"...und dann ist sie einfach umgekippt?", hörte ich eine Stimme sagen.
"Ja und eine Sekunde später war sie weg. Seitdem ist sie bewusstlos", entgegnete eine andere Stimme. Was war los? Und wo war ich? Mein Kopf brummte und ich wollte am liebsten für immer und ewig im Betr bleiben und schlafen. Alles schmerzte, dennoch versuchte ich meine Augen zu öffnen. Als ich es schaffte, sie einen Millimeter zu öffnen, erblickte ich Taddl, Ardy, Felix und Simon.
"Sie ist wach!", rief Felix überglücklich und stolperte auf mich zu. Jetzt erst fiel mir auf, dass wir in einem Krankenhaus waren. Felix kniete sich neben mich und flüsterte mir zu: "Danke." Ich wollte ihm ein Lächeln schenken, war aber zu schwach, meinen Kopf zu drehen.
"Was hab ich für eine Diagnose?", krächzte ich und schloss die Augen.
"Die Ärztin hat keine Ahnung. Aber sie meinte, morgen seist du wieder fit", sagte Taddl und kam auf mich zu. Hoffentlich würde keiner der beiden eine Andeutung machen!
"Das freut mich", flüsterte ich mit rauer Stimme. Irgendwas stimmte mit meinem Körper ganz und gar nicht. Plötzlich kam die Ärztin ins Zimmer. Sie hatte dunkelblonde Haare, wie ich erkennen konnte.
"Ich bitte euch zu gehen. Die Patientin braucht Ruhe."
"Kann ich hier schlafen? Oder im Nachbarzimmer? Ich möchte gerne bei ihr bleiben", erkundigte Felix sich und schaute die Frau erwartungsvoll an. Erstaunt öffnete ich beide Augen.
"Wenn die Patientin dies genehmigt", meinte sie und setzte sich auf den Stuhl neben meinem Krankenbett.
"Ja", flüsterte ich, da mein Hals schmerzte.
"Ich hol meine Schlafsachen von zu Hause", sagte Felix und sofort waren er und Simon verschwunden. Taddl schaute mich nur an. Seinen Blick konnte ich nicht deuten, Ardys auch nicht. Was führten sie im Schilde?
"Und ihr geht jetzt auch! Wir haben noch viel zu besprechen", rief die Ärztin. Ardy und Taddl winkten zum Abschied und verließen das Zimmer. "So, dann fangen wir mal an", startete sie. "Was bedrückt dich denn?"
"Ich kann es Ihnen nicht sagen", meinte ich nur und versuchte so, sie abzuwimmeln, doch mein Versuch scheiterte kläglich.
"Ich bin nicht nur Ärztin, sondern auch Psychologin. Und ich merke, dass du nicht krank bist, sondern dringend Redebedarf benötigst! Wenn du nicht bald redest, könntest du bald ernsthaft krank werden." Ich seufzte und ich sträubte mich dagegen, ihr von meinen Problemen zu erzählen. Was sollte mir das schon bringen?
"Also ... Na ja", druckste ich, "Sie wissen ja diese Jungs, die hier waren..."
"Ja. Was ist mit denen?"
"Zwei davon, der Blondhaarige und der große Braunhaarige...", fing ich an und machte sofort eine Pause, um Luft zu holen, damit meine Stimme nicht vom Stottern überwältigt wurde. "Beide sind in mich verliebt und wollen eine Beziehung mit mir. Es wäre ja auch zu einfach, wenn in meinem Leben mal etwas reibungslos klappen könnte ... Keiner der beiden weiß, dass der jeweils andere mich auch sehr gerne hat", redete ich weiter.
"Und?"
"Ich traue mich nicht, es ihnen zu erzählen. Sie werden mich bestimmt hassen und...", erzählte ich schnell und schon wieder stiegen in mir Tränen auf.
"Ich verstehe dein Problem", tröstete sie mich. "Und die Lösung liegt nicht fern", meinte sie und rückte ihre Brille zurecht.
"Und die wäre?"
"Nimm dir jetzt Zeit und überlege, was du ihnen sagen willst und vor allem wann und in wessen Anwesenheit", riet sie mir.
"Ich habe Angst, dass einer der beiden die 'Affäre' mit dem anderen schon vorher herausbekommt und ich dann noch mehr Stress habe", entgegnete ich nur und setzte mich hin.
"Sag es ihnen so früh wie möglich, damit du dir diesen Ärger nicht einfängst. Und vielleicht ist es ja auch gar nicht so schlimm, wie du denkst. Sei auf das Schlimmste vorbereitet, hoffe trotzdem das Beste", erwiderte sie zuversichtlich.
"Danke", nuschelte ich niedergeschlagen.
"Hat dir das Gespräch etwas gebracht?", fragte sie.
"Ja, ein wenig. Mir geht's ehrlich gesagt auch wieder besser", gestand ich ihr.
"Das freut mich. Bis morgen früh musst du aber trotzdem noch hier bleiben. Bei deinem momentanen Stress könnte der Schwindel schnell wiederkommen. Deshalb schreibst du dir auch jetzt auf, was du ihnen sagen willst. Und wenn sie kommen, packst du den Zettel einfach weg", meinte sie, reichte mir Stift und Zettel und stand auf. "Wenn etwas ist, ruf mich. Mein Name ist übrigens Mary." Dann verließ sie das Zimmer. Ich schrieb zuerst auf, was ich Felix sagen wollte:
Felix, es tut mir leid, dir unter solchen Umständen eine solche Nachricht mitteilen zu müssen, aber ich halte es nicht länger aus, dich so unwissend zu sehen.
Du bist nicht die einzige Liebe in meinem Leben. Es gibt noch Taddl. Wenn du mich trotzdem nicht aufgeben willst oder mir trotz meiner Taten und der Lügerei verzeihst - wovon ich allerdings nicht ausgehe, da ich nun wahrscheinlich bloß Abschaum für dich bin - dann kämpfe um mich und mein Herz. Ich werde mich bald entscheiden müssen ...' Ich las den Text mehrmals durch und jedes Mal fiel mir auf, dass das, was ich sagen wollte, nicht nur schlecht formuliert war, sondern bei solch derben Worten auch gar nicht durchdringt. Also zerknüllte ich den Zettel und warf ihn enttäuscht auf den Boden. Ich seufzte auf und stütze meinen Kopf auf meine Hände. Dann würde ich diesen verdammten Text eben improvisieren und somit mein Leben noch mehr zerstören...
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Zeit zu gehen
RomanceJessica hat kein leichtes Leben. Sie ist schon seit längerer Zeit mit ein paar Youtubern befreundet, aber bisher hatte sie immer versucht, nicht in den Videos aufzutreten und bekannt zu werden. Allerdings verändert sich ihr ganzes Leben, als jemand...