Kapitel 1 [✔️]

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Alles begann an dem Tag, an dem mich ein schlimmes Schicksal ereilte.

Ich war mit meinem allerbesten Freund Simon und meinem besten Freund Felix in der Stadt. Wir liefen gerade kichernd an einen Starbucks vorbei, als mein Handy klingelte. Ich kramte das Smartphone aus meiner Tasche und nahm ab. Es war ein anonymer Anrufer, aber ich entschied mich trotzdem dafür, ranzugehen.
"Hallo, hier ist Jessica. Wer ist da?"
"Jessica?", fragte jemand mit weinerlicher Stimme. "Ich bin's, Kate. Du musst sofort ins Krankenhaus kommen, Mama liegt im Sterben!" Mein Atem stockte.
"Kate, willst du mich gerade auf den Arm nehmen?", wollte ich wissen. Langsam dämmerte mir, was passiert war.
"Nein Jess, ich mein das ernst!", rief sie und brach in Tränen aus.
"Ich komm sofort!", antwortete ich und beendete das Gespräch. In mir stiegen Tränen auf, ich konnte es einfach nicht fassen. Die wunderschöne Stimmung, die gerade aufgekommen war, war mit diesem einen Anruf hinüber.
"Was ist passiert?", wollte Felix aufgeregt wissen.
"Kate hat angerufen", sagte ich mit zitternder Stimme. Mir war heiß und eiskalt zugleich. "Meine Mutter liegt im Sterben..."
"Was?", rief Simon geschockt. "Warum das denn?"
"Ich weiß es doch auch nicht. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass wir sofort zu ihr müssen!", versuchte ich zu sagen, ohne zusammenzubrechen.
"Oh mein Gott", seufzte Simon völlig fertig auf, nahm mich huckepack und rannte mit mir auf dem Rücken zum Parkhaus, wo sein Auto abgestellt war. Felix lief neben uns her. Er sagte irgendetwas von wegen "Wir schaffen das", aber ich bekam es nicht wirklich mit. Ich war wie betäubt. Hoffentlich war das alles nur ein Traum.
Simon ließ mich herunter und half mir, mich ins Auto zu setzen. Felix setzte sich auf die Rückbank. Simon setzte sich ans Steuer und fuhr los. Er übersah im Verkehr mindestens 6 rote Ampeln, 4 Zebrastreifen und 3 Vorfahrt gewähren-Schilder. Mehr bekam ich nicht mit. Ich war erst wieder richtig bei Bewusstsein, als er mich aus dem Sitz hievte. Er setzte mich auf den Boden und schloss das Auto ab. Felix nahm meine Hand und rannte mit mir ins Krankenhaus hinein. Sofort redete er auf die Dame am Empfang ein. Simon stieß zu uns, doch wir rannten gleich weiter zu Zimmer 213. Dort sollte meine Mutter liegen. Meine Mutter, die ich wohl zum letzten Mal lebendig sehen würde.
"Scheiße", murmelte ich heulend, bevor ich die Türklinke runterdrückte. Simon legte seine Hand auf meine Schulter, Felix nahm meine Hand in seine. Schon während ich die Tür öffnete, sah ich meine Schwester, die weinend neben dem Bett meiner Mutter, die an einen Herzschrittmacher hatte, hockte. Als Kate mich erblickte, weinte sie noch heftiger. Mein Körper bebte. Warum musste das passieren? Ich stolperte auf meine Mutter zu. Ich nahm sofort ihre Hand in meine. Sie war eiskalt.
"Was ist eigentlich passiert?", fragte ich.
"Sie hatte einen Herzinfarkt."
"Mama", weinte ich. Hunderte Tränen fielen auf ihr Krankenhausgewand. "Mama, du darfst mich jetzt nicht verlassen, hörst du? Bitte, das kannst du mir nicht antun!", rief ich, schüttelte sie und brach zusammen. Ich hielt ihre Hand noch in meiner.
"Jessica", hörte ich jemanden nuscheln.
"Mama?", fragte ich voller Hoffnung und stand auf. Kate stand ebenfalls kerzengerade neben dem Bett.
"Menschen sind wie Pusteblumen. Irgendwann kommt die Zeit, in der jeder für sich alleine fliegen muss", sagte sie. "Jessica und Kate, ich liebe euch", fügte sie hinzu. Dann verstummte der Herzschrittmacher.

Zeit zu gehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt