Azure ☆ Straying Bird

Neuer Anfang

Ich begann bereits es zu bereuen, doch als ich sah, wie sich Vincents Miene aufhellte, konnte ich nicht anders als zu lachen. „Ich hoffe, du hast nicht allzu schnell die Schnauze von mir voll.", witzelte ich mit einem etwas unsicherem Lächeln. „Mach dir keine Gedanken. Wir gucken einfach was passiert."

Er stand auf und holte eine modern aussehende, violette Armbanduhr, eine Sycorax-Watch, aus seiner Tasche. Die, welche er momentan trug, war keine vom Uranus geschaffene. Er nahm sie ab und tauschte sie mit der violetten aus. Als er sie aktivierte und ein azurblaues, flackerndes Hologramm erschien, welches eine Bedieneroberfläche darstellte, rappelte ich mich schließlich auch auf. Mein Herz hämmerte nervös in meiner Brust. Aufregung und Angst vermischten sich, ließen mich schneller Atmen. Gleich ist es so weit. Am liebsten hätte ich mein Einverständnis zurückgezogen, doch da erschien bereits die mir gut bekannte Digidoll.

Wie aus dem Nichts sammelte sich schwebende Energie zu einem kleinen, feenartigen Wesen. Ihre weißen Engelsflügel wirkten allerdings zu winzig, um sie in der Luft halten zu können. Sie strahlte pure Unschuld aus, doch sie gehörte zum Core des Uranus Systems. Dem Hauptserver, der Seele der zweiten Welt. Und das hieß, sie hatte bereits einiges miterlebt und gesehen. „Celeste!", entfuhr es mir bei ihrem Anblick.

„Hallo, Vincent und Ava."

Sie lächelte und winkte mit ihrer kleinen Hand. „Hey Celeste. Ich möchte mich mit Ava verbinden." Die Digidoll nickte und vor mir und Vincent erschien jeweils ein blaues Feld. „Bitte schreibt einmal euren vollen Namen."

Okay. Meine Finger schwitzten, als ich die harte, flackernde Oberfläche berührte. Sie fühlte sich beinahe an wie Glas. Für ein Zurück war es bereits zu spät, also überwand ich mein Zögern und schrieb „Ava Sharp" in das Feld. Mit einem unsicheren Blick zu Vincent, konnte ich sehen, dass er bereits fertig war und grade die „bestätigen" Fläche drückte. Celeste nickte und klatschte zweimal erfreut. „Gut, dann legt eure Handfläche bitte auf den Bildschirm."

Eine neue Oberfläche erschien. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, mögliche Konsequenzen dieser überstürzten Entscheidung auszublenden, als ich Celestes Anweisung nachkam. Ich konnte mich nur noch schwach an den Moment erinnern, als Scarlett und ich uns verbündet hatten, weswegen ich einen leisen Aufschrei unterdrücken musste, als bei mir und Vincent eine schwere, eiserne Kette aus dem Bildschirm herausschoss und sich um unser Handgelenk legte. Nun waren wir wirklich miteinander verbunden. Schluckend beobachtete ich, wie die Fläche samt Kette durchsichtig wurde und schließlich verschwand. „Geschafft!", verkündete Celeste fröhlich, ehe sie fortfuhr: „Ich hoffe, ihr passt gut zueinander! Verbringt viel Zeit zusammen und trainiert erst einmal, um euch aneinander zu gewöhnen."

Vincent winkte lächelnd ab. „Ich weiß, ich weiß. Danke vielmals. Du brauchst nichts zu erklären." Und damit verschwand die Doll und ließ uns beiden alleine. Auf einmal fühlte ich mich unwohl in Vincents Gegenwart. Offensichtlich war ich nicht bereit für so etwas. Und ich bin losgegangen, um einfach so irgendeinen Carrier zu finden ...

Er schien mein Unbehagen zu bemerken. „Entspann dich. Ich weiß, dass man so etwas nicht so überstürzt angehen sollte. Lass uns erst Mal nicht weiter drüber nachdenken, dafür haben wir morgen genug Zeit, wenn meine Schicht vorbei ist und ich ausgeschlafener bin."

Er streckte sich und setzte sich zurück auf seinen Stuhl. „Meinetwegen.", murmelte ich, mehr zu mir selbst, ehe ich mich selbst wieder an die Wand hockte.

Mir wurde heiß. Keiner von uns schien auf einmal zu wissen, worüber wir reden könnten. Und umso mehr ich darüber nachgrübelte, umso mehr leerte sich mein Kopf. Schließlich räusperte er sich und lehnte sich etwas entspannter zurück. „Rauchst du?"