Kapitel 4 [✔️]

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Wir fuhren schon eine Weile durch Köln, als die Jungs vor einem Restaurant anhielten. 'Das kleine Steakhaus' stand in leuchtenden Buchstaben über dem Eingang.
"Wir gehen essen?", fragte ich.
"Ja", antwortete Felix.
"Du hast ja auch noch nichts gegessen heute", fügte Simon hinzu. Stimmt, mir war auch nicht zum Essen zu Mute. Simon hatte mich wieder dazu gebracht, an meine Mutter zu denken. Ich würde sie wahrscheinlich nie vergessen können.
"Aber ich hab kein Geld dabei", warf ich ein, um nichts essen zu müssen. Damit, dass wir essen gehen würden, hätte ich nie gerechnet.
"Macht nichts. Ich lad dich gerne ein", zwinkerte Taddl mir zu. Na toll, dann würde ich noch mehr Schuldgefühle bekommen. Ich mit seinem Longboard und dann lud er mich/uns auch noch zum Essen ein - Was würde als nächstes kommen?
"Ok", gab ich zögernd zurück, obwohl ich eigentlich gar nichts essen wollte, und wir betraten das Restaurant. Eine kleine Frau führte uns zu einem Tisch und drückte uns die Speisekarten in die Hand. Da ich wie bereits gesagt nicht viel Hunger hatte und auch nicht auf Kosten von Taddl leben wollte, bestellte ich mir ein kleines Wasser und ein Putensteak mit einer Ofenkartoffel. Das war so ziemlich das günstigste Gericht, was ich finden konnte.
Felix hatte mir nur des Öfteren nichts-sagende Blicke zugeworfen; Simon und Taddl unterhielten sich und ich hörte zu, und saß einfach daneben. Ab und zu gab ich meine Meinung ab. Ansonsten verlief das Essen ohne nennenswerte Ereignisse.
Als wir fertig gegessen hatten, zahlten wir, und brachen dann zum Youtuber-Haus auf. Da es schon langsam Herbst wurde, war es ziemlich dunkel, und sehr kalt. Ich zitterte ein wenig.
"Ist dir kalt?", bemerkte Felix, während wir eine kleine Seitengasse durchfuhren. Ganz vorne fuhr Simon, dann Taddl, dahinter ich und Felix war das Schlusslicht.
"Ja, ein bisschen", gab ich zu. Er zog ohne zu zögern seine Jacke aus und reichte sie mir.
"Hier. Vielleicht wird es besser", lächelte er und fuhr in seinem kurzärmligen, weißen Joonge-Shirt weiter. Jetzt hatte ich Schuldgefühle. Ihm war jetzt wahrscheinlich so kalt, wie mir vorher. Trotzdem zog ich die Jacke an und folgte ihm. Wir waren fast da.

Als wir in der Eingangshalle des Hauses standen, gab ich Felix seine Jacke wieder. Er bedankte sich und fragte: "Wo schläfst du diese Nacht?" Das war wirklich mal eine gute Frage. Bei wem sollte ich schlafen? Vielleicht sollte ich die Frage nach Ausschlussverfahren beantworten.
Taddl hatte noch einen Mitbewohner, den ich nicht kannte, und zu so später Zeit eigentlich auch nicht kennenlernen wollte. Außerdem kannte ich Taddl noch nicht lang genug, als dass ich bei ihm schlafen wollen würde. Taddl fiel somit raus.
Simon hatte mich jetzt schon die ganze Zeit an der Backe, und wollte bestimmt auch mal seine Ruhe - somit fiel auch er raus.
Felix hatte heute noch so gut wie gar nichts von mir, außer, als wir in der Stadt waren. Außerdem würde es ihn bestimmt nicht stören, wenn ich bei ihm schlief. Er hatte mich ja schließlich gefragt, ob ich schon einen Schlafplatz hatte.
"Wenn es für dich okay wäre, würde ich gerne bei dir schlafen", antwortete ich. Seine Mundwinkel zogen sich kurz nach oben, sodass er lächelte, und sagte dann: "Natürlich ist das okay!"
"Gute Nacht dann", sagte ich, umarmte Taddl und Simon und verschwand mit Felix in seiner Wohnung. Ich war nicht oft bei ihm. Meistens waren wir bei Simon, und wenn nicht, dann waren wir unterwegs. "Gut, wo soll ich schlafen?", fragte ich, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte.
"Auf der Couch im Wohnzimmer ist's schlecht. Da liegen noch tausende Sachen, die ich noch nicht aufgeräumt habe. Izzi und ich haben nämlich noch Ramble aufgenommen und..."
"Ist schon ok", unterbrach ich ihn. "Gibt es noch eine weitere Möglichkeit?", wollte ich wissen und versuchte, nicht aufdringlich oder genervt zu klingen.
"Ja, aber ich weiß nicht, ob du diese Möglichkeit gut findest", entgegnete er und kratze sich verlegen am Hinterkopf.
"So schlimm wird es schon nicht sein, außerdem ist es nur für eine Nacht und du bist mein bester Freund also..."
"Du und ich schlafen in meinem Schlafzimmer zusammen im Doppelbett", verkündete er schnell und schaute betreten auf den Boden. Was bitte?
"Na guck, so schlimm ist das doch nicht", log ich und lächelte. Auch, wenn ich das nicht unbedingt bevorzugt hätte, wär es okay und ich hatte zumindest einen Schlafplatz.
"Ich mach das Bett fertig und du kannst schon mal ins Bad gehen und dich fertig machen", sagte er und wollte schon verschwinden.
"Felix?", fragte ich noch kurz.
"Ja?"
"Ich hab gar keine Schlafklamotten", bemerkte ich und musste lachen. Er lief ins Schlafzimmer und kam mit einer schwarzen, kurzen Hose und einem weißen T-Shirt wieder.
"Jetzt schon", sagte er und gab mir die Sachen.
"Danke", nahm ich sie entgegen und verschwand im Bad. Dort zog ich mich um. Mir fiel auf, dass das weiße T-Shirt kein normales war. Es war so eins, wie Felix es anhatte, es hatte einen roten Balken mit einem weißen 'Joonge' Schriftzug. Es passte perfekt und sah wirklich cool aus. Ich machte mich im Bad fertig und ging danach ins Schlafzimmer. Felix hatte sich schon umgezogen und lag auf dem Bett. Es sah so witzig aus, dass ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte.
"Hübsch siehst du aus", bemerkte er. "Wenn du möchtest, darfst du das T-Shirt behalten. Es steht dir gut", fügte er hinzu und lächelte. Ich legte mich ins Bett. Felix knipste das Licht aus und drehte sich zu mir.
"Schlaf gut", sagte ich.
"Du auch", erwiderte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Das hatte er noch nie gemacht.

Zeit zu gehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt