei denn...« Er sog spielerisch scharf die Luft ein. »Es sei denn Ryu hätte etwas Böses getan. Verdammt aber nochmal, da hattest du echt Pech mit ihm, was?« Und da holte er auch schon mit der bloßen Hand aus und schlug ihr fest ins Gesicht. Doch bevor sie überhaupt den Schmerz analysieren und verstehen konnte, was hier gerade passierte, schlug er auch schon ein zweites Mal zu, immer öfter, bis er irgendwann seine Faust benutzte, die vielen Ringe an seinen Fingern bohrten sich nur so in ihre Haut und rissen sie auf - und das alles nur um danach sein Handy aus der Tasche zu holen und das perfekte Bild für Ryu zu schießen.
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Malice
RomanceEine seltsame Begegnung mit einem zwielichtigen Jungen führt Alice und ihre Freundin Kaya an einen gefährlichen Ort. Kaum waren sie angekommen, schlossen sich auch schon alle Türen vor ihren Augen - Sie sind gefangen. Und jeder Fluchtversuch bringt...