"Es fing an, nachdem meine Mutter gestorben war. Simon, Felix und ich sind nach dem Krankenhausaufenthalt hierher gefahren und zu Simons Wohnung gegangen. Als wir einen Film geguckt haben, hat Taddl geklingelt. Das war unsere erste Begegnung. Ich fand Taddl da schon nett und sowas, aber mehr als Freundschaft war da irgendwie erst mal nicht. Abends sind wir essen gegangen. Taddl hat für mich bezahlt, weil ich kein Geld dabei hatte, und hat das Geld auch nicht zurückverlangt. Dann sind wir mit den Longboards zurückgefahren. Taddl hat deins genommen und mir seins geliehen, da meins zu Hause ist. Er hat sich wirklich darum bemüht, dass ich abgelenkt werde und wir meinetwegen auf nichts verzichten müssen. Das war echt nett von ihm. Ich habe mich dazu entschieden, bei Felix zu schlafen, weil ich zu Hause ganz allein wahrscheinlich ziemliche Probleme gehabt hätte", erzählte ich und machte eine Pause. Ardy hörte mir aufmerksam zu, wofür ich ihm unendlich dankbar war. "Felix und ich schlafen in diesem Doppelbett. Im Wohnzimmer war kein Platz und eine andere Möglichkeit gab es nicht. Am nächsten Tag hat er mit Paluten aufgenommen, weshalb ich zu dir und Taddl gegangen bin. Was wir gemacht haben, muss ich jetzt ja bestimmt nicht erzählen. Am Abend sind Felix und ich ganz normal schlafen gegangen, aber diese Nacht war nicht normal", redete ich weiter. Ich holte tief Luft und erzählte weiter. "Ich hatte einen Albtraum, der mich wach werden ließ. Als ich zum Spiegel wollte, bin ich hingefallen und habe damit Felix geweckt. Dieser hat mich dann beruhigt und mit mir gekuschelt, weil ich Angst hatte, der Traum käme wieder. Das ist alles schon ziemlich komisch gewesen, weil Felix eigentlich mein bester Freund ist." Ich zögerte, weiterzureden. Es wurde immer unangenehmer für mich.
"Weiter", forderte Ardy mich auf.
"Am nächsten Morgen wachten wir in der gleichen Haltung auf. Als wir uns nach dem Aufwachen einige Minuten anstarrten..." Ich hörte auf zu reden und schaute Ardy an. Er lächelte.
"Was ist passiert, nachdem ihr euch angestarrt habt?", fragte er scheinheilig.
"Felix und ich haben uns geküsst", platzte es aus mir heraus. Ich konnte einfach nicht mehr; und als ich es ausgesprochen hatte, ging es mir irgendwie besser.
"War der Kuss schön?", fragte Ardy kichernd.
"Ardy!", lächelte ich und knuffte ihm in die Schulter.
"Tut mir leid", lachte er warmherzig.
"Der Kuss war auf jeden Fall nicht schlecht", gab ich zu.
"Und weiter?"
"Wir haben uns fertig gemacht, gefrühstückt und in seinem Wohnzimmer aufgeräumt. Als wir es uns gerade gemütlich machen wollten kam so ein ... Izzi?... Auf jeden Fall wollte der was mit Felix besprechen, wo ich nicht dabei sein sollte. Ich weiß übrigens immer noch nicht, was es ist", fuhr ich fort. "Ich bin zu Taddl gegangen, weil ich beim Gespräch ja nicht dabei sein durfte und..."
"Warum hab ich das nicht mitbekommen?", unterbrach er mich.
"Taddl meinte, du warst ein bisschen krank und hast dann geschlafen", sagte ich.
"Ach ja, stimmt", fiel ihm ein.
"Taddl und ich zu meiner Wohnung fahren, um mir meine Kleidung und Kultursachen zu holen. In der Wohnung hat er mich ein Mal berührt, aber ich glaube, das war aus Versehen. Dann sind wir zurückgefahren und als wir wieder hier waren..."
"Ja?", fragte er mit großen Augen.
"Haben wir uns fast geküsst", seufzte ich.
"Aber?"
"Simon ist gekommen."
"Oh", sagte er und sog die Luft durch seine Zähne hindurch. "Und dann?"
"Bin ich halt wutentbrannt abgehauen", beendete ich die Geschichte, die meinen plötzlichen Wechsel im Leben beschrieb. "Deshalb war Taddl wohl auch so sauer", vermutete ich.
"Kein Wunder. Wenn du die Chance, dein Traummädchen zu bekommen, verpasst, tut das schon im Herzen weh", meinte er.
"Was bitte?", entgegnete ich verwirrt und schaute ihn ungläubig an.
"Taddl liebt dich, und das nicht gerade wenig", erklärte er mir.
"Ardy, bitte. Irgendwelche Witze kann ich jetzt gar nicht gebrauchen", antwortete ich und blickte ihm ernst in die Augen.
"Wenn er nichts für dich empfinden würde, würde er nicht versuchen, dich zu küssen", flüsterte er. "Jessica, Taddl ist nicht der Typ, der jedes X-beliebige Mädchen küsst. Er ist total schüchtern in dieser Hinsicht", erklärte er mir. Wir redeten noch ein bisschen über Taddl."Ardy?", fragte ich leise.
"Hm?"
"Kannst du Taddl sagen, er soll morgen mal vorbeikommen?"
"Nein. Du kommst zu uns! Ich will sehen, wie ihr nachholt, was ihr gemisst habt", kicherte er. "Jetzt mal ehrlich: Komm wirklich zu uns. Ich will nicht der Überbringer sein. Ich kann Taddl höchstens sagen, dass morgen was Wichtiges ansteht."
"Na gut", ließ ich mich besänftigen. "Ich hab ein riesiges Problem", bemerkte ich noch, als Ardy gerade aufstehen wollte.
"Was ist denn?", fragte er.
"Ich liebe irgendwie nicht nur Taddl... Sondern auch Felix!"
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Zeit zu gehen
RomansaJessica hat kein leichtes Leben. Sie ist schon seit längerer Zeit mit ein paar Youtubern befreundet, aber bisher hatte sie immer versucht, nicht in den Videos aufzutreten und bekannt zu werden. Allerdings verändert sich ihr ganzes Leben, als jemand...