Azure ☆ Straying Bird

Ich liebe dich, Ava

Bild ist über Picrew entstanden, das wäre Scarlett  c:

Es dauerte auch gar nicht lange, bis ich Felicia fand. Ein Glück, sonst hätte ich angefangen zu grübeln. Sie saß in dunkelblauer Bluse und Jeans auf einer Parkbank, neben einem Kiesweg und las abwesend auf ihrem Handy. „Hey", rief ich kalt um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Überrascht blinzelnd sah meine Schwester auf, steckte das Handy weg und erhob sich schließlich. „Ava, hey. Können wir alleine reden?"

War das ihr Ernst? Allein bei ihrem Anblick stieg mir die Galle in den Mund. „Er verhindert, dass ich dir den Hals umdrehe. Sei froh, dass er dabei ist", erwiderte ich knurrend. „Ich möchte nur reden, bitte. Diesmal läuft es anders, versprochen."

Zwar klang sie noch immer selbstsicher, aber Ehrlichkeit schwang in ihrer festen Stimme mit. Skeptischen Blickes drehte ich mich Vincent zu, als ob er mir sagen könnte, was am besten wäre. „Deine Entscheidung, aber ruf mich, bevor du was Unüberlegtes tust."

Wir sahen uns beide wissend an. Ich könnte ihn durch die Verbindung anstupsen, wenn ich spürte, dass ich zu wütend wurde und vermutlich wollte er darauf hinaus. „Okay."

Vorsichtig nickte ich. Als hätten wir stille Worte miteinander gewechselt, erwiderte Vincent meine Geste und drehte uns den Rücken zu. Ich holte tief Luft... Atmete hörbar aus und fuhr zu Felicia herum, welche sich erstaunlicherweise an einem freundlichen Lächeln versuchte. Ist sie krank? Irritiert stockte ich, schüttelte dann aber leicht den Kopf. „Wollen wir uns hinsetzen?", bot meine Schwester mit Blick auf die Bank an. „Wie du meinst", erwiderte ich misstrauisch, beobachtete sie allerdings erst schweigend, ehe ich ihr folgte und mich mit etwas Abstand neben ihr fallen ließ. „Es tut mir leid, dass es letztes Mal so eskaliert ist."

Wie bitte? Innerlich begann ich vor Unglauben zu lachen, was von außen vermutlich wie ein misstrauisches Lächeln aussah. „Schön für dich und deswegen hast du Carlos schon wieder genervt oder was?"

Scheinbar zerrte ich an ihrer Geduld. Felicia räusperte sich, behielt die freundliche Miene allerdings bei. „Ich wollte nur noch einmal normal mit dir über das Thema reden. Mir ist klar, dass du es schwer hattest, Ava. Und Mom und Dad waren auch nicht immer so da, wie es hätte sein sollen, als es dir am schlechtesten ging. Aber sie handeln so, weil sie es für das Beste halten.", „Wenn es ihnen so scheiß wichtig ist, wieso kommen sie dann nicht selbst?", platzte es aus mir heraus, obwohl ich eigentlich heilfroh darüber war, dass sie grade das nicht taten. „Weil sie denken, dass es nichts bringt. Die Beiden wissen nicht, was sie machen sollen. Und... hör mal."

Meine Schwester pausierte, atmete einmal geräuschvoll durch, ehe sie etwas leiser weitersprach: „Sogar deine Freundin hat sich Sorgen um dich gemacht.", „Freundin?", wiederholte ich misstrauisch. „Diese... Scarlett. Sie war diejenige die mir sagte, wo ich dich finden kann."

Ach, so ist das also. Sie hatte mich verraten. Allerdings konnte ich ihr irgendwie nicht mehr so richtig sauer sein. Sie tat es sicher direkt, nachdem ich verschwunden war und inzwischen schien Scarlett ihre Taten zu bereuen. „Gut zu wissen, aber sie hat es nicht aus Sorge gemacht, glaub mir.", „Ich weiß nicht was zwischen euch vorgefallen ist, tut mir leid. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn du wenigstens versuchst mit Mama zu reden. Auch wenn du nur sagst, dass du nicht zurückkehrst."

Sie setzte einen nun etwas flehenden Gesichtsausdruck auf, allerdings berührte mich das kein bisschen. „Gut, dass es mich nicht interessiert, was dich freut." Seufzend hielt Felicia inne, ließ den Blick über die Wiese schweifen, ehe sie erwiderte: „Ich weiß, dass Mom und Dad ganz schön hart sein können. Mit mir war es auch so, ich stand immer unter großen Druck alles richtig machen zu müssen, hatte keine engen Freunde, da ich mir nie Zeit dafür nehmen durfte. Ich kann es ihnen aber nicht übel nehmen, weißt du. Mir war immer klar, dass sie nur an meine Zukunft gedacht haben. Und so ist es bei dir auch."