Kapitel 7 [✔️]

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Wir fuhren mit dem Auto in die Stadt und liefen dort ein bisschen herum. Da es schon Anfang November war, gab es überall Adventskalender, Adventskränze, Lebkuchen, Kekse und Schokoladenweihnachtsmänner.
"Was haltet ihr eigentlich von Weihnachten?", fragte ich die beiden.
"Nicht allzu viel. Ardy und ich feiern das nicht so groß mit unseren Familien", antwortete Taddl.
"Und du?"
"Früher haben meine Eltern, meine Schwester und ich immer mit der restlichen Familie gefeiert, aber das wird jetzt ja nicht mehr klappen", erzählte ich traurig, und musste mich echt zusammenreißen, damit ich nicht anfing, zu weinen.
"Wieso das denn?", wollte Ardy ungläubig wissen.
"Mein Vater ist an Krebs gestorben und meine Mutter hatte gestern einen Herzinfarkt, wegen dem sie im Krankenhaus gestorben ist. Meine Schwester und ich haben auch nicht gerade die beste Beziehung zueinander", antwortete ich knapp und vergrub meine Nase in meiner Jacke, damit sie nicht sahen, dass ich meine Zähne zusammenbeißen musste, um meine Tränen zurückzuhalten.
"Oh, das tut mir echt leid", stotterte Ardy bemitleidend und gleichzeitig entschuldigend, weil er mich auf dieses Thema angesprochen hatte.
"Muss es nicht", entgegnete ich und klopfte ihm auf die Schulter. Er konnte es ja nicht wissen.
"Warte mal - Gestern?", schaltete Taddl sich nun überrascht und ungläubig ein.
"Ja, gestern", bestätigte ich.
"Warum hast du denn nichts erzählt? Und warum wirktest du gestern so glücklich?"
"Ich belaste andere eigentlich nicht gerne mit meinen Problemen. Außerdem kannte ich dich noch nicht gut, Taddl. Und warum ich manchmal so glücklich wirke, obwohl ich nicht glücklich bin, weiß ich nicht. Bei mir ist das immer so, dass ich mir denke, dass es immer jemanden geben wird, der mich um mein Leben beneidet, weil ich es besser habe, als der- oder diejenige. Es geht immer schlimmer, als es in einer Lage wirklich ist." Als ich den Satz beendete, sah ich nur die staunenden Gesichter der beiden. "Was ist?"
"Du bist echt philosophisch", lobte Taddl mich.
"Danke, aber ich sage ja nur die Wahrheit." Für eine kurze Zeit herrschte Schweigen.
"Hey Leute, habt ihr auch so Hunger wie ich?", durchbrach Ardy das Schweigen.
"Ja", antworteten Taddl und ich wie aus einem Mund und kicherten. Ich wollte die beiden wie bereits gesagt nicht mit meinen Problemen belasten, und tat nun einfach so, als ob ich hungrig wäre, weil ich wusste, dass die beiden mich sowieso zum Essen zwingen würden.
"Na dann kommt!", rief Ardy lachend und wir schlenderten zurück zum Auto. Taddl fuhr zu einem Italiener, den Ardy und er sehr gut fanden.

"So, dann bestellen Sie, junge Dame", sagte der Kellner und zückte einen Zettel.
"Einmal Penne all'arrabbiata", bestellte ich. Es war das einzige Gericht, das mir bekannt vorkam. Taddl und Ardy bestellten das gleiche Gericht. Nickend verließ der Kellner unseren Tisch und eilte in die Küche.
"Sie ist eine Nudel", kicherte Ardy einen Moment später, und ich war mir nicht sicher, ob das eine zweideutige Anspielung sein sollte, oder ob dahinter ein tieferer Sinn steckte.
"Haha, ja", lachte Taddl und lächelte mich freundlich an.
"Ich kann nicht ganz folgen", meinte ich und schaute die beiden fragend an.
"Taddl nennt seine Zuschauer so", erwiderte Ardy.
"Wie kam's?", fragte ich.
"Als ich mich das erste Mal vor die Kamera gesetzt habe, hatte ich keine Ahnung, was ich sagen soll und dann hab ich einfach 'Na ihr Nudeln' gesagt, und seitdem war das so eine Art Insider", erklärte Taddl mir.
Das Essen kam, wir aßen, es war sehr lecker, und danach bezahlten wir. Danach fuhren wir zurück zum Youtuber-Haus.
"Danke für den schönen Abend", bedankte ich mich lächelnd bei den beiden.
"Schläfst du wieder bei Felix?", fragte Taddl mit einem Unterton, den ich nicht deuten konnte. War es ein hoffnungsvoller Unterton? Die Hoffnung, dass ich 'Nein' sagen würde?
Ich bejahte allerdings und verabschiedete mich von den beiden. Taddl drückte mich irgendwie fester an sich, als beim letzten Mal.
Danach ging ich zu Felix' Wohnung. Ich klingelte und trat ein, als er mir glücklich die Tür öffnete.
"Hallo", begrüßte er mich und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Wurde das jetzt zu seiner Gewohnheit?
"Hi", begrüßte ich ihn zurück.
"Hast du schon gegessen? Wie war dein Tag?", fragte er.
"Ja hab ich. Taddl, Ardy und ich waren beim Italiener. Mein Tag war schön, danke der Nachfrage. Und wie war die Aufnahme?", entgegnete ich und zog meine Schuhe und meine Jacke aus. Als ich wieder gerade vor Felix stand, zog er mich zu sich und sagte:
"Mein Tag war erst schön, als ich dich gesehen habe." Ich lächelte verlegen und schaute ihn an. In mir machte sich ein unbeschreibliches Gefühl breit. Es war irgendwie eine Mischung aus Angst, Erwartung und Hoffnung.
"Ich bin müde, wollen wir schlafen gehen?", fragte er mich, immer noch in einer engen Umarmung.
Ich bejahte und zog mich aus der Umarmung. Er strich mir über die Wange und verschwand im Schlafzimmer. Ich ging ins Badezimmer, machte mich fertig und ließ mich dann im Schlafzimmer aufs Bett fallen. Felix war schon, wie ich erwartet hatte, fertig.
"Ich geh ins Bad und putze Zähne. Du kannst dich hier umziehen", meinte er und verschwand. Ich zog mich um und legte mich dann ins Bett. Kurze Zeit später kam Felix ins Schlafzimmer.
"Gute Nacht", wünschte er mir und knipste das Licht aus, nachdem er sich auch ins Bett gelegt hatte.
"Gute Nacht", erwiderte ich. Ich war erst im Halbschlaf, also noch nicht ganz eingeschlafen, als ich spürte, wie Felix seine Lippen auf meine Wange drückte. Kurz danach schlief ich tief und fest ein

Zeit zu gehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt