Izzi ging von selbst schon mal ins Badezimmer, weil er wohl wusste, dass Ardy nicht wollte, dass er mithörte.
"Sie heißt Luna. Auf Youtube findet man sie unter kitthey. Sie ist wunderschön und echt sympathisch. Wir hatten auch schon einige Treffen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie mich nicht liebt. Ich weiß aber ziemlich sicher, dass ich sie liebe", erzählte er mir.
"Ich kenne Luna nicht, also kann ich es nicht beurteilen. Kannst du sie mir vielleicht mal vorstellen?", wollte ich wissen.
"Aber natürlich", lächelte er. "Wenn wir wieder in Köln sind, dann frag ich sie mal."
"Weißt du, was gut ist, Ardy?"
"Nein, aber das wirst du mir jetzt sagen."
"Frauen finden's toll, wenn der Mann den ersten Schritt macht", sagte ich und grinste. Eine Weile herrschte Stille.
"Gibt es eigentlich etwas Neues von Taddl und Felix, das du nicht vor Aggro-Izzi sagen wolltest?", fragte er. Beim Wort Aggro-Izzi bekam ich einen kleinen Lachanfall. Ardy lachte ein bisschen mit, ihm war das Ausmaß seiner Bemerkung wohl nicht ganz bewusst.
Etwas Neues von Taddl und Felix... Gab es eigentlich nichts. Doch da fiel mir etwas ein.
"Neulich haben sie über ihre Freundschaft geredet. Felix hat sich für seine Eifersucht entschuldigt und Taddl sogar gefragt, ob sie nicht mal wieder etwas zusammen aufnehmen können", erzählte ich dann.
"Klingt nach einem Fortschritt", meinte Ardy.
"Es war einer. Aber ich habe aus dem Fortschritt ja einen Rückschritt gemacht, indem ich ... Du kennst die Geschichte", sagte ich mit einem kleinen Seufzer und schaute Ardy an. Er erwiderte nichts, sondern legte nur einen Arm um mich.
"Du kannst einem echt Leid tun", murmelte er.
"Dein Mitleid bringt mir leider herzlich wenig", nuschelte ich lächelnd und gähnte. "Ich bin müde. Ich glaube, ich gehe mal wieder rüber", teilte ich Ardy mit.
"Ich begleite dich kurz", meinte er, nahm eine Karte, um nachher wieder ins Zimmer zu kommen und ging mit mir den Gang entlang.
"Warum hast du mir den Pullover eigentlich geschenkt?", wollte ich wissen.
"Du hast einen Pullover von Felix und von Taddl. Ich wollte auch mitreden", sagte er und grinste. Ich blieb vor meiner Zimmertür stehen und kramte in meiner Hosentasche, doch die Karte war nicht da. Ich schluckte schwer.
"Ich bin so dämlich", bemerkte ich, nachdem ich beide Hosentaschen durchwühlt hatte und mir sicher war, dass ich die Karte vergessen hatte.
"Sag jetzt nicht, dass du die Zimmerkarte vergessen hast", warnte er mich belustigt.
"Hab' sie nicht vergessen. Und jetzt das Gegenteil davon", scherzte ich und lächelte peinlich berührt.
"Und jetzt? Du kannst ja schlecht klopfen. Dann werden sie fragen, wo du warst."
"Stimmt wohl", seufzte ich. "Dann muss ich wohl bei euch schlafen", grinste ich und kratzte mich am Hinterkopf. "Und was ist, wenn sie sich dann wundern und sich fragen, wo ich bin?", fragte ich nach einer Weile.
"Dann klopf und sag, du hast was bei mir vergessen oder so... Ich bleibe kurz hier, um es zu bestätigen", schlug Ardy vor. Er klopfte sofort an der Tür, sodass ich ihn nicht aufhalten konnte.
"Ardy, nein, wieso, du ...", redete ich auf ihn ein, doch verstummte, als die Tür geöffnet wurde. Felix schaute mich verdattert an. "Hi", sagte ich und lächelte scheinheilig. Es war wie einer dieser Momente, in denen ein guter Schulfreund einen zum Schwarm geschoben hat, weil er wollte, dass du mit ihm redest.
"Warum bist du nicht im Zimmer?", wollte er überrascht wissen. Gott sah er gut aus, wie er da in der Tür stand. Seine Haare hingen ihm einfach nur ins Gesicht. Er müsste sich seine Haare von mir aus nicht mal machen. Nicht anfangen zu sabbern. "Und warum hast du einen Brudi Pullover unter deinen Arm geklemmt? Und warum bist du auch hier Ardy?", fragte Felix verwirrt weiter. Ardy stieß mir in die Seite so nach dem Motto: ›Jetzt rede!‹ Was sollte ich denn jetzt für eine Ausrede auswählen? Schnell schaute ich an mir herunter. Schauspielerisches Talent. Jessica, lass dir etwas einfallen! Ich holte Luft und sagte:
"Ardy hat ... mein Armband gefunden und wollte es mir zurückgeben, er hat's vorher nicht geschafft. Und morgen hätten wir es vielleicht vergessen. Den Pullover hat er mir gleich mitgegeben, weil er wollte, dass ich auch etwas von ihm habe und Ardy wollte mich kurz rüberbringen, um ..."
"... um alles zu bestätigen. Stimmt so. Gute Nacht", machte Ardy schnell die Fliege und verschwand, nachdem er mich umarmt hatte. Ich hätte ihn jetzt als Feigling beschimpft, da er mich keines Weges unterstützt hatte, aber andererseits war ich froh, dass Ardy jetzt weg war.
"Jessica. Verdammt, denkst du gar nicht daran, dass ich mir auch mal Sorgen mache? Als ich aufgewacht bin und gesehen habe, dass du nicht in deinem Bett liegst, hatte ich echt Angst um dich", meinte er zu mir und schaute mich mit einem nicht deutbaren Blick an.
"Erstens hätte ich auch im Badezimmer sein können und zweitens... es tut mir ja leid. Aber das Armband ist mir wirklich wichtig gewesen", log ich weiter. Ich hasste mich dafür, dass ich ihn so gnadenlos anlügen konnte. Wieso log ich ihn an? Ich liebte ihn doch. Wie kann ich jemanden, den ich liebe, anlügen? Und dann auch noch so ohne schlechtes Gewissen? Moment. Das schlechte Gewissen hatte ich. Bloß nichts anmerken lassen.
"Ich wollte sowieso mal wieder mit dir reden. Nachts sind Gespräche tiefgründiger", offenbarte er mir. Eigentlich hatte ich gerade gar keine Lust auf Reden. Nicht mit Felix. Ich wollte einfach nur schlafen.
"Klar. Wo willst du reden?", willigte ich dann doch dummerweise ein.
"Auf dem Balkon. Da ist der Weg nicht so weit", sagte er und lächelte. Er nahm zögerlich meine Hand und zog mich ins halbwegs dunkle Zimmer. Er nahm mir den Pullover ab, legte ihn vors Bett auf den Boden und ging mit mir weiter auf den Balkon. "Also...", fing er an. Jetzt wurde es noch unangenehmer, als es eh schon war. Vielleicht würde er ja merken, dass mir dieses Gespräch total unangenehm war und mich in Ruhe lassen. So langsam fing ich nämlich auch an zu zittern. "Warum lügst du mich an? Ich weiß ganz genau, dass du nicht da warst, wegen deinem Armband. Du warst wegen etwas Anderem da. Sag mir die Wahrheit." Ich schluckte schwer. Fuck. War ich doch so schlecht im Lügen oder hatte er ein richtiges Händchen dafür?
"Als ihr geschlafen habt, war ich wach und habe nachgedacht. Ardy und Izzi wollten unbedingt mit mir reden."
"Worüber reden?", wollte er wissen.
"Über dich, Taddl, mich und mein Verhalten", gab ich zu.
"Interessant. Was kam da so bei raus?"
"Felix, du hörst dich ziemlich genervt an", informierte ich ihn. "Wir können gerne reden, aber nicht in so einem Tonfall", fügte ich hinzu.
"Tut mir leid", sagte er und seufzte. "Aber dieses Thema bereitet mir manchmal schlaflose Nächte und Albträume. Ich halte es nicht mehr aus", erzählte er mir.
"Was genau hältst du denn nicht mehr aus?", wollte ich es präzisieren, obwohl ich wusste, worauf er hinauswollte.
"Diese Ungewissheit, ob du Taddl oder mich wählst. Ob du dich schon entscheiden hast, ob du noch überlegst, ob du einen Favoriten hast... Ob ich gut genug bin und wie lange ich es noch aushalte, mit dieser Ungewissheit klarzukommen. Du hältst Abstand und ich habe das Gefühl, dass das unsere Beziehung zerstört."
"Ich überlege noch und ich habe keinen Favoriten. Du bist gut genug. Wahrscheinlich bin ich nicht gut genug, denn du bist viel zu gut... und Felix. Abstand zerstört keine Beziehung. Zweifel tun es. Du musst nicht an dir oder uns zweifeln", versuchte ich ihm zu helfen.
"Da hast du vielleicht recht. Aber wieso küsst du Taddl in meiner Nähe, wenn du weißt, wie sehr es mich verletzt? Du machst es weiterhin und ich kann nichts dagegen tun." Diese ganzen Worte zeigten seine Eifersucht. Eifersucht war der größte Liebesbeweis. Doch Eifersucht ist die Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.
"Felix, mir tut es doch auch weh, das mitansehen zu müssen. Vor allem mache ich doch irgendwie alles falsch. Ich kann richtig und falsch nicht unterscheiden, weiß nicht, wie weit ich gehen soll, darf und kann. Mich zerstört das Ganze doch selber", gab ich zu. "Eifersucht bringt uns auch nicht weiter", fügte ich noch hinzu.
"Ich bin nicht eifersüchtig. Aber jeder, der dich anmacht, sollte sterben", knurrte er. "Es ist einfach so, dass ich es nicht ertragen könnte, wenn du Taddl mehr liebst. Für mich kommt es so rüber. Ich kann es nicht ertragen. Mich macht's einfach kaputt." Wow. Solche Emotionen hatte ich schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ich nahm einfach sein Gesicht, zog ihn zu mir heran und küsste ihn. Danach umarmte ich ihn. Sehr lange. Manchmal sind lange Umarmungen eben die beste Lösung. "Ich werde immer für dich da sein. Egal, wie du dich entscheidest", flüsterte er mir entschlossen zu.
"Versprichst du mir das?", fragte ich fast noch leiser. Er nickte und küsste mich zurück. Ich erwiderte und eine Zeit lang küssten wir uns nur. Es war ein gefühlvoller, leidenschaftlicher Kuss, der so viele Emotionen bereithielt, dass ich sie nicht mal alle aufzählen konnte.Der Kuss endete damit, dass Felix irgendwann aufhörte. Er wich sozusagen zurück. Dann lächelte er nur, strich mir über die Wange, nahm meine Hand und ging mit mir zurück ins Schlafzimmer. Er deckte mich zu, gab mir einen Kuss auf die Wange und schlief dann neben mir ein. Dieses Gespräch hatte ihm wohl gut getan. Ich weiß nicht, ob es mir jetzt besser ging.
Doch ehe ich darüber nachdenken kann, fielen mir selbst meine mit Tränen gefüllten Augen zu.---------
Die Situation spitzt sich zu. 8 Likes und ihr erfahrt, wie es weitergeht 🌚💕
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Zeit zu gehen
RomanceJessica hat kein leichtes Leben. Sie ist schon seit längerer Zeit mit ein paar Youtubern befreundet, aber bisher hatte sie immer versucht, nicht in den Videos aufzutreten und bekannt zu werden. Allerdings verändert sich ihr ganzes Leben, als jemand...