Kapitel 22

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»Später werd ich's auch noch ernst meinen«, grummelte sie, konnte das Lächeln aber nicht unterdrücken. Er öffnete ihr die Tür und sie schlüpfte in das Auto rein. Doch anstatt die Tür zuzuknallen beugte er sich nochmal runter und strich ihr über die Wange.

»Das hab ich gehört«, grinste er und zack war die Tür zu. Ihr Herz schlug wie wild - sie würde es später auch noch so meinen. Das würde sie! Würde sie das? Auf einmal ängstlich konnte sie ihm nicht mehr in die Augen sehen und starrte deswegen die ganze Fahrt über aus dem Fenster. Was, wenn ...

Sie aß genüsslich ihr Anpan als er fuhr, und alle paar Minuten warf er ihr einen Blick zu, als würde er kontrollieren wollen ob alles gut bei ihr war. Nach fünf Minuten Fahrt schon döste sie ein und die Hälfte des übrig gebliebenen Anpans drohte aus ihrer Hand zu fallen. Als sie ganz langsam wieder wach wurde stand das Auto schon still und die Tür auf ihrer Seite öffnete sich. Sie gähnte und wollte sich gerade strecken um wieder wach zu werden, als sie schon wieder den Boden unter sich verlor und sich wie immer perplex an ihm festklammerte und plötzlich hellwach war. »Ryu!«

Er schmunzelte. »Ich lass dich schon nicht fallen, Kleine.«

»Aber mein Kleid ist viel zu kurz! Wenn jemand mich sieht ...« Unbeholfen versuchte sie mit einer Hand ihr Kleid unter ihr an ihrem Körper zu halten.

»Ich pass schon auf«, flüsterte er, viel zu nah an ihrem Ohr. Trotzdem ließ sie ihre Hand vorsichtshalber am Saum ihres Kleides. Ryu hielt inne und auch Alice schaute nach vorne. Die Tür stand sperrangelweit weit offen, laute Stimme waren aus drinnen zu vernehmen und Ryus Leute liefen rein und raus, viele Blutüberströmt, der ein oder andere humpelnd.

Ryu setzte Alice auf den Boden ab und hielt den Erstbesten fest. »Was ist passiert?«

»Aniki! A-als du weg warst, haben ein paar von uns einen Streit mit der Sakamoto Gruppe angezettelt. Die sind total ausgerastet und es gab eine Schlacht! Es war so übel, wir haben Ryuji und Togame verloren ... Die Sakamotos sind auch verwundet, es ist unentschieden aber ...« Er konnte Ryu nicht in die Augen gucken und wandte seinen Blick ab. Ryus Hand ballte sich zu einer Faust. Alice legte daraufhin ihre Hand auf seine und seine Faust löste sich wieder.

»Wie viele sind verletzt?«, fragte er kalt, sein Kiefer spannte sich an und er holte sein Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer ein.

»Die meisten haben nur oberflächliche Wunden, die sind nicht so schlimm, können wir selber versorgen. Aber Lui und Hiro ... du solltest Alois rufen. Es sieht schlecht aus.« Alices Kopf schnellte sofort hoch, als sie Luis Namen hörte. Ryu rief Alois an, doch Alice war viel zu ungeduldig um auf ihn zu warten und lief ohne zu zögern rein, in Richtung Luis Zimmer.

»Alice!« Ryu lief ihr fluchend hinterher, immer noch telefonierend.

»Lui!«, schrie sie und riss seine Tür auf. Dieser lag schweratmend auf seinem Bett, zahlreiche Schnittwunden verunstalten sein Gesicht, an beiden Armen hatte er ebenfalls tiefe Wunden und er presste sich die Hand an eine Stelle über dem Herzen.

Cardia kniete neben ihm, Tränen liefen über ihr Gesicht, als sie zu Alice aufblickte. »Alice! Lui stirbt«, weinte sie und drückte die Hand ihres Bruders. »Er stirbt.«

»Ich sterbe nicht«, hustete Lui und Blut tröpfelte dabei aus seinem Mundwinkel.

»Er stirbt nicht«, sagte jetzt auch Ryu, der hinter Alice im Türrahmen aufgetaucht ist. »Ich hab Alois gerufen. Er ist jede Minute da.«

Alice war selber schon den Tränen nahe, als Ryu sie am Handgelenk packte und aus dem Zimmer rausziehen wollte, doch sie befreite sich schnell wieder. »Ich will hier bleiben!«, sagte sie fest entschlossen.

MaliceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt