Letzte Atemzüge

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„Ava! Hey, du siehst echt fertig aus.", stellte meine Freundin ein wenig besorgt fest. „Sorry. Konnte nicht wirklich schlafen. Und wie lief's bei dir und Kira?"


Zusammen setzten Lilly und ich uns auf die etwas breitere Eingangstreppe, vor dem aufragenden, mehrstöckigen Wohnblock, gegenüber des geschäftigen Supermarktes. „Ach, ganz gut. Wir haben die halbe Nacht geredet, bevor ich irgendwann nicht mehr konnte. Aber auf dem Sofa schläft sich das irgendwie nicht so gut."

Schmunzelnd erwiderte ich: „Und Kira?", „Die saß auf dem Fußboden, als ich aufgewacht bin. Mit dem Kopf auf dem Polster. Hab ihr eine Decke umgeworfen und sie schlafen lassen."

Die Hybridin lächelte leicht, bevor ein besorgter Schatten über ihr Gesicht huschte. „Aber erzähl mal. Was ist los?"

Schluckend wich ich ihrem Blick aus. Vertrautes Unwohlsein schnürte mir für wenige Sekunden den Hals zu, bevor ich neue Worte fand: „Irgendwas stimmt mit Vincent nicht. Eben grade, zuhause, ist ein Kampf gestartet. Von selbst."

Ihre Augen wurden immer größer, doch ich redete weiter: „Und mein Gegner sah aus, wie der verstorbene Hybrid von ihm. Zum Glück hat Celeste den Kampf beendet, bevor es schlimm wurde."

Die Tatsache, dass ich dabei Höllenschmerzen gelitten hatte, ließ ich allerdings aus. „Ich bin mir sicher, dass Vincent irgendwas verheimlicht. Von Anfang an schon. Aber er sagt es einfach nicht."

Meine Freundin schien sichtlich geschockt von meiner Erzählung. „Ich habe Alpträume, seit ich da schlafe. Immer wieder. Und sie, diese Hybridin, kam ebenfalls darin vor."

Es weiterhin auf meinen Stress zu schieben, war schlicht und einfach nicht mehr möglich.

Sie schwieg erst, überaus erschrocken, wie es schien. Doch dann versuchte Lilly wohl, sich wieder zu fangen. „Wie meinst du das? Also lebt sie doch noch oder wie?"

Unsicher zuckte ich mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber alleine, wie der Kampf startete... mir war die ganze Zeit übel. Ich glaube schon, dass sie tot ist.", „Woran ist sie denn gestorben?"

Angestrengt versuchte ich alles, was mir Vincent erklärt hatte, ins Gedächtnis zu rufen. „Angeblich ist sie irgendwann vor Erschöpfung zusammengebrochen, mitten im Kampf. Weil sie wusste, dass Vincent sich trennen will, hat sie ihren Körper an die Grenze getrieben, um bei ihm bleiben zu können.", und dafür sogar Drogen genommen.

Die nächsten Worte schienen ihr schwer über die Lippen zu kommen. Unbeholfen wich die Blauhaarige meinem Blick aus. „Ich glaube ja eigentlich nicht an Geister, aber...", „Ich auch nicht. Dachte ich zumindest."

Seufzend versuchte sie die Gedanken zu vertreiben. „Und was jetzt? Willst du das mit ihm klären?"

Nachdenklich in die Ferne starrend, begann ich, mit den Schultern zu zucken. „Ich weiß es nicht. Würde ich gerne. Aber er blockt immer ab. Manchmal habe ich das Gefühl, er ist viel zu gut darin, seine Gefühle vor der Verbindung zu verstecken."

Warum auch immer, musste ich plötzlich an unseren ersten Kampf denken. Ich gegen Kylee. Während des Verlierens, war ich mir sicher, etwas von ihm gespürt zu haben. Enttäuschung. Obwohl ich davon ausging, dass es von meiner eigenen Angst entstand, zweifelte ich auf einmal daran.

„Hm, das ist echt schwierig. Aber konfrontiere ihn doch nochmal direkt damit. Ich kann mir vorstellen, dass du zu schnell locker lässt, damit du ihn nicht aus Versehen reizt, richtig?"

Ertappt zog ich den Kopf ein und biss die Zähne aufeinander.

„Seit wann kennst du mich so gut?", „Weiß nicht, ich hab nur geraten."

Azure ☆ Straying BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt