Kapitel 20 [✔️]

160 11 3
                                    

"Felix, du weißt ja bestimmt...", setzte ich zu einem neuen Satz an.
"Ich freue mich, Jessica! Ich liebe dich!", rief er überglücklich und umarmte mich. Er hob mich hoch und drehte mich dann ein Mal im Kreis. Als er mich wieder zu Boden gelassen hatte, küsste er mich. "Was wolltest du sagen?", flüsterte er, als er fertig war. Durch seine flüchtige Umarmung, seinen Kuss, und sein mir allzu bekanntes Liebesgeständnis, war ich nun unsicher, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte, warum ich jetzt (schon wieder) wegmusste.
"Ähm... Ich muss noch mal zu Taddl und Ardy", sagte ich dann. Verschweigen in so einem Moment war meiner Meinung nach nicht lügen.
"Oh, das macht fast gar nichts. Ich kann Izzi anrufen und fragen, ob auch schon früher kommen kann, um Ramble aufzunehmen", meinte Felix und lächelte. Ein Glück fragte er nicht, was ich bei Taddl und Ardy wollte.
"Apropos Ramble...", warf ich noch zögernd ein, bevor Felix Izzi anrief. "Danke, dass du das alte Video nicht hochgeladen hast.... Und es tut mir leid, dass du jetzt mehr Arbeit hast..."
"Bitte. Für dich tu ich alles; ich will nur, dass es dir gut geht. Außerdem bringt es Spaß, mit Izzi zu drehen! Ihr müsstest auch mal ein Video zusammen machen!", schlug er vor.
"Ich kenne Alex ... also Izzi ... nicht mal wirklich", murmelte ich. "Ich muss mich jetzt fertig machen!", fügte ich hinzu und verschwand im Badezimmer, um Zähne zu putzen. Nachdem ich fertig war, gab ich Felix ein Abschiedsküsschen, nahm meine Jacke, mein Handy, zog meine Schuhe an und eilte zu Taddls und Ardys Wohnung. Ich klingelte und wartete darauf, dass mir jemand die Tür öffnete. Als diese dann nach einigen Minuten immer noch nicht geöffnet wurde, setzte ich mich auf die Treppe. Wer wusste, wie lange es noch dauern würde ... Vielleicht aßen sie gerade oder sie schliefen noch. Dabei hatte ich gehofft, Taddl würde sich für mich einen Wecker stellen! Ich wartete weitere Minuten. Mein Warten wurde unterbrochen, da jemand mich ansprach.
"Oh, hallo Jess! Gut, dass ich dich sehe", begrüßte die Person mich überrascht. Als ich mich umdrehte, sah ich einen lächelnden Simon.
"Wieso, was ist denn los?"
"Wegen des Fluges nach Miami in 3 Tagen... Ich wollte dir noch jemanden vorstellen, der auch mitkommen wird!", erzählte Simon und blickte erwartend zu mir.
"Kannst du diesen jemanden herholen? Ich warte nämlich gerade darauf, dass mir die Tür geöffnet wird", erwiderte ich und zeigte auf die Wohnungstür der beiden Jungs.
"Na gut." Er lief die Treppen wieder hoch und kam mit einer weiblichen Begleitung wieder. "Das", sagte er und zeigte auf die blondhaarige Frau, "ist Caty. Wir sind schon seit einigen Wochen zusammen, aber ich wollte euch erst mal noch nichts erzählen, da ich nicht wusste... Na ja, auch egal. Aber Caty wird die Begleitung sein." Caty war ziemlich dünn, hatte blonde, lange, leicht wellige Haare und war ein bisschen kleiner als Simon.
"Hallo, Jessica. Ich bin Caty und ich hoffe, wir werden uns gut verstehen", lächelte sie sympathisch und reichte mir zur Begrüßung ihre Hand. Kurz nachdem ich sie begrüßt hatte, öffnete Taddl die Wohnungstür.
"Ähm... Hi", schien jener verwirrt zu sein.
"Gut, Caty, wir... Können ja später noch mal reden oder so", verabschiedete ich mich und bewegte mich langsam in Richtung Taddl.
"Genau. Ich bin wahrscheinlich eh den ganzen Tag bei Simon", entgegnete sie und dann zogen die beiden mit verliebten Blicken ab. Als sie weg waren, lief ich in Taddls ausgestreckte Arme.
"Ich hab dich vermisst", flüsterte er und küsste meine Wange.
"Ich dich auch", flüsterte ich zurück, schob ihn sanft in die Wohnung und schloss die Tür. Ich hatte Angst, dass uns jemand sah. Ich fühlte mich, als ob ich fremdgehen würde. Es fühlte sich an wie eine Affäre.
Er küsste mich und streichelte meine Wange. Wie ich diese Zärtlichkeiten vermisst hatte! Wir hörten erst auf, als Ardy verschmitzt neben uns stand und kicherte.
"Ich will auch!", quiekte er. Taddl zog Ardy zwischen ihn und mich und umarmte ihn. Ich umarmte ihn auch.
"Bitte", lachte ich.
"Das reicht!", rief er ernst, löste sich wie ein verschrecktes Reh aus der Umarmung und lachte gleich wieder los.
"Ich weiß nicht, ob wir das schaffen vor lauter Lachen, aber wollten wir nicht ein Video drehen?", warf ich ein, als Ardy lachend zusammensank und sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte. Taddl musste sich an der Wand festhalten, damit er nicht ebenfalls zusammensank.
"Ist ja gut!", meinte Taddl und versuchte sich einzukriegen. Er nahm meine Hand und ging mit mir ins Wohnzimmer. Die Kamera war bereits aufgebaut, der Zettel mit den 'Unnützen Fakten' lag auf dem Tisch und ein Wasserglas stand ebenfalls da.
"Was soll das Wasserglas?"
"Das wirst du noch sehen. Entschuldigung übrigens, dass du so lange warten musstest. Ich hab den Wecker heute morgen irgendwie nicht gehört und musste mir noch kurz was anziehen", erzählte er und setzte sich auf den Stuhl, der vor dem Tisch mit dem Zettel stand.
"Weißt du Taddl, solange du mir überhaupt die Tür öffnest, ist alles okay", erwiderte ich. "Wo soll ich mich hinsetzten?"
"Auf die Couch", meinte er. Dann murmelte er noch etwas Unverständliches, das wie "Oder auf meinen Schoß" klang. Ich setzte mich trotzdem auf die Couch, denn im Hinterkopf musste ich immer bedenken, dass Felix dieses Video sehen könnte. Und wenn er das tat, und dann diese Stelle sehen würde, müsste ich ihm einiges erklären. Darauf hatte ich keine Lust. Jedenfalls noch nicht; es würde schon früh genug dazu kommen, dass ich alles erzählen müsste.

"Na ihr Nudeln", begrüßte Taddl seine Zuschauer und lächelte charmant.
"Hallo Brudis!", rief Ardy, sprang auf und lief auf die Kamera zu.
"Hi ihr", meinte ich nur kurz und winkte in die Kamera.
"Ja, wie ihr seht, ist heute spezieller Besuch da", fing Ardy an und zeigte auf mich.
"Das ist die liebe Jessica. Sie ist jetzt schon seit ein paar Tagen Mitglied beziehungsweise Mitbewohnerin des Youtuber-Hauses und sie hat sich auch schon ziemlich eingewohnt. Ich hoffe, sie bleibt für immer hier!", redete Taddl weiter und warf mir einen süßen Blick zu, den man in der Kamera hoffentlich nicht gesehen hatte. Die ganzen Fangirls müssten bei diesem Blick anfangen vor Freude zu kreischen - oder sie würden mich hassen. Ich stand feierlich auf, unterdrückte ein Lachen und sagte dann: "Das werde ich!"

Nach zwei Stunden hatten wir fertig gedreht. Die meiste Zeit hatten wir sowieso nur gelacht, weil die Fakten teilweise so witzig waren, dass wir einfach nicht widerstehen konnten, einen Witz nach dem anderen zu bringen. Am Ende hat Taddl so getan, als würde er etwas trinken wollen, doch dann hat er mich mit dem Wasser nass gemacht. Dafür hab ich ihn natürlich nicht bestraft, aber zu den Zuschauern meinte ich, er würde noch eine gewaltige Tracht Prügel bekommen. Jetzt hatten die Leute wenigstens eine Menge zum Lachen.
"Ich werde das Video später schneiden und hochladen", sagte Taddl. "Ich möchte jetzt lieber genießen, dass du da bist", flüsterte er mir zu, damit Ardy nichts hörte. Mir huschte ein Lächeln übers Gesicht.
"Soll ich euch alleine lassen?", fragte Ardy witzelnd.
"Ach ne du, wir lassen dich alleine. Komm' Taddl, wir gehen spazieren", schlug ich vor.
"Es regnet", warf Taddl ein. Ich wusste, dass er lieber kuscheln wollte, aber ich wollte ein wenig mit ihm reden.
"Na und? Du bist doch nicht aus Zucker, selbst wenn du so süß bist, dass man's vermuten könnte! Komm", meinte ich und zerrte ihn raus. "Zieh dich schon mal an, ich muss noch kurz mit Ardy reden", meinte ich und lief zurück zu Ardy. "Wenn Felix kommt, kannst du dann irgendwie eine Ausrede erfinden, warum Taddl und ich nicht da sind und..."
"Ja. Nun geht schon, ihr beiden Turteltäubchen", forderte er mich auf. Ich ging zurück zu Taddl, nahm meine Jacke und verließ mit ihm die Wohnung. Dann gingen wir spazieren. Es war durch den Regen zwar kühl und genießen konnte ich den Spaziergang anfangs nicht, aber es war auf eine gewisse Art und Weise sehr romantisch.

Zeit zu gehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt