"Felix?", rief ich noch mal. Plötzlich stürzte dieser aus dem Schlafzimmer. Ich schrie auf und zuckte gewaltig zusammen. "Erschreck mich doch nicht so", knurrte ich und hielt mit meiner rechten Hand die Stelle, an der mein Herz saß, um mich zu beruhigen.
"Woher soll ich wissen, dass du schon hier bist?", knurrte er zurück.
"Moment, bevor wir uns weiterstreiten...", sagte ich und zog ihn an mich heran. Dann küsste ich ihn. Sofort lächelte er und strich mir über meine Haare.
"Warum sind deine Haare nass?", fragte er.
"Du bist heute wieder ganz schon neugierig, was? Bei dem Let's Draw Dreh hat Cengiz mir ein bisschen Wasser über den Kopf gekippt", erzählte ich und quetschte mich an ihm vorbei ins Schlafzimmer. "Ich muss ja noch packen", fiel mir ein, als ich meinen Koffer und Felix' Klamotten, die im Zimmer verstreut waren, sah.
"Musst du dann nicht nochmal nach Hause, um dir Sachen zu holen?"
"Eigentlich schon, aber ich hab kein Auto. Also muss ich mit den Sachen, die ich habe, auskommen. Klappt schon", meinte ich zuversichtlich. "Was ich nicht habe, kann ich ja kaufen", murmelte ich witzelnd.
"Na gut", erwiderte er und ließ sich auf dem Bett nieder.
"Wer fährt uns morgen zum Flughafen?", wollte ich wissen, während ich einige meiner Klamotten in den Koffer legte.
"Rewi und Paluten", antwortete er und packte ebenfalls ein paar Sachen in seinen Koffer.
"Ich freu mich schon auf Miami", sagte ich und seufzte.
"Rate mal, wer noch", witzelte er.
"Keine Ahnung", entgegnete ich ironisch.
"Komm' mal her", sagte er und klopfte neben sich auf die Bettdecke. Ich stand auf und setzte mich neben ihn. Er legte einen Arm um mich und zog mich zu sich. Dann küsste er meine Haare und flüsterte: "Womit habe ich dich nur verdient?"
"Das Gleiche würde ich dich auch fragen", antwortete ich nur. Felix legte seinen Kopf auf meinen und eine Zeit lang verharrten wir so.
"Es ist schon 1", bemerkte er nach einem Blick auf die Uhr.
"Shit", murmelte ich. "Um wie viel Uhr müssen wir losfahren?"
"Also wir bräuchten ungefähr 20 Minuten, bis wir beim Flughafen sind. Wir sollen um 4:30 unten beim Parkplatz sein. Wenn wir uns vorher noch fertig machen müssen, würde ich sagen, wir stehen um 3:40 Uhr auf."
"3:40 Uhr? Ich bin doch kein Frühaufsteher", jammerte ich.
"Ansonsten schläfst du eben aus und ich trag dich zum Auto", lachte er.
"Keine schlechte Idee! Aber lass mich bitte trotzdem fertig packen", bat ich ihn. Er zog seinen Arm weg und grinste frech. Ich streckte ihm die Zunge raus und packte meinen Koffer zu Ende. Als ich fertig war, war es 1:20 Uhr. Felix hatte sich in der Zwischenzeit schon fertig gemacht und legte sich ins Bett.
"Soll ich deine Decke vorwärmen?", fragte er sarkastisch, nachdem er einen Wecker gestellt hatte.
"Gerne", lachte ich, stand auf und machte mich ebenfalls bettfertig. Ich knipste das Licht aus und sprang zu Felix ins Bett. Bei diesem lustigen Stunt hüpfte ich wie ein Flummi vom gut gepolsterten Bett und landete laut lachend auf dem Boden.
"Aua!", lachte ich. Felix konnte sich nicht halten und prustete los.
"Alles okay?", fragte er belustigt.
"Ja", kicherte ich und legte mich extra vorsichtig ins Bett.
"Hier ist deine Decke", sagte er und deckte mich zu.
"Danke", erwiderte ich und lächelte in mich hinein.
"Kommst du zu mir?", fragte er mit einer hohen Piepsstimme, die sich extrem niedlich anhörte. Ich konnte nicht anders, als zu ihm zu rutschen und mit ihm zu kuscheln. Das war der Grund dafür, dass ich schnell einschlief.Um 3:40 klingelte der Wecker und ich fiel fast aus dem Bett.
"Halt deine Fresse, du scheiß Wecker", brummte ich. Felix machte das Licht an und küsste meine Wange.
"Na komm. Wenn wir uns beeilen, haben wir noch Zeit für uns", meinte er und betonte das Wort 'uns' anders, als den restlichen Satz.
Sofort sprang ich aus dem Bett, um nicht auf andere Ideen zu kommen oder sogar wieder einzuschlafen und hopste mit meinen Klamotten im Arm ins Badezimmer. Schnell zog ich mich dort an und machte mich fertig. Ich sah schrecklich aus. Genervt trat ich aus dem Badezimmer und schaute noch mal im Koffer nach, ob ich alles Wichtige eingepackt hatte. Und auch nach dreimal nachschauen war alles, was ich für wichtig hielt, drinnen. Ein paar Minuten später war Felix ebenfalls fertig und wir stellten die Koffer in den Flur.
"Hast du Hunger?", wollte Felix wissen.
"So früh morgens doch nicht", meinte ich und setzte mich auf den Boden.
"Es ist 4:25 Uhr", murmelte er. "Wollen wir noch ne Runde Longboard fahren?", fragte er aus Spaß.
"Longboard!", rief ich und haute mir meine Hand gegen die Stirn, sodass es klatschte. "Ich muss mein Longboard mitnehmen!", meinte ich, als ich sah, dass Felix sein Longboard neben seinen Koffer gelegt hatte.
"Dein Longboard ist zu Hause oder?"
"Ja... Oh man F...", fluchte ich.
"Taddl leiht dir seins bestimmt mal aus", nuschelte er leicht genervt. "Oder ich", fügte er netter hinzu.
"Ich möchte aber nicht, dass jemand für mich auf etwas verzichtet", erwiderte ich. Dann herrschte Stille.
"Wir müssen runter", sagte er. Er nahm beide Koffer und bat mich, alle Fenster und Türen zu schließen und die Lichter auszumachen. Ich tat, wie er es mir aufgetragen hatte, nahm dann sein Longboard und verließ die Wohnung. Dann schloss ich die Tür ab und ging zum Parkplatz, wo die anderen schon warteten.
"4 Leute fahren in Taddls Auto, die anderen 3 in Rewis", wies uns ein Mann mit einer eher blasser Hautfarbe und dunkelbraunen Haaren zurecht. Hässlich war er nicht, das stand fest. "Du musst Jessica sein", sagte er, als er mich beim Einladen des Gepäcks entdeckte.
"Ja, die bin ich", sagte ich lächelnd. "Und du bist Paluten oder?", fragte ich etwas schüchterner.
"Genau. Ich wohne auch in dem Youtuber-Haus", sagte er und kurz danach waren drei Koffer und drei Longboards im Kofferraum verladen. "Bei wem fährst du mit?", erkundigte er sich.
"Weiß ich nicht", murmelte ich.
"Fahr doch bei mir in Taddls Auto mit. Da sind Simon, Caty und Taddl", meinte er. Als er Taddl erwähnte zog er eine Augenbraue leicht hoch. Woran der wohl dachte.
"Na gut", sagte ich grinsend und reichte ihm den Koffer.
"Kein Longboard?", erkundigte er sich und hievte den Koffer ins Auto.
"Nein", murmelte ich.
"Setz dich rein", bat er mich und schloss die Kofferraumklappe. Ich steig ein und saß auf der Rückbank neben Caty am rechten Fenster. Vor mir saß Taddl.
"Hi ihr", begrüßte ich die anderen.
"Hallo", erwiderten zwei Stimmen von links. Die tiefe, schöne Stimme von vorne nahm ich allerdings nicht wahr. Trotz meiner leichten Enttäuschung meckerte ich nicht und saß einfach still da, als Paluten losfuhr. Niemand sagte etwas. Wie ich diese Stille hasste. Aber was sollte ich schon sagen? Worüber konnte man so früh am Morgen reden?
"Danke, dass du uns fährst", sagte ich dann nach einer Weile.
"Kein Ding", meinte Paluten. Dann herrschte wieder diese fürchterliche Stille. Nach einigen Minuten waren wir dann schließlich angekommen. Wir hielten auf dem Parkplatz des Flughafens und stiegen aus. Paluten holte die Koffer und Longboards aus dem Auto und stellte beides vor unsere Füße. Dann verabschiedete er uns und fuhr wieder weg. Parallel zu dem, was er getan hatte, hatte auch Rewi das Gepäck ausgeladen und sich von den anderen verabschiedet. Danach fuhr auch er weg. Die drei, die von Rewi gefahren wurden, kamen mit ihren Sachen zu uns.
"Seid ihr bereit für den geilsten Urlaub ever?", fragte Izzi leicht aufgeregt.
"Auf jeden Fall!", antworteten wir alle und lachten. Kurz darauf marschierten wir los, um das Gepäck abzugeben und dann zum Gate zu gehen. Ich blieb extra ein bisschen weiter hinten. Links neben mir ging Felix mit gesenktem Kopf, rechts neben mir Taddl, der seinen Kopf ebenfalls nicht ganz oben hielt. Wahrscheinlich machten Youtuber das so, um nicht sofort erkannt zu werden. Dabei war es so früh morgens! Ich als 'normaler' Mensch, beziehungsweise 'Nicht-Youtuber' würde mich niemals freiwillig so früh aus dem Haus begeben. Mich nervte es, dass Taddl mir immer noch nicht 'Hallo' gesagt hatte. War er so sauer wegen gestern, dass er es nicht mal für nötig hielt, mich zu begrüßen?
"Wie geht's?", fragte mich eine tiefe Stimme von rechts... Na endlich!
"Ganz gut und selbst?", antwortete ich.
"Auch", entgegnete er. Danke Gott!
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Zeit zu gehen
RomanceJessica hat kein leichtes Leben. Sie ist schon seit längerer Zeit mit ein paar Youtubern befreundet, aber bisher hatte sie immer versucht, nicht in den Videos aufzutreten und bekannt zu werden. Allerdings verändert sich ihr ganzes Leben, als jemand...