Kapitel 26 [✔️]

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Ich schlief noch einige Stunden, bis ich durch ein paar Sonnenstrahlen, die meine Nase kitzelten, aufwachte. Zuerst schaute ich mich um, um zu sehen, ob alles beim Alten war. Felix saß auf einem Stuhl neben mir und schlief. Seine Hand lag immer noch auf meiner. Mit meiner freien Hand stützte ich mich auf und küsste ihn auf die Wange, wodurch er - mehr oder weniger von mir gewollt - aufwachte.
"Guten Morgen", begrüßte ich ihn.
"Hm, was?", murmelte er verschlafen und blinzelte mehrmals, um wach zu werden.
"Guten Morgen", wiederholte ich.
"Hi", erwiderte er, zog seine Hand weg und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Dann lächelte er mich an. "Du wirst heute entlassen", stellte er fest und grinste.
"Ja", bestätigte ich. "Aber wir werden heute nicht viel zusammen machen können", fügte ich hinzu und lächelte ihn erwartungsvoll an. Wie würde er darauf reagieren? Bestimmt würde er nicht begeistert sein, dass wir schon wieder nichts unternehmen konnten.
"Ähm... Also", nuschelte er. Felix schaute mich ein wenig enttäuscht an. "Wo musst du denn hin?", wollte er dann wissen und stand auf. Wahrscheinlich wollte er Mary holen und ihr sagen, dass ich wach war.
"Ardy hat die Apes gefragt, ob ich mal bei Let's Draw zuschauen darf", fing ich an. "Sie haben zugestimmt ... - und sie nehmen heute auf. Und deswegen...", meinte ich und pausierte mein Reden. Felix' Blick verfinsterte sich ein bisschen. Ich presste die Lippen aufeinander. Bitte Felix, dachte ich, reg dich jetzt nicht auf!
"Du machst schon wieder was mit Ardy und Taddl?", fragte er dann missbilligend.
"Es tut mir ja leid", murmelte ich, aber er knurrte mich nur leise an.
"Merk schon." Er war sichtlich wütend. Er ballte seine Hände zu Fäusten und starrte die weiße Krankenhauswand an. Man merkte deutlich, wie eifersüchtig er war.
"In Miami machen wir mehr zusammen, versprochen", sagte ich schnell, um ihn milde zu stimmen.
"Das hoffe ich doch. Ich hole jetzt Mary, damit wir endlich gehen können."
"Felix?"
"Ja?"
"Danke, dass du in dieser Nacht bei mir warst", bedankte ich mich ehrlicherweise und stand auf. Felix kam mir entgegen.
"Ich tue das, weil ich dich liebe", flüsterte er mir zu und umarmte mich. Viel zu schnell löste er sich wieder und holte Mary. Diese untersuchte mich noch schnell, aber schließlich konnten wir das Krankenhaus verlassen.

Am späten Nachmittag klingelte Ardy, um mich für den Dreh bei den Apes abzuholen. Ich hatte geduscht, mir etwas Schönes angezogen, meine Haare geglättet und mich geschminkt; in der Hoffnung, nun gut auszusehen. Als Ardy mich sah, pfiff er belustigt.
"Das wird Taddl mehr als gut gefallen", kicherte er, während wir die Treppen herunterliefen, um zum Auto zu gelangen. Ich erwiderte nichts auf diesen Beitrag und stieg einfach ins Auto ein. Taddl fuhr los. Die Fahrt kam mir nicht lang vor, obwohl wir an mehreren roten Ampeln halten mussten.
"Jess, du hättest dich nicht so hübsch machen dürfen. Die Ampeln werden ja ganz rot, wenn sie dich sehen!", und "Die grünen und gelben Ampeln sind neidisch auf deine Schönheit!", hörte ich während der Fahrt nicht selten. Ich fühlte mich geschmeichelt, doch irgendwann wurden ihre Komplimente unglaubwürdig, sodass ich mich gar nicht mehr über diese freuen konnte.
"Aussteigen bitte!", rief Taddl und öffnete mir feierlich die Tür. Das Haus, in dem die Apes wohnten, war sehr groß. "Kommen Sie bitte", murmelte Taddl und nahm meine Hand. Er verhielt sich absichtlich, wie ein Butler oder Chauffeur, was sehr lustig war.
"Okay, also... Die Boys sind sehr verrückt, wenn sie Let's Draw drehen. Privat sind sie aber wirklich nett und gar nicht so durchgedreht!", klärte Ardy mich auf, bevor er klingelte.
"Soll das eine Drohung oder ein Versprechen sein?", fragte ich belustigt. Doch Ardy hatte schon geklingelt und ignorierte meine Frage einfach, so als ob ich sie nie gestellt hätte. Vielleicht hatte er sie auch einfach wirklich überhört. Ich räusperte mich erwartungsvoll und stupste Taddl und ihn mehrmals an, doch ich bekam einfach keine Antwort. Sie wollten mich bestimmt nicht nervöser machen, als ich es sowieso schon war.
Wir gingen ins Treppenhaus und folgten den lauten Lachern, die wohl André, Cengiz und Jan gehörten. Die Treppen im Treppenhaus kamen mir endlos lang vor. Meine Panik stieg immer weiter an, was durch die beengenden Wände nur verstärkt wurde.
Dann kamen wir oben an und ich stand meinen "Idolen" direkt gegenüber.

Zeit zu gehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt