Kapitel 12 [✔️]

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Ardy schaute mich bemitleidend an.
"Du musst dich ja nicht sofort entscheiden, Jess. Warte ein bisschen ab und schaue dann, wer dir mehr fehlt und wer dir dann mehr am Herzen liegt. Du schaffst das schon", entgegnete er.
"Danke Ardy", seufzte ich und umarmte ihn. Ich war ihm sehr dankbar dafür, dass er mir geholfen hatte und für mich da war.
Er schaute auf die Uhr und schnappte nach Luft.
"Jetzt muss ich aber wirklich los! Taddl wundert sich bestimmt schon, wo ich bleibe!", bemerkte er und lief in den Flur.
"Was hast du ihm denn gesagt?", fragte ich, als er seine Schuhe anzog.
"Ich meinte, dass ich nur kurz zu Rewi wollte."
"Das mit dem 'kurz' stimmt ja nicht so ganz", kicherte ich.
"Nicht witzig", entgegnete er ernst, machte dann aber selbst und schaute mich an. "Tschüss jetzt!"
"Tschüss Ardy", verabschiedete ich ihn. Nachdem er verschwunden war, besuchte ich Felix im Wohnzimmer. Er lag regungslos mit seinem Laptop auf dem Schoß auf dem Sofa. Langsam schlich ich zu ihm. Ich nahm seinen Laptop, stellte es auf den Tisch und kniete mich vor das Sofa auf den Boden. Felix schlief tief und fest. Ich schaute auf die Uhr. Es war schon halb eins. Hatten Ardy und ich wirklich so lange geredet?
Ich drückte Felix einen leichten Kuss auf die Stirn in der Hoffnung, er würde aufwachen.
"Felix?", flüsterte ich. Keine Reaktion. Was sollte ich jetzt machen? Leise verließ ich das Wohnzimmer und schlich in den Flur. Ich kramte in der Jacke nach dem Wohnungsschlüssel. Nachdem ich ihn gefunden hatte, ging ich zu Simon. Ich klingelte und wünschte mir, dass Simon die Tür öffnen würde.

"Jessica? Was machst du denn hier?", fragte ein völlig verschlafener Simon. Er war heute anscheinend mal früher schlafen gegangen als sonst.
"Du bist mir noch was schuldig", warf ich ihm vor.
"Meine Güte, es tut mir doch leid!", rechtfertigte er sich wütend.
"Ich verzeihe dir, wenn du mal eben kurz mitkommst und mir hilfst", bot ich ihm an.
"Na gut", beschwichtigte er und folgte mir, nachdem er einen Schlüssel geholt hatte. "Was muss ich denn tun?"
"Felix ist im Wohnzimmer eingeschlafen und ich wollte ihn nicht wecken", flüsterte ich, als ich die Tür öffnete.
"Und ich soll ihn jetzt ins Schlafzimmer tragen?", fragte er skeptisch.
"Ja, ich kann ihn ja schlecht tragen", erwiderte ich nur, als sei es selbsterklärend, was Simon machen sollte. Jener schlurfte ins Wohnzimmer, hob Felix mit Leichtigkeit hoch und trug ihn ins Schlafzimmer. Dann kam er wieder.
"So bitte", meinte er seufzend.
"Gute Nacht!"
"Nacht", sagte er und zog ab. Ich würde ihn, wie ich in diesem Moment beschlossen hatte, nie wieder beim Schlafen stören.
Ich holte mein Schlafzeug aus dem Schlafzimmer, machte mich bettfertig und ging leise zurück ins Schlafzimmer. Felix schlief immer noch. Er sah so süß aus, wenn er schlief... Ich drückte ihn noch ein Kuss auf die Stirn und schlief ebenfalls ein.

Zeit zu gehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt