Azure ☆ Straying Bird

Warrior Conquest: 5

„Ava!"

Als ich erschrocken die Lider aufriss, erblickte ich zwei messerscharfe Klingen, direkt über meinem Kopf. Mit einem kleinen, panischen Aufschrei rollte ich mich zur Seite, spürte aber dennoch den gefährlichen Luftzug an meiner Schläfe, als die Waffen im Boden verschwanden. Hastig, ohne aufzustehen, packte ich Lillys Knöchel, um Eis über ihr Bein schnellen zu lassen. Sie taumelte erschrocken, gab mir so etwas Zeit. Ohne mein Schwert zu rufen, sprang ich auf und holte aus. Nicht nur Eisstacheln legten sich über meinen Handschuh. Meine Faust rauschte, in Vincents schwarzen Flammen gehüllt, auf meine perplexe Gegnerin zu und traf sie mitten im Gesicht. Bunt funkelnde Energie pulsierte in meine Richtung, während Lilly nach hinten geschleudert wurde. Sie prallte mehrfach zu Boden, aber ich folgte ihr. Mitsamt eines gewaltigen Energiestoßes, raste ich auf sie zu und beendete ihren Flug, in dem mein Schwert ihren zierlichen Körper zu Boden pinnte. Erschrocken riss sie die Augen auf und wollte zu einer werfenden Handbewegung ansetzen, ehe ich auswich. Wasserspitzen verfehlten mich haarscharf, durchschnitten bedrohlich einige meiner Strähnen. Sofort stand Lilly wieder auf den Beinen. Sich nicht die Zeit nehmend, ihre Waffen zu materialisieren, wirbelte sie herum und schlug mir das Schwert aus der Hand, welches sich umgehend klirrend auflöste. Ihre plötzliche Flinkheit überrumpelte mich, doch den nächsten Fausthieb wehrte ich mit einem Arm ab, ehe ich ihr einen schnellen Schlag gegen die Kehle verpasste. Gurgelnd wimmerte sie kurz auf, während die Hybridin zu Boden gerissen wurde und sich gekonnt abrollte, um wieder hochzuspringen. Mit scharfen, kalten Stacheln an der Faust, hiebte ich erneut zu, als sie sich auf einmal duckte und mit einem Fuß gegen meinen Knöchel treten wollte. Mein Herz machte einen ängstlichen Satz, ehe das Fallgefühl Panik auslöste. Doch grade noch so, konnte ich mein Gleichgewicht mit dem anderen Fuß retten, ehe ich ihr mein Schienbein ins Gesicht rammte. Die Hybridin jammerte erschrocken. Diesmal wartete ich nicht, bis sie sich aufrappeln konnte. Hektisch hob ich den Arm, bevor ich das kalte Metall des Gewehres in meinen Händen spürte. Ehe sie den Boden berührte, durchbohrte meine Gegnerin ein gnadenloser, zorniger Kugelhagel, riss durch Kleidung und Haut, während sich ein kaltes Netz aus Eis darauf bildete. Keuchend hielt ich inne und machte einen Satz in Lillys Richtung, um ihr aus der Luft einen Schwerthieb zu verpassen. Mit letzter Kraft, nutzte diese jedoch ihre Schnelligkeit, um eine ihrer eigenen Waffen zu rufen, ehe es laut klirrte. Plötzlich schien die Zeit stillzustehen, während ich mich angestrengt über sie beugte und ihren Blick erwiderte. Etwas Zufriedenes lag auf ihrem Gesicht. „Streng dich an, hast du gehört?"

Lillys leise Worte klangen gepresst, als ob sie der Hybridin Unmengen an Anstrengung kosten würden. „Gibst du auf oder wie?"

Sie lachte gequält, dennoch ehrlich. „Ich kann nicht mehr. Aber ich bin froh, dass ich so weit gekommen bin."

Plötzlich hüllte ein geheimnisvolles Glühen ihren Körper ein, weswegen ich einen erschrockenen Satz von ihr machte. Da verschwand meine Freundin allerdings auch schon. Sie verließ das Turnier. Denn ich hatte sie besiegt. Erschöpft fiel ich auf die Knie. Tut mir leid, Lilly.

Warum fühlte ich mich mit einem Mal so schuldig? Ich hätte ihr den Turniersieg mehr als nur gegönnt. Die Hybridin gab sich so viel Mühe und bewies ungeahnte Entschlossenheit. „Sie hat gelächelt, oder nicht?"

Seufzend sah ich zu Boden. Auf meine behandschuhten, nun leeren Hände, an denen der Stoff völlig nass und rissig war. „Ja, hat sie", murmelte ich, während noch immer Wasser aus meinen wirren Haaren tropfte. „Sie wird stärker, jetzt wo sie Selbstvertrauen aufbaut. Wenn du nicht aufpasst, besiegt sie dich das nächste Mal noch."

Seine Aussage brachte mich zum Schmunzeln. „Meinst du?"

Angestrengt kämpfte ich mich wieder auf die Beine und blickte gen Himmel. Eine warme, blendend helle Sonne war bereits zu sehen. Ich hoffe, er hat recht. Sie hat es verdient, zu gewinnen. Doch ich konnte mir keine Zeit nehmen, um darüber zu grübeln. „Also, wo lang?"