Nach einer mühevollen Weile, konnte ich das Ende der Felswand, hinter dem tosenden Nebel des Blizzards, erkennen. Erleichtert stieß ich mich nach hinten ab und erlaubte mir, den Rest des Aufstiegs, mithilfe eines Energieschubsers zu besteigen. Ein überwältigendes Gefühl der Freiheit erfasste mich, während ich durch die eisige Luft fegte und schließlich über den Rand hinweg sprang, bevor meine Füße sicher im aufgewirbelten Schnee landeten. Inzwischen reichte er mir mehr, als nur über die Knöchel. Schnaufend hob ich den Kopf. Es schien noch weiter hinauf zu gehen. Vincent, wo bist du?
Immerhin schien es ihm gutzugehen. Wenn auch weiter entfernt, spürte ich sein nervöses, entschlossenes Herz schlagen. Doch da erregte etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Ein wenig erschrocken, musste ich ein Zurückweichen unterdrücken, denn sonst wäre ich die Klippe hinuntergefallen. Weiter entfernt, verdeckt vom kriselnden Schleier des Schneesturmes, flackerte etwas. Etwas Schwarzes. Eine dunkle Flamme? Schluckend senkte ich den Kopf, haderte mit mir selbst. Doch dann atmete ich tief durch und näherte mich diesem schwebenden Objekt. Es strahlte etwas Merkwürdiges aus. Etwas Vertrautes, Anziehendes. „Vincent?", rief ich laut in das Brüllen des Sturmes hinein. Doch da entfernte sich die flackernde Dunkelheit. Erlaubte mir kein Näherkommen. „Warte!"
Meine Schritte wurden erneut schneller, ehe ich vor einer weiteren Felswand hielt. Verbissen blickte ich hinauf. Erkannte nichts, außer diesen wütenden, weißen Schleier. Zielgerichtet griff ich nach dem ersten Stein, zog mich hoch, ehe ich meine Spikes an Händen und Füßen formte. Trotz schmerzender Glieder, trotz ängstlicher, verschwindender Energie, kämpfte ich mich weiter voran. Keuchend näherte ich mich einem etwas größeren Vorsprung, welchen ich erschöpft packte. Der Schnee am Rand rutschte hinunter, rieselte an mir vorbei, während ich mich schnaufend hinauf zog. Erst den Oberkörper, dann die Knie. Schließlich richtete ich mich vorsichtig auf. Unsicher, ob mein Gewicht getragen werden konnte. Doch der schneebedeckte Boden gab nicht nach, so packte ich die nächste Unebenheit der Wand und erlaubte mir, einmal kurz zu verschnaufen.
Durchhalten. Einfach durchhalten, war alles, woran ich denken konnte. Unter mir verschwand die Welt im Blizzard und so verlor ich jedes Gefühl für Höhe. Doch es ging immer weiter und weiter hinauf und wenn ich nicht meine rettenden Spikes hätte, wäre ich mehrfach abgerutscht.
Erleichterung ließ mich dennoch kurz unvorsichtig werden, als ich den Rand dieser Felswand entdeckte. Zu schnell griff ich nach dem nächsten Vorsprung und wurde überrumpelt, als dieser plötzlich unter den schmerzenden Fingern nachgab. Mein Herz machte einen panischen Satz, ehe ich spürte, wie ich nach hinten fiel. Die Zeit verlangsamte sich, während das rettende Ende der Felswand sich von meinen Augen entfernte. Nein! Adrenalin flutete meine Adern, schenkte mir innerhalb eines Sekundenbruchteils neuen Fokus. Bevor meine Füße sich lösten, stieß ich mich ab. Ein eisiges Klirren konkurrierte dem wütendem Rauschen des Sturmes, als Energie unter mir explodierte und mich in die Höhe katapultierte. Schnaufend erreichte ich mit einer Hand den schneebedeckten Rand der Klippe, ehe mein Körper gegen den Fels schlug und mir ein angestrengtes Keuchen entlockte. Doch ich ließ nicht los. Verbissen griff ich mit der zweiten Hand nach oben und zerrte mich mühevoll hinauf. Ich war noch nicht mal ganz oben, da erblickte ich das dunkle Flackern erneut. Es schien auf mich zu warten. Mit neuer Kraft, hievte ich meine Beine in den Schnee, spürte, wie er immer wieder durch die Risse meiner Kleidung drang. Etwas Warmes hüllte mich ein. Glühender, goldener Stolz, vermischt mit tiefer Bewunderung. Er ist es. Selbstsicher richtete ich mich wieder auf und folgte dem geheimnisvollen Flackern. Doch es entfernte sich immer schneller von mir. Schneller, als ich verbissen durch den Schnee stapfen konnte. Immerhin schien der Boden wieder etwas ebenmäßiger zu werden. Und ich spürte, wie sogar der tosende Blizzard langsam nachließ. Sein Zorn ebbte Stück für Stück ab, wobei diese finstere Flamme dennoch weiter verschwand. Grade, als ich erschöpft anhalten wollte, um kurz durchzuatmen, erblickte ich allerdings etwas Merkwürdiges. Stufen aus Eis, bedeckt von Schnee, eröffneten sich mir in der Ferne. Links und rechts daneben, lagen kristallfarbene Trümmerteile und Splitter, die vom weißen Pulver bedeckt wurden. Diese Treppe führte zu einer Erhebung... doch sie war zu weit weg, um mehr zu erkennen.
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Azure ☆ Straying Bird
Fantasia(Beendet) Das Uranus-System. Zuhause, der Carrier und Hybriden, welche sich als Team zusammenschließen, um gemeinsam immer stärkere Gegner zu bezwingen. Diese faszinierende Welt der Kämpfe koexistiert mit einer harschen Realität, voll Einsamkeit und...