"Ich würd sagen, dass Felix und ich jetzt üben. Du kannst ja zu Ardy und so gehen", versuchte ich Taddl zu überreden, den Raum zu verlassen.
"Ich will aber zuhören!", erwiderte er quengelig.
"Du... musst aber. Es soll doch eine Überraschung werden", entgegnete ich.
"Aber Felix darf..."
"Taddl, wie alt bist du? Drei?" Verständnisvoll nickte er dann endlich und verließ das Zimmer.
"Uhh, Jessica setzt mal ganz neue Seiten auf", lachte Felix.
"Das hat seinen Grund. Ich... werde Taddl beim Karaoke-Wettbewerb miteinbeziehen", fing ich an. Felix schaute mich verwirrt an. "Ich möchte ihn auch mal rappen hören und möchte deshalb mit ihm das Lied 'In The End' präsentieren. Das wäre dann die Zugabe, falls ich gewinne. So eine Art Ansporn dafür, dass ich noch besser singe. Und wenn er davon wüsste, dass er eventuell auf die Bühne müsste, würde er es eh nicht machen. Also überrasche ich ihn. Allerdings will ich ihn nicht total hinters Licht führen. Daher hab ich mir überlegt, Teile des Textes zu verstecken. Aber ich schaffe das nicht alleine. Ich brauche deine Hilfe, Felix", stellte ich meinen Plan vor und schaute ihn hoffnungsvoll an. Er holte Luft und stockte.
"Wie lange hast du gebraucht, um das auszuhecken?", fragte er dann stirnrunzelnd. Ich wusste, dass es ihm nicht gefallen würde.
"Nicht lange. Bitte", sagte ich. Er schien zu überlegen. "Bitte, bitte, bitte", flüsterte ich.
"Na gut", sagte er dann und grinste. "Singst du mir das dann ein Mal vor?" Ich nickte und sang die Parts nach, die gesungen werden sollten.
"Denkst du, dass Taddl das hinbekommt?", fragte ich vorsichtig. Felix musste sich auch nur denken 'Taddl, Taddl, Taddl. Immer nur Taddl'. Ich seufzte und schaute Felix an. "Es tut mir leid, dass ich dich damit nerve, Felix", sagte ich.
"N-Nein. Du... nervst nicht", flüsterte er abwegig.
"Schau mir in die Augen", befahl ich ihm. Er schaute auf und blickte in meine Augen. "Lüg mich nicht an. Ich weiß genau, dass dich das hier überhaupt nicht interessiert." Er schüttelte den Kopf.
"Doch. Mich interessiert es. Aber... Ich hab Taddl noch nie rappen hören. Ich kann's nicht beurteilen", entgegnete er.
"Ich will nicht, dass er sich bloßgestellt fühlt. Kannst du vielleicht Ardy holen? Eventuell kann der das beurteilen", bat ich Felix. Felix stand auf und kam einige Minuten mit einem verwirrten Ardy im Schlepptau zurück.
"Was ist?", fragte Ardy und nahm neben mir Platz.
"Ich möchte dir was vorsingen. Die Rapparts soll Taddl übernehmen. Davon weiß er aber nichts. Also schweig. Du weißt nichts okay?", lächelte ich. "Du musst mir sagen, ob er so gut rappen kann, dass er das hinbekommt. Ich will ihn nicht bloßstellen. Verstanden?" Er bejahte und hörte mir zu.
"Also. Taddl wird das auf jeden Fall hinbekommen. Ach ja. Und gut gesungen, Jess", grinste Ardy. Er stand auf und ging zur Tür.
"Warte mal", sagte ich und ging ihm hinterher.
"Was ist denn noch?", fragte er lächelnd.
"Hilf mir, schwierige Textstellen des Liedes zu verstecken, damit er sie findet. Er wird dann vielleicht darauf kommen, was wir planen." Ardy nickte und schrieb zusammen mit Felix und mir einige Textstellen auf Papiere.
"Wo wollen wir die denn verstecken?", fragte Felix, als ich die Papiere in kleine Stücke riss, damit wir sie besser verteilen konnten.
"Im Badezimmer und seiner Kleidung. Er wird sich doch noch mal umziehen und duschen wollen, und wenn nicht, dann überrede ich ihn", schlug ich vor. Die beiden nickten und lachten.
"Ich bin ja so kreativ", warf ich ironisch ein und zerriss das letzte Papierstück.
"Und genau das liebe ich an dir", sagte Felix und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Das kam jetzt unerwartet. Ardy schaute mich leicht verwirrt an. Ich zuckte unauffällig mit den Achseln und setzte ein leichtes schiefes Lächeln auf. Felix bekam von alledem nichts mit.
"Was denkt ihr wird er anziehen?", fragte ich und kniete vor Taddls Koffer, in dem noch einige Sachen lagen. Ardy stand auf, hockte sich neben mich und kramte nach einigen Sachen. Am Ende hielt er einen etwas dünneren schwarz-weißen Pullover mit der Aufschrift "Taddl? Yiddle" und eine blaue Hose in der Hand.
"Das liebt er. Diesen Pullover würde er niemals irgendwem anvertrauen, das ist glaub ich einer seiner absoluten Lieblinge", verkündete Ardy. "Und die Hose passt einfach gut dazu." Ich nahm ihm die Sachen ab und legte diese auf Taddls Bett. In den Hosentaschen versteckte ich mehrere Zettelchen und in den Pullover steckte ich auch einige Schnipsel. Die restlichen versteckte ich im Badezimmer bei seinen Kultursachen wie zum Beispiel Haargel und Parfum.
"Er wird Verdacht schöpfen", meinte Felix misstrauisch, als ich zurückkam.
"Felix, dann ziehst du dir auch etwas Anderes an. Ich sage dann einfach, dass ich darauf bestanden habe, dass ihr euch umzieht", erwiderte ich.
"Du bist verrückt, Jessica", lachte Ardy und legte freundschaftlich einen Arm um mich. Felix legte sich auch ein paar Sachen auf sein Bett.
"Lass uns noch ein bisschen üben", schlug Felix vor.
"Ich geh dann mal, sonst denkt Taddl wirklich noch komische Sachen. Außerdem hab ich Angst, dass unser Zimmer gleich abbrennt, weil er und Izzi gerade alleine da sind", sagte Ardy und verließ das Zimmer.
Felix ging mit mir das Lied und danach die Zugabe noch einige Male durch und irgendwann saß beides perfekt.
"Ich denke, wir haben genug geübt. Es ist jetzt vier Uhr. Wollen wir die andern holen und was essen gehen?" Ich nickte und wir trommelten die anderen zusammen.Nach einem gemeinsamen Essen führen wir noch eine Stunde draußen Longboard. Als wir wieder im Hotel waren, war es halb sechs.
"Wann fängt der Karaoke-Abend an?", fragte ich Taddl. "
"Müsste um 7 Uhr anfangen, wenn ich mich recht entsinne", lächelte er.
"Dann können wir uns ja schon fertig machen", schlug ich Taddl und Felix vor. Felix verstand, worauf ich hinauswollte und Taddl nickte ahnungslos."Wer will sich zuerst fertig machen? Du, Jessica?", fragte Taddl. Schnell schüttelte ich den Kopf.
"Du kannst dich zuerst fertigmachen. Ich hab dir auch schon Kleidung rausgelegt. Das war mein Wunsch", entgegnete ich. Ich zeigte auf seine Klamotten und grinste. Langsam ging Taddl zu seinem Bett. Er winkte mich zu sich. Felix spielte auf seinem Handy und schien uns zu ignorieren. Gehörte das zum Plan?
"Ich wollte, dass du diesen Pullover anziehst", flüsterte er mir leicht lächelnd zu.
"A-Aber das ist doch dein Lieblingspullover, den du nie aus der Hand geben würdest und..."
"Woher weißt du das? Das weiß eigentlich nur Ardy. Aber Ardy war doch gar nicht bei uns im Zimmer?" Ich schluckte schwer. ›Lass dir schnell was einfallen‹, rief mein Gedächtnis.
"Ähm... Ich..."
"Sie kennt dich einfach zu gut", rettete Felix mich. Ich warf ihm unauffällig einen dankbaren Blick zu.
"Ist ja auch egal. Ich ziehe einen anderen an. Ich möchte, dass du ihn anziehst", sagte Taddl und hob den Pullover hoch, um ihn mir zu geben. Die Zettelchen purzelten aus dem Pullover und Taddl blickte verwundert zu Boden. Ich nahm ihm den Pullover ab und schaute zu Felix, während Taddl sich die Zettel anschaute.
"It starts with one thing, I don't know why", las er vom einen Zettel vor. "Time is a valuable thing, watch it fly by as the pendulum of swings", nuschelte er, als er sich den anderen Zettel vor dir Augen hielt. "Spite the way you were mocking me, acting like I was part of your property", las er vom letzten Zettel ab. "Was ist das?", fragte er mich und erhob sich wieder.
"Keine Ahnung", murmelte ich.
"Weißt du was das soll, Felix?" Felix blickte uninteressiert auf und schüttelte den Kopf. Taddl murmelte etwas Unverständliches und kramte im Koffer nach einem anderen Pullover, der ebenfalls wunderschön war. "Ich geh dann mal", sagte er und zeigte aufs Badezimmer. Als er verwundenen war, lachte ich leise vor mich hin und schlug mit Felix ein.
"Ich hab doch gesagt, dass das klappt", meinte ich.
"Es wäre auch fast schief gegangen!"
"Ist es aber nicht. Danke noch mal", sagte ich und setzte mich auf die Bettkante.Nach einigen Minuten kam Taddl wieder.
"Im Badezimmer waren auch solche komischen Zettel. Ihr verarscht mich doch", meinte er leicht frustriert.
"Nein. Taddl, wir haben die ganze Zeit geübt, dann wären wir essen und danach Longboard fahren. Wann hätten wir das denn machen sollen?", lenkte ich ihn ab. Dann schwieg er. Allerdings setzte er an, etwas zu erwidern, doch Felix unterbrach ihn schnell und sagte:
"Ein paar Leute haben doch auch erzählt, dass das Personal sich manchmal Späße erlaubt."
"Aha. Aber komischerweise sind diese Zettel nur bei mir aufzufinden. Bei euch ist nichts." Jetzt hörte der Spaß aber mal ganz kurz auf. Hatte Taddl ernsthaft in meine Kulturtaschen und Schränke geguckt?
"Taddl...", setzte ich leicht angenervt an.
"Nein, Moment. Ich hab nicht bei euch herumgeschnüffelt. Aber ihr habt doch noch keinen Zettel gefunden, stimmt's?"
"Nein, haben wir nicht. Aber ich glaube in meinem Schuh ist einer", sagte Felix und stieß mir unauffällig in die Seite. Ich schaute ihn an und wusste, was er wollte.
"Ich geh dann mal schnell duschen", warf ich ein, nahm vorsichtig Taddls Pullover und rannte ins Bad. Dort schnappte ich mir einen Zettel, denn Taddl nicht gefunden hatte und ging zurück ins Zimmer. Ich ließ mit Absicht mein Armband neben Felix' Schuh fallen, steckte den Zettel rein und hob das Armband auf.
"Das wollte ich noch kurz wegbringen", sagte ich gespielt lächelnd und legte das Armband auf den Beistelltisch. Dann ging ich zurück ins Bad, wo ich kurz an der Tür horchte.
"Taddl, kannst du mir mal meine Schuhe bringen? Ich will wissen, ob das Personal sich auch bei mir einen Scherz erlaubt hat", fragte Felix. Verdammt konnte der gut schauspielern! Ich hörte Schritte vor der Tür, die wieder leiser wurden. "Ah ja, hier ist einer!", hörte ich Felix sagen. Ich atmete erleichtert aus und lächelte. Ein Glück.Ich sprang unter die Dusche, machte mich komplett frisch mit Make-Up, Haaren und so weiter und ließ Felix ins Bad. Als wir alle fertig waren, holten wir die anderen und betraten die Bar, in der der Karaoke-Abend stattfinden sollte.
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8?❤️
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Zeit zu gehen
RomanceJessica hat kein leichtes Leben. Sie ist schon seit längerer Zeit mit ein paar Youtubern befreundet, aber bisher hatte sie immer versucht, nicht in den Videos aufzutreten und bekannt zu werden. Allerdings verändert sich ihr ganzes Leben, als jemand...