Kapitel 38

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"Hallo du Zuckerschnute", flüsterte Felix und spielte mit meinen Haaren in meinem Gesicht herum.
"Was machst du da?", murmelte ich müde und wollte mich umdrehen, doch stieß ein schmerzhaftes Ächzen aus.
"Was ist?", fragte er beunruhigt.
"Ich hab glaube, mein Arm ist eingeschlafen", sagte ich und versuchte den Arm still nach unten zu halten, damit das Blut sich wieder verteilen konnte. Dieses unangenehme
Kribbeln, das in diesem Moment oft auftrat, hasste ich über alles. Bei mir fühlte es sich dann immer an, als würden mich Milliarden Messerstiche treffen.
"Alles okay?", fragte Felix besorgt.
"Ja, tut nur ein bisschen weh", entgegnete ich und kniff aus Schmerz die Augen zusammen. Der Schmerz verschwand genauso schnell, wie er gekommen war. "Wo ist Taddl?", fragte ich leise.
"Weiß nicht. Er war auch nicht da, als ich aufgewacht bin. Soweit kann er nicht sein", antwortete Felix. Ich nickte stumm und setzte mich auf. Dann reckte und streckte ich mich und lächelte ihn an. "Deine Eltern wären stolz auf dich", murmelte er und nahm meine Hand in seine. Mit seinen Fingern malte er verträumt kleine Muster auf meine Hand.
"Warum das denn?", fragte ich und schaute ihn grinsend an.
"Wenn ich so eine wunderhübsche Tochter hätte, wäre ich auf jeden Fall stolz", antwortete er und stieg aus dem Bett. Dann ging er um das Bett herum zu mir und hob mich aus dem Bett. Er trug mich ins Badezimmer und setzte mich dort auf den Boden. "Mach dich fertig", sagte er und verließ das Badezimmer.
"Ich hab aber keine Klamotten hier", erwiderte ich nach einigen Sekunden und stand auf. Als ich in den Spiegel schaute, erschrak ich. Ich hatte tiefe Augenringe, eine fleckig ausschauende Haut und leicht klebrige Haare. Das konnte Felix doch nicht ernsthaft wunderschön finden!
"Ich bring dir welche, mach die Tür auf", meinte er und als ich die Tür geöffnet hatte, streckte er mir einen Stapel Kleidung entgegen, den ich lachend annahm. Ich schloss die Tür, zog mich aus, duschte, wusch meine Haare und zog mich dann mit den frischen Klamotten an - und, als hätte ich es geahnt, Felix hatte mir einen seiner dünneren Joonge Pullover gegeben. Dazu eine Hotpants und, was mich eher peinlich berührte, dass er das gesehen und mir ohne mit der Wimper zu zucken gebracht hatte: Unterwäsche. Als ich mich geschminkt hatte und erneut in den Spiegel schaute, sah ich schon viel besser aus. Die Augenringe waren fast komplett verschwunden, die fleckig aussehende Haut war mit ein bisschen Make-Up überdeckt und die klebrigen Haare hatten sich durchs Waschen auch wieder in meine normalen, mittellangen, welligen, blonden Haare verwandelt. Ich war zufrieden und trat aus dem Badezimmer. Felix saß, mit dem Kopf in die Hände gestützt, auf dem Bett und schaute durch die geöffnete Balkontür nach draußen.
"Du findest es wunderschön hier oder?", fragte ich und setzte mich neben ihn.
"Allerdings. Ich würde unter Umständen hier auch noch eine weitere Woche bleiben", lachte er. Er drehte sich zu mir um und fügte hinzu: "Du nicht?"
"Jeffrey kommt wieder", flüsterte ich und starrte auf den Boden.
"Was?", fragte Felix ungläubig.
"Du hast mich schon verstanden. Ich weiß, dass er im Knast ist, aber Jeffrey ist ein erbarmungsloser Massenmörder, der vor nichts halt macht. Der schafft es auch aus einem Gefängnis raus, ganz sicher. Wenn wir hier länger bleiben, wird er uns finden, er ist nicht dumm. Das heißt, dass wir abreisen müssen. So würde er uns nie finden, vermute ich", erzählte ich fade und starrte immer noch auf den Boden.
"Du machst dir einfach zu viele Gedanken, Jess", seufzte er und legte einen Arm um mich. Er zog mich an sich ran und küsste meine Haare.
"Mehr oder weniger", nuschelte ich und lächelte.
"Recht hast du aber trotzdem. Heute ist der 5. Tag unserer Reise, demnach müsste morgen der letzte sein und übermorgen reisen wir ab", stellte er fest. "Ich wusste übrigens, dass der Pullover dir ausgezeichnet stehen wird", kicherte er und pikste mir in die Seite.
"Ich habe Hunger", kicherte ich, nachdem mein Magen wie wild knurrte.
"Ich mach mich kurz fertig, warte hier", erwiderte er und verschwand im Badezimmer. Nach einigen Minuten kam er gestylt wieder. Ich zog die Augenbrauen hoch und sprang vom Bett auf. "Was ist?", wollte er wissen und grinste.
"Ich will auch ein Mann sein, der in drei Minuten fertig für den Tag ist!", rief ich beschämt und grinste zurück. Felix zog mich am Arm mit nach draußen zum Frühstücksraum.
"Wenn du ein Mann wärest, dann wär ich wohl möglich schwul", flüsterte er mir zu und erntete einen kleinen Kniff in die Seite mit der leisen Bemerkung "Spinner". Wir setzten uns an den Tisch, an dem die anderen bereits saßen und aßen. Alle, außer Taddl.
"Wo ist Taddl?", fragte ich die anderen nach einer Weile.
"Der meldet gerade irgendwas an der Rezeption an. Irgendetwas fürs Abendprogramm, mehr hat er nicht gesagt", antwortete Ardy und lächelte mich freundlich an. Wenn Taddl seinem besten Freund schon nicht alles erzählte, war etwas faul. Ab diesem Punkt hatte ich schon ein schlechtes Gefühl.

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Jetzt stellt ihr euch die Frage:

Wie wird es weitergehen? :D

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