"Ich weiß ja nicht, wie viel - oder ob du überhaupt nachgedacht hast, aber hast du schon eine Entscheidung?"
"Um ehrlich zu sein, nein. Beide sind wunderbare Menschen und ich werde mich von keinem trennen können, ohne mir selbst große Schmerzen zuzufügen." Mir fiel auf, dass das irgendwie egoistisch klang, aber ich wusste, dass ich einen von beiden gewaltig verletzen müsste - und das war es, was mir wehtat.
"Und wie willst du dich entscheiden? Ich meine, einer von beiden wird es auf jeden Fall abbekommen, egal wie du dich entscheidest", meinte er.
"Ja, und das will ich nicht. Ich will, dass alle glücklich sind und das geht nicht, wenn ich mich entscheide!"
"Du musst dich aber entscheiden, weil sonst beide verletzt sein werden. Derjenige, für den du dich nicht entscheidest, wird sich ja nicht gleich umbringen. Es wird schmerzhaft für ihn werden, aber ... Er wird's überleben."
"Du hörst dich fast so an, als ob du schon wüsstest, für wen ich mich entscheide", seufzte ich.
"Weißt du, ich will dich nicht verunsichern, aber du musst die Entscheidung bald fällen. Wenn einer der beiden mitbekommt, was da läuft, gibt das am Ende nur noch mehr Stress! Dann sind vielleicht alle glücklich, aber du nicht. Außerdem kannst du auch nicht alle glücklich machen - Du bist ja kein ..."
"Ich weiß, Ardy. Aber ich hab keine Ahnung, für wen ich mehr empfinde!""Ich hab eine Idee", sagte er nach einer Weile.
"Welche denn?", wollte ich sofort wissen.
"Felix, Taddl, Izzi, Simon, du und ich fahren in den Urlaub! Da kannst du dich dann für einen entscheiden!" Mir ging aus dieser Idee nicht hervor, was das bringen sollte, aber ich wollte ihn nicht direkt darauf hinweisen, dass der Plan wahrscheinlich nicht allzu viel bringen würde. Deshalb merkte ich an, dass ich bei dieser Konstellation das einzige Mädchen sei. Er entschuldigte sich.
"Kein Problem ... - Aber das einzige Mädchen möchte ich trotzdem nicht sein! Hat Izzi eine Freundin, die mitkommen könnte?", entgegnete ich.
"Keine Ahnung. Wir könnten ihn ja mal fragen."
"Und wo wollen wir hin?"
"Das siehst du dann, ich habe da schon so eine Vorstellung!", rief er lachend. "Ich glaube wir sind fertig mit unserem Gespräch", fügte er hinzu, obwohl ich das nicht so sah. Ich schaute auf die Uhr. Zu meiner Überraschung war es schon 4 Uhr.
"Ardy, es ist schon vier!", rief ich stutzig.
"Jetzt aber schnell zurück!" Wir sprangen auf und fuhren so schnell wie wir konnten zurück zum Youtuber-Haus. Den ganzen Weg über sprachen wir kein Wort. Wie auch, wenn wir jeden Luftzug brauchen, um unter diesen hohen Anstrengungen nicht zu ersticken."Sag mal Ardy, Taddl und ich nehmen nachher 'What the Fact' auf. Bist du auch dabei?", fragte ich, als wir vor Ardys und Taddls Wohnung standen.
"Eventuell, ich penn' jetzt erst mal 'ne Runde", meinte er.
"Schlaf gut", sagte ich und umarmte ihn.
"Ach ja, und kein Wort zu Felix!", zischte er noch, als ich die Treppen hochschlich.
"Kein Wort zu Taddl!", erwiderte ich nur.Ich konnte nicht realisieren, dass ich wahrscheinlich bald mit meinen beiden Traumjungen und meinen besten Freunden in den Urlaub fahren würde. Das war ja so aufregend!
Ich tapste leise in die Wohnung, zog mich um und legte mich wieder schlafen. Aber ich konnte nicht schlafen. Mein Gehirn wollte einfach keine Ruhe geben. Tausende Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Kurzerhand entschloss ich mich dazu, ins Wohnzimmer zu gehen. Müde war ich nun gerade in diesem Moment überhaupt nicht. Im Wohnzimmer zog ich den Laptop, der auf dem Tisch stand, zu mir und schaute an, wie weit Felix das Video geschnitten hatte. Aber selbst nach langem Suchen fand ich keine Datei. Hatte er sie etwa gelöscht? - Für mich? - Weil ich nicht wollte, dass er gleich alles im Internet preisgab? Das wäre wirklich süß und rücksichtsvoll von ihm gewesen. Er stellte meine Bedürfnisse über seine eigenen, weil er wollte, dass es mir gut ging. Felix war wirklich unbeschreiblich. Ich suchte, nachdem ich den Laptop weggestellt hatte, im Wohnzimmer nach seiner Kamera. Ich fand sie in einem Regal. Leise kramte ich sie aus dem Regal, schaltete sie ein und redete mehr oder weniger leise los: "Hey ihr Joonges! ... Ja, wundert euch nicht, hier ist nicht der liebe Dner, sondern seine...", ich zögerte. Wie konnte ich das denn nun ausdrücken? "...Mitbewohnerin...? Felix schläft und mir ist langweilig, also dachte ich mir: 'Mach einfach ein Video mit seiner Kamera!' Und na ja, nun seht ihr, was da für ein Mist rauskommt. Potenzial besitze ich auf jeden Fall nicht", meinte ich lachend und lief während des Redens durch den Raum. "Ich schneide das jetzt in irgendein Video rein, wo es angebracht ist und lade dann den Part hoch!", teilte ich den Zuschauern mit. Es war echt ein komisches Gefühl, mit einer Kamera - beziehungsweise mehr oder weniger mit sich selbst - zu reden. Ich machte die Kamera aus, schloss sie ans Laptop an und bearbeitete das Video. Felix und Simon hatten mir schon damals genauestens erklärt, wie das funktioniert. Als ich fertig war, ließ ich das Laptop so stehen, vielleicht würde Felix es bemerken und sich freuen - vielleicht auch nicht. Mir war es momentan egal, denn jetzt wurde ich doch so langsam müde. Gemächlich schlurfte ich ins Schlafzimmer, legte mich ins Bett und schlief ein.
DU LIEST GERADE
Zeit zu gehen
RomanceJessica hat kein leichtes Leben. Sie ist schon seit längerer Zeit mit ein paar Youtubern befreundet, aber bisher hatte sie immer versucht, nicht in den Videos aufzutreten und bekannt zu werden. Allerdings verändert sich ihr ganzes Leben, als jemand...