"Und du bist dir sicher, dass er nur das tut? Warum ist er dann noch nicht zurück?", wollte ich beunruhigt wissen.
"Ich weiß nicht", seufzte Ardy.
"Du musst es wissen", flüsterte ich.
"Taddl müsste schon längst wieder da sein, wenn er nur was anmelden wollen würde", warf Caty ein.
"Leute das kann nicht euer Ernst sein", rief ich aufgebracht.
"Jess, beruhig dich. Taddl kann..."
"Wie soll ich mich beruhigen, wenn Jeffrey zurückkommt?", schrie ich und sprang vom Tisch auf, sodass das Geschirr klirrte.
"Was?", rief Simon und sprang auf. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Ich kramte in den Hosentaschen und fand den Zettel. Und das, obwohl ich ihn da nicht hineingesteckt hatte. Ich faltete den Zettel hastig auseinander und knallte ihn auf den Tisch.
"Das lag gestern auf dem Tisch unseres Balkons", sagte ich mit zittriger Stimme.
"Aber Jeffrey ist im Gefängnis, wie ist der Zettel dann dort hingekommen?", fragte Ardy verwirrt.
"Keine Ahnung", seufzte ich. "Vielleicht hat er Kumpanen, die ihm helfen...", stellte ich eine Vermutung auf.
"Das macht doch alles keinen Sinn", murmelte Izzi.
"Wir sollten nach Taddl suchen", schlug ich vor.
"Du solltest zuerst etwas essen", warf Ardy ein.
"Mir ist der Appetit regelrecht vergangen", entgegnete ich. Die anderen nickten und standen auf. Ich nahm den Zettel und steckte ihn wieder ein. "Caty, wir suchen an der Rezeption", sagte ich und zog sie hinter mir her. Mein Herz bubberte wie wild und ich hatte unbeschreibliche Angst um Taddl.
"Was wäre, wenn Felix an Taddls Stelle wäre?", fragte Caty mich. Verwirrt blickte ich sie an.
"Wie, was wäre dann?"
"Würdest du dann auch so durchdrehen?"
"Was stellst du mir für Fragen? Natürlich würde ich mir auch totale Sorgen machen", erwiderte ich eingeschnappt.
"Aber?"
"Nichts aber. Ich würde auch bedingungslos nach ihm suchen, egal, wie weit ich gehen müsste", sagte ich und ging schneller. Ein paar Meter vor dem Raum der Rezeption blieb ich stehen. Ich schaute in den Raum und erblickte Taddl. Meine Augen füllten sich mit Tränen, ich drängelte mich an den Menschen vorbei, die mit fluchenden und beleidigenden Worten reagierten, rannte auf Taddl zu und schloss ihn weinend in meine Arme. "Geh nie wieder einfach weg, ohne eine Nachricht zu hinterlassen! Ich hatte solche Angst, dass Jeffrey dich entführt hat", weinte ich. Ich weinte sein T-Shirt total nass.
"Jessica", flüsterte er. "Ich habe dich doch nur beim Karaoke-Abend angemeldet. Die Schlange war so lang, dass ich noch nicht zurückkommen konnte. Es tut mir leid", erklärte er mir und küsste meine Stirn.
"Du hast was?", hakte ich nach.
"Dich beim heutigen Karaoke-Abend angemeldet. Du singst ein Solo", lachte er. Mein Blick wurde ängstlich und erstaunt zugleich.
"Und was soll ich singen?", fragte ich.
"Das kannst du noch entscheiden, müsstest es der Rezeption nur vor deinem Auftritt mitteilen", antwortete er.
"Taddl, du bist so ein Spinner", flüsterte ich und drückte mich an ihn.
"Danke. Aber weißt du, was mir gar nicht gefällt?"
"Was denn?"
"Mir gefällt nicht, dass du einen Joonge-Pullover anhast. Ich gebe dir später auch einen Pullover von mir und ich wünsche mir, dass du den heute Abend trägst", verkündete er und lächelte. Ich nickte eifrig und zog ihn mit mir.
"Da seid ihr ja endlich", sagte Caty und lachte. Wir folgten ihr und setzten uns erneut in den Frühstücksraum. "Ich habe den anderen schon Bescheid gesagt, sie kommen gleich", sagte sie zu uns. "Jess, jetzt kannst du auch wieder etwas essen oder?", kicherte Caty und schob mir eine Schüssel, die mit Müsli gefüllt war, hin. Ich nahm einen Löffel und fing an zu essen. In diesem Moment stießen die anderen zu uns.
"Hey Taddl", murmelten sie durcheinander und setzten sich an den Tisch.
"Was steht heute noch an?", fragte Izzi,
"Ich würde sagen, wir können noch ein bisschen durch die Stadt fahren", meinte Ardy.
"Okay, aber nicht so lange. Ich muss noch viel üben und überhaupt: ich brauche noch ein Lied", warf ich ein. Simon und Izzi schauten mich fragend an. "Na, Taddl hat mich bei einem Karaoke-Wettbewerb angemeldet. Dafür muss ich ja noch mal ein bisschen üben!" Dann nickten die beiden verständlich und lächelten.
"Hast du wenigstens eine kleine Idee, was du singen kannst?", fragte Felix.
"Nein, irgendwie überhaupt nicht", antwortete ich und lächelte leicht verzweifelt. Die anderen lachten.
"Schau doch auf deinem Handy nach. Da gibt es bestimmt Lieder, die du gerne magst", schlug Simon vor.
"Das Problem ist, dass die alle total schwierig zu singen sind", entgegnete ich.
"Ich bin mir sicher, dass du jedes Lied singen könntest", sprach Taddl mir Mut zu. Felix Augen glänzten vor Eifersucht und seine Miene verfinsterte sich.
"Ich helfe dir gerne beim Raussuchen und Üben", scherzte Felix, um seine Wut zu überspielen. Ich lächelte leicht verzweifelt und aß den Rest des Müslis.
"Am besten wäre es doch, wenn ich mir ein Lied raussuche und wir dann schauen, wie viel ich üben muss. Wenn ich sehr viel üben muss, könnt ihr auch etwas ohne mich machen... das könnt ihr natürlich auch, wenn ich nur wenig üben muss", sagte ich und stand auf.
"Wir werden nichts ohne dich machen", grinste Ardy und ich grinste zurück. "Ich muss dir übrigens noch etwas geben", flüsterte er mir zu, nachdem die anderen den Frühstücksraum schon verlassen hatten. Ich blickte erstaunt auf und schaute ihn mit großen Augen an.
"Was denn?", fragte ich neugierig.
"Das bekommst du, wenn du heute Abend den Wettbewerb gewinnst", kicherte er und zog mich aus dem Raum.
"Ardy?"
"Lass mich raten: Du hast wieder ein paar schöne Probleme?"
"So in etwa", seufzte ich.
"Erzähl mir das auch heute Abend. Und wenn Izzi dabei ist, hast du sogar zwei Leute, die dir zuhören", lachte er und stupste mir in die Seite. Ich lächelte ihn an und blieb stehen. "Was...", fragte er, doch bevor er weiterreden konnte, schloss ich ihn in meine Arme
"Danke", flüsterte ich. "Für alles was war und für alles, was noch kommen wird."Nach einigen Minuten ließ ich ihn los und ging zu meinem Zimmer. Bevor ich an der Tür klopfte, belauschte ich das Gespräch der beiden Jungs. Was sie redeten, überraschte mich sehr.
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Zeit zu gehen
Roman d'amourJessica hat kein leichtes Leben. Sie ist schon seit längerer Zeit mit ein paar Youtubern befreundet, aber bisher hatte sie immer versucht, nicht in den Videos aufzutreten und bekannt zu werden. Allerdings verändert sich ihr ganzes Leben, als jemand...