Hass

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„Ava, stopp!"

 Dans Stimme drang an mein Ohr, erschrocken blinzelte ich und hielt inne. Beinahe hätte ich es etwas übertrieben, bemerkte ich mit einem Blick auf den ohnmächtigen Carlos, welcher aufrecht in meinem Eis festhing. Noch immer drang pulsierende Energie aus ihm, aber nach wenigen Sekunden der Stille, schlossen sich seine Wunden und er rührte sich. Der Kampf war entschieden und ich sank langsam wieder auf den Boden.

Grade, als die von mir erschaffene Eislandschaft begann, sich aufzulösen, wurden wir vom Kampffeld teleportiert und ich fand mich im Warteraum wieder. Es ging so schnell, dass es noch immer in meinen Ohren rauschte vor Energie und ich einen Augenblick brauchte, um mich selbst zu finden und meine Umgebung wahrzunehmen. Vincent spürte meine Unruhe, er wandte sich mir zu und legte mir eine Hand auf die Schulter, während er mich mit bohrendem Blick zwang, ihn anzusehen. Erstaunlicherweise wirkte es, bemerkte ich, während sich mein Puls normalisierte und ich mich schließlich zurückdrehte. Dan stützte Carlos, doch dieser hatte trotz seiner Niederlage ein Grinsen auf den Lippen. „Nicht schlecht.", keuchte er und ich nickte lächelnd. „Gleichfalls. Tut mir leid, dass ich am Ende fast übertrieben hätte."

Er lachte und auch Dan schüttelte amüsiert den Kopf. „So ist das eben, wenn man richtig drin ist im Kampf."

Der Carrier schien es ernst zu meinen und ich war heimlich etwas erleichtert, dass er es mir nicht übel nahm. „Ich gehe mich dann mal ausruhen." Carlos winkte mir ein letztes Mal zu, ehe wir aus dem Raum geworfen wurden und uns in Vincents Zimmer wiederfanden. Doch da verließen mich endgültig alle Kräfte, welche mich auf den Beinen gehalten hatten. Plötzlich blieb mir die Luft weg und ich kippte beinahe vorne über, wenn Vincent mich nicht aufgefangen hätte. Vor meinen Augen tanzten Sterne und ich begann zu japsen. Alles tat weh, ich konnte auf einmal kaum einen Finger rühren. Das war der Nachteil an Overdrive. Der Durchlauf an Energie strapazierte meinen Körper und auch Reserven wurden mir für den Kampf entzogen. Keuchend klammerte ich mich an ihn, war nicht in der Lage, mehr als Umrisse und wirbelnde Lichter wahrzunehmen. Als er mich hochhob, drehte sich alles, also schloss ich erschöpft die Augen und ließ mich zum Bett tragen. Er sagte etwas, als er mich auf die weiche Matratze legte, aber ich konnte es nicht verstehen. Stattdessen holte mich die Ohnmacht ein. Mein Körper zwang mich zur Ruhe, um regenerieren zu können und ich wehrte mich nicht dagegen.


Wärme durchströmte mich. Seufzend kuschelte ich mich tiefer in das Kopfkissen und zog die Beine dichter. Körper und Geist fühlten sich schwer an, was allerdings für angenehme Ausgeglichenheit sorgte. Nach einigen Momenten des Genießens, schlug ich zögerlich die Augen auf und ließ mir Zeit, um zu erkennen, wo ich mich befand. Jemand hatte meinen Mantel neben dem Bett angehängt. Dann erblickte ich Vincent. Er saß auf einem der Sessel und war ebenfalls eingeschlafen. Da ich keine Lust hatte, aufzustehen, versuchte ich ihn über unsere Verbindung anzustupsen. Erst passierte nichts, doch dann begann er plötzlich, müde zu grummeln, ehe er verschlafen blinzelte und sein Blick schließlich mich fand. Erst sahen wir uns einfach nur schweigend und verschlafen an, ehe er zu lächeln begann und sich streckte. Dann stand er auf und kam näher. Noch immer verspürte ich absolut keine Lust mich zu regen, also beobachtete ich ihn einfach still. Es war beinahe, als würde ich noch träumen. Als wäre ich noch gar nicht richtig anwesend, bemerkte ich schweigend.

Dann setzte er sich auf die Bettkante. Schweren Herzens drehte ich mich halb auf den Rücken um seinen Blick erwidern zu können. „Du hast mir vertraut.", stellte er mit ruhiger Stimme fest. Ein Lächeln formte sich wie von selbst auf meinen Lippen.

„Wir haben gewonnen...", gähnte ich schließlich und spürte die Erleichterung in meinem Bauch. So nah hatte ich mich ihm bisher noch nie gefühlt. „Möchtest du noch ein bisschen weiterschlafen?" Fragte er, fast schon sanft. Ich hätte gerne mit „Ja" geantwortet, doch mein Magen unterbrach mich mit einem Knurren.

Azure ☆ Straying BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt