Charon

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Müdigkeit zerrte immer mehr an mir, bemerkte ich irgendwann erschöpft gähnend.

Auch als ich zurückkehrte, konnte Vincent mich nicht mehr länger wach halten. Innerhalb kürzester Zeit, direkt nachdem ich ihm alles erzählte, lag ich schlummernd mit meinem Kopf auf dem Tisch vor mir. Als mein Partner eine Decke um mich legte, kehrte ich zwar aus der Traumwelt zurück, doch nur für wenige Sekunden. Die Kämpfe und nächtliche Spaziergange hinterher, machten sich bemerkbar.


„Ava..."

Etwas strich mir sanft durch die Haare, als Wärme mein Herz erfüllte. „Was ist los?", fragte ich schlaftrunken und hob den Kopf von der Tischplatte. Mein Nacken! Schmerzerfüllt stöhnend richtete ich mich auf, als ich Vincent vor mir entdeckte. Er war aufgestanden, um mich zu wecken. „Wir müssen gleich los."

Nickend streckte ich mich ein letztes Mal, um dann meinen schweren Körper vom Stuhl zu heben.

Allerdings drohte ich auch während der kurzen Rückfahrt, immer wieder einzunicken. Grade dann, wenn mein Kopf nach vorne rutschen wollte, schreckte ich wieder hoch. Auch Vincents mitleidserfülltes: „Gleich geschafft, dann kannst du dich ausruhen.", half dabei wenig. Wie er selbst so klar und wach wirken konnte, wunderte mich allerdings. Denn seine Augen waren ebenfalls dunkel unterlegt. Sogar mehr als sonst.

Schließlich drückte ich erleichtert die Haustür ins Schloss, als wir seinen Eingangsflur betraten.

„Vincent?"

Fragend wandte er sich zu mir um, nachdem er aus den Schuhen geschlüpft war. „Ich schlaf heute auf dem Sofa, okay?"

Denn als ich meine Zimmertür sah, wurde mir irgendwie komisch. „Warum? Was ist los?", harkte mein Partner skeptisch nach. „Ich habe einfach ständig Alpträume. Vielleicht hilft's ja, woanders zu schlafen."

Für einen Moment glaubte ich zu sehen, wie sich sein Kiefer anspannte, ehe er fragend erwiderte: „Sind sie immer noch nicht besser geworden?"

Kopfschüttelnd folgte ich ihm in das Wohnzimmer, um mich dann geschafft auf den Polstern der Couch fallen zu lassen.

„Möchtest du lieber in meinem Bett schlafen? Dann bleibe ich auf dem Sofa. Du brauchst den Schlaf dringend."

Der Gedanke löste ein warmes Kribbeln in mir aus, doch ich schob es so gut es ging fort und beobachtete ihn stattdessen dabei, wie er sich ein Glas Wasser einschenkte.

„Ne, alles gut. Brauchst du nicht.", auch wenn ich wirklich gerne würde. Aber nicht aus dem gleichen Grund, natürlich.

Ein lautes Klirren ließ mich zusammenzucken, als Vincent das Wasserglas fallen ließ. Tausend kleine Scherben verteilten sich geräuschvoll über dem Fußboden, inmitten einer Pfütze. Während seine Augen sich vor Schreck weiteten, kroch ein beklemmendes Gefühl in mir hoch.

„Ist alles okay?", fragte ich unsicher, nun doch wieder aufstehend. Allerdings folgte der Beklemmung, ein unangenehmes Zittern. Meine Knie wurden weich. Noch bevor er antworten konnte, entwich mir ein angestrengtes Keuchen: „Irgendwas stimmt hier nicht."

Grade, als Vincent sich Halt suchend, am Tresen abstützte, hallten Worte durch meinen Kopf.

„Das darfst du nicht..."

Vertraute Worte, in einer vertrauten, weiblichen Stimme. Die Stimme, aus meinen Träumen.

„Was...?!"

Mein Partner gab einen erschrockenen Laut von sich, als sich seine Watch aktivierte. Ein blaues Bedienerfenster erschien von selbst, als ob jemand darauf herumtippen würde.

Azure ☆ Straying BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt