Kapitel 30

112 10 5
                                    

Erstaunt schaute Felix mich an. Ich nahm seine Hände in meine und schaute ihn flehend an. Flehend, mich nicht umzubringen.
"Also... Im Krankenhaus hattest du ja schon eine Idee, was 'passiert' ist. Nur zur Erinnerung, das war die Sache mit Taddl. Ich...", ich holte tief Luft und biss mir auf die Unterlippe, "Ich liebe nicht nur dich, sondern auch Taddl." Entgeistert schaute Felix mich an. Schnell holte ich Luft, um weiterzureden, bevor er mich anschreien konnte. "Ich liebe ihn nicht mehr als dich, aber eben auch nicht weniger. Deshalb kann ich mich nicht für einen von euch entscheiden. Er liebt anders als du, ob besser oder schlechter, kann ich nicht beantworten, aber ich weiß, dass ich...", weiter kam ich nicht, denn Felix drückte seine Lippen auf meine. Verwundert blickte ich ihn an, als er sich wieder löste.
"Jessica", lachte er kurz. Dieses Lachen war leicht krankhaft. "Wenn du jetzt dachtest, ich wäre deswegen wütend auf dich, lagst du falsch. Ich hatte es doch schon früh gemerkt, ich kenne dich doch schon lange", meinte er und strich mir verliebt über die Haare. "Ich werde bis zum bitteren Ende um dich kämpfen", fügte er hinzu und zog mich an ihn heran. Fest drückte er sich an mich. Eine Zeit lang verharrten wir so.
"Ich möchte nicht nur dir eine Chance geben, mir deine Liebe zu beweisen, sondern auch Taddl. Das heißt, ich werde Zeit mit dir und mit ihm verbringen. Das heißt aber nicht, dass ihr auf eure Interessen verzichten müsst", sagte ich irgendwann. "Lass uns zurück gehen", meinte ich und zog ihn mit mir.
"Weiß Taddl es schon?", fragte er auf dem Weg zum Zimmer.
"Nein. Und heute Nacht ist nichts passiert, okay? Also, wenn dich jemand fragt, was Besonderes passiert ist, sagst du nichts okay?"
"Okay", murmelte er. Kurz darauf schlichen wir ins Zimmer zum Bett und schliefen einigermaßen schnell wieder ein.

Stunden später wurde ich als erstes in diesen Zimmer von der Sonne geweckt. Es war noch sehr früh. Ich hatte wenig geschlafen. Leise seufzend stand ich auf und ging ins Badezimmer. Ich zog mich an und machte mich fertig. Dann ging ich nachdenklich zum Bett und ließ mich nieder. Diese Reaktion von Felix war wohl die, die ich am wenigsten erwartet hätte. Ich dachte darüber nach, wie ich es auch Taddl beibringen konnte. Und da kam mir in den Sinn, dass ich ihm das gleiche wie Felix sagen könnte.
"Du bist schon wach?", fragte mich plötzlich jemand. Ich erschrak und plumpste auf den Boden.
"Taddl man", murmelte ich, als ich sah, dass Taddl aufgestanden und zu mir gekommen war.
"Oh tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken", sagte er und half mir hoch.
"Taddl, wir müssen reden", fing ich auch dieses ernste Gespräch an.
"Das klingt ernst", stellte er fest und schaute mich fragend an. "Was ist denn?" Schnell schielte ich zu Felix herüber, er schien einigermaßen wach zu sein.
"Ist es auch und... deswegen will ich das nicht hier mit dir bereden, sondern woanders", entgegnete ich und zog ihn mit mir.
"Halt. Bevor du mich entführst, möchte ich mir was Richtiges anziehen", blockte er ab, riss sich los uns zog sich im Badezimmer um. Dann kam er mit erwartungsvollem Blick zu mir. "Jetzt kannst du loslegen." Ich nahm seine Hand, schmiss die Hotelzimmertür zu und ging mit ihm zum Strand. Der Strand war noch leer und die Sonne stand nicht allzu hoch, so früh am Morgen.
"Also...", sagte ich um nahm seine Hand. "Ich weiß nicht, ob du's schon gemerkt hast..., aber ich liebe nicht nur dich. Ich liebe auch Felix. Genauso sehr wie dich, aber eben anders", sagte ich und blickte an ihm vorbei. Ihm jetzt in die Augen zu schauen, traute ich mich nicht. Deshalb holte ich Luft und redete ängstlich weiter:
"Ich möchte euch beiden, bevor ich mich entscheide, was ich jetzt sowieso noch nicht kann, Chancen geben, mir euere Liebe zu beweisen..." Total entgeistert schaute Taddl mich an. "Bitte reiß mir jetzt nicht den Kopf ab", flüsterte ich und kniff die Augen zusammen. Plötzlich spürte ich seine weichen Lippen auf meinen. Er hatte ähnlich reagiert wie Felix.
"Ich werde dich nicht einfach aufgeben, hörst du? Es ist einfach zu viel passiert, um dich jetzt gehen zu lassen, ich liebe dich", flüsterte er sanft zwischen unserem Kuss. Ich schaute leicht betreten auf den Boden.
"Okay", murmelte ich. Dann umarmte ich ihn fest.

"Und was machen wir heute?", fragte ich nach einer Weile.
"Sightseeing hatte Ardy erst für morgen geplant, hat er mir erzählt. Also nur Longboard fahren und am Strand chillen", antwortete er.
"Du kannst Ardy noch mal schön von mir umarmen, dafür dass er an mein Longboard gedacht hat."
"Gedacht hat er dran, aber geholt habe ich's", entgegnete er lachend.
"Wie bist du in meine Wohnung gekommen?", fragte ich verwirrt.
"Ich habe Felix gefragt, ob er mir deinen Schlüssel gibt, das hat er aber abgelehnt. Und als du bei uns warst, hatte ich auch nie Zeit den Schlüssel zu ›klauen‹. Dann hat Simon mir die Adresse deiner Schwester gegeben und die hat mir dann, ohne mit der Wimper zu zucken, den Ersatzschlüssel gegeben", erzählte er.
"Obwohl sie dich nicht kennt? Meine Schwester scheint ja richtig verantwortungsbewusst zu sein", stöhnte ich genervt auf.
"Nicht nur das, sie mag dich auch sehr gerne. Sie meinte zu mir, ich zitiere: 'Von mir aus kannst du den Schlüssel auch behalten und sie ausrauben, wenn du das nicht sowieso vorhast'."
"Was?", lachte ich belustigt und gleichzeitig ungläubig. "Die spinnt doch!"
"Lass uns zurückgehen, ich hab' Hunger!"
Nachdem wir alle zusammen ohne nennenswerte Ereignisse gefrühstückt hatten, gingen wir erneut getrennte Wege. Izzi, Felix und ich blieben im Hotel, da wir an den Strand gehen wollten, Ardy, Taddl und Caty gingen Longboard fahren und Simon versuchte vergeblich ein Video hochzuladen.
Izzi näher kennenzulernen und Zeit mit Felix zu verbringen, tat mir sehr gut. Dachte ich zumindest.

--------------

Und was passiert, werdet ihr bei 6 Likes erfahren 😈

Zeit zu gehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt