Das Geständnis

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Angekommen, wurden wir von einer fast schlafenden Kira begrüßt, beleuchtet vom flackernden Fernseher.

„Huch? Hey Ava, ich dachte Lilly schläft bei dir!"

Gähnend beugte sie sich vor, um sich zu strecken, als ich mit einem entschuldigendem Lächeln erwiderte: „Ne, tut mir leid, dass es so lange gedauert hat."

Grade, als ich weiterreden wollte, kam mir jedoch Lilly zuvor, welche sich grade ebenfalls auf das Polster des Sofas fallen ließ: „Ist das in Ordnung, wenn sie heute Nacht hier bleibt?"

Nachdem ich mich zu den beiden gesellte, beobachtete ich Kiras verschlafenes Grinsen. „Klar, da brauchst du nicht fragen. Willst du bei mir im Bett schlafen? Ich zieh dann zu Lilly um oder wir schlafen einfach in einem Bett."

Unsicher winkte ich ab. „Ach, schon gut. Ich kann auch auf der Couch bleiben."

Doch Lilly schien entschlossen gegen meinen Vorschlag zu sein, als sie sanft erwiderte: „Ich glaube, es ist besser, wenn du heute Nacht deine Ruhe hast. Ich mache einfach mein Bett fertig, okay?"

Geschlagen gab ich schließlich nach und nickte leicht, ehe Kiras Augen größer wurden. „Ist irgendwas passiert?"

Noch während ich die richtigen Worte suchte, erwiderte ihre Partnerin ein wenig unbeholfen: „Ich erzähl's dir nachher. Also, wenn das okay für dich ist, Ava."

Nickend gab ich ihr mein Einverständnis. „Ist es."

Doch mein Handy ließ mich verstummen. Ich hätte es ausmachen sollen, bemerkte ich bitter, ehe ich es vor mich hielt. Weitere Nachrichten von Taiga. Aber diesmal ließ mich noch etwas innehalten. Der Anfang des letzten Textes...

Was glaubst du, ist mit Felicia..."

Schluckend verhärtete ich den Griff. Wagte es nicht, den Display zu entsperren, als mich Lillys Hand zusammenfahren ließ. Vorsichtig, beinahe bittend, legte sie ihre zierlichen Finger um mein Handy, ehe ich nachgab und sie es von mir nahm. „Willst du es nicht lieber aus machen?", fragte sie mir leiser, besorgter Stimme. „Ist wohl besser."


Nachdem sie ihr Bett für mich gemacht hatte, zog ich mich umgehend in ihr kleines, aufgeräumtes Zimmer zurück. Dunkelblaue Vorhänge ließen keinen einzigen Lichtstrahl von außen hinein. An der weißen Wand, über dem Kopfteil des Bettes, hing ein wunderschön gezeichnetes Bild. Es zeigte Lilly, umgeben von Wellen, als würde sie beten. Ist das von Kira? Oder zeichnet Lilly selbst? Daneben, an der linken Zimmerseite, ragte ein heller, holzfarbener Kleiderschrank in die Höhe, zusammen mit einer ähnlichen Kommode, auf der sich Fotos reihten. Die kleine Hybridin, zusammen mit ihrer Partnerin. Mit Tieren aus dem Heim. Und auch Taylor war zu sehen.

Müde schlüpfte ich in das weite, weiße Shirt meiner Freundin, um mich dann geschafft auf die weiche Matratze fallen zu lassen.

Aber auch wenn ich mich elend und fertig fühlte, würde ich nicht so einfach schlafen können.

Nachdem ich mich in der weichen Daunendecke einmummelte, starrte ich stumm auf das Handy, welches ich noch immer nicht ausgeschaltet hatte. Taigas Nachrichten interessierten mich nicht länger. Etwas anderes wollte mich nicht mehr loslassen. Was ist mit Felicia? Schließlich, nach ewigem Hadern, entsperrte ich mein Handy, wischte die Texte von Taiga fort und öffnete die Anruferliste. Ich habe nicht nur meine Eltern getötet, bemerkte ich bitter. Sie war eine Unbegabte. Was würde das für sie bedeuten? Schluckend wählte ich ihre Nummer. Eine böse Vorahnung packte mich, ließ mich angespannt die Zähne aufeinander beißen.

Azure ☆ Straying BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt