Sie ist fort

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Und dann eröffnete sich das Kampffeld vor mir. Noch nie hatte mein Herz so gerast, während ich mit den Füßen meine Seite berührte. In mir herrschte das drängende Feuer der Rage, welches eine fiebrige Hitze über meine Haut legte.

Keuchend vor Wut, verhärtete ich den zitternden Griff um mein Maschinengewehr, als ich die Energie in meinen Adern geladen pulsieren spürte. Angespannt beobachtete ich meine Mutter, gehüllt in ein violett-schwarzes, enges Kleid, wie sie elegant näher kam. Ihre fließenden, weichen Bewegungen strahlten dennoch eine ungeahnte, bittere Kälte aus, während sich eine harte, unlesbare Maske über ihr Gesicht gelegt hatte. Im blauen Himmel knallte die gleißend helle Sonne auf ein Feld voller Blumen nieder, allesamt in sanftem violett oder rosa. Endlich ist es so weit! Bebend begann ich nun ebenfalls, vorzutreten. Unsere wütenden Blicke verhakten sich ineinander, während jeder auf den ersten Schlag wartete. Zum Zerreißen angespannt, hielt ich inne, als sie ihre Arme hob. Pfeil und Bogen erschienen in ihren zierlichen Fingern, materialisierten sich aus heller, violett-grauer Energie. Alarmiert bereitete ich mich auf einen Angriff vor, sprang zurück und fixierte die Bewegungen meiner Mutter, welche innezuhalten schien. Jetzt! Sie richtete den Pfeil gen Himmel, als ich zu schießen begann. Der Rückstoß erschütterte meinen Körper, obwohl ich ihn nicht mehr spürte. Aus einem goldenen Pfeil wurden tausende, nachdem er die maximale Flughöhe erreichte. Im selben Augenblick wirbelte Mom um die eigene Achse, ließ eine Schutzwand aus hellen Blütenblättern sprießen. Dellen und Risse zierten die zart wirkenden Pflanzenteile, überall dort, wo sie meine eisgeladenen Kugeln abfingen. Doch meine Energie wurde verschluckt, die Blüten nahmen sie mit sich, als sie wieder im Boden verschwanden.

Mit dem nächsten Lidschlag entdeckte ich jedoch den goldenen Regen, welcher auf mich herabzusausen drohte. Mit vor Angst geweiteten Augen, ließ ich mein Gewehr sinken und ging in die Knie, um ein Eisschild zu formen. So weit wie sie ihren Angriff streute, brauchte ich nicht versuchen, auszuweichen.

Und dann gingen sie auf mich nieder. Man sah diesen zierlichen Pfeilen nicht diese Wucht an, mit welcher sie auf das Schild hagelten. Es knallte, splitterte, während ich die Erschütterung auf dem Eis spürte. „Ava, pass auf!", rief Vincent erschrocken über die Verbindung. Ich vernachlässigte meine Mutter. Aber zu spät, denn als ich hinsah, waren ihre dornigen Ranken schon bei mir. Brennende Schmerzen rasten durch meine Glieder, als sie mich am Arm packten und unter dem schützenden Eis hervorzerrten. Fluchend rief ich mein Schwert in die freie Hand, wehrte klirrend den nun endenden Pfeilregen ab, während die Ranke mich hochhob. Verzweifelt schickte ich Eis darüber, aber Mutters Energie war zu stark. Sie drängte meine zurück, ließ mich nur einen kleinen Teil gefrieren, ehe ich mich hinaufzog, um mit dem Schwert zuzuschlagen. Risse bildeten sich, die einzelnen Pflanzenstränge begannen, sich zu lösen, als es plötzlich ruckartig bergab ging. Sie schleuderte mich mit letzter Kraft, Richtung Boden und innerhalb weniger Momente, presste mir der Aufprall jegliche Luft aus den Lungen, während der Boden lautstark in Trümmern gelegt wurde. Das dumpfe Pochen in meinem Kopf konnte mich allerdings nicht stoppen. Die Benommenheit abschüttelnd, riss ich mich endlich von der Ranke frei, die daraufhin in glitzernden Energiestaub zerfiel. Doch dann wurde mir übel. „Bravo, Ava.", meine Mutter kam näher, klatschte in die Hände und lächelte hochmütig, mit Blick auf mir. Zornig verhärtete ich den Griff um meine Uranus-Klinge, doch ich wusste, dass sie mich so eben vergiftet hatte. Ich darf nicht verlieren! Noch nie fürchtete ich die Niederlage so sehr, wie bei diesem Kampf. Es ging um alles, um mein Leben. Zitternd hob ich eine Hand, um tausend kleine, spitze Eissplitter in ihre Richtung zu schicken. Überheblich schmunzelnd wehrte sie diese jedoch mühelos ab, mithilfe ihrer schützenden Blütenblätter, die aus dem Boden sausten. „Gib auf! Du kannst nicht gegen deine Eltern gewinnen!", „Halt die Klappe!", fauchte ich wütend, konnte das Brodeln in mir kaum zurückdrängen. Doch da schnellten die nächsten Ranken hervor, zertrümmerten dabei den Schachbrett-ähnlichen Boden meines Feldes. Knurrend sprang ich zur Seite, wich immer wieder aus, ehe ich mit dem Schwert nach ihnen schlug. Sie durften mich nicht noch einmal erwischen, denn ich spürte bereits das leichte Gift, welches an meinen Energiequellen zehrte. Im Augenwinkel erkannte ich jedoch, dass meine Mom mit Pfeil und Bogen auf mich zielte. Diesmal direkt in meine Richtung, weswegen der surrende Angriff weniger weit streute. Dennoch kroch das schmerzende Gefühl der Panik über meinen Nacken, welches meine Finger schwitzig werden ließ, als ich erneut den Ranken entkam.

Azure ☆ Straying BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt