Nachdem ich und Scarlett das Café verlassen haben, ist sie so schnell wie möglich mit ihrem Auto davon gefahren. Sie hat das Thema überraschend gut aufgenommen. Ich habe mit Geschrei, Rumgezicke oder Tränen gerechnet, aber nicht mit ihrer gefassten Art. Ich hätte es sogar verstanden, wenn Scarlett mir eine runtergehauen hätten. Ich erpresse sie nicht gerne und mir macht die ganze Sache keinen Spaß, aber mir bleibt schließlich nichts anderes übrig.
Am Freitag steht mein Erster Kampf an. Ich bin jetzt schon aufgeregt, selbst wenn es noch Tage hin ist. Ich hätte Oscar beinahe angefleht, dass er einen Anderen in den Ring schickt. Jemanden, der mehr Körpermasse besitzt. Ich habe mich erbärmlich gefühlt. Oscar hat mich stattdessen dreckig angelacht und mir gedroht, mich fertig zu machen, wenn ich nicht teilnehme oder gewinne.
Ein Kampf geht so lange, bis einer der Kämpfer KO auf dem Boden liegt und man darf sich nicht ergeben geschweige denn kneifen. Dieser Kerl fuckt mich so ab, dass ich ihm am Liebsten die ekelhafte Fresse polieren würde.
Ich bin sogar auf Scarlett sauer. Nicht weil sie so unsympathisch ist, denn das ist sie irgendwie nichtmal, sondern weil ich eifersüchtig bin. Eifersüchtig auf ihr Leben, ihre Freunde und ihre positive Art. Anscheinend hat selbst sie Probleme, denn ansonsten würde sie nicht im Hilten arbeiten, aber trotzdem würde ich gerne wenigstens für einen Tag mit ihr tauschen. Bisher haben mich dessen hohe Lebensstandards angeekelt, aber mittlerweile komme ich in meinem eigenen Leben nicht mehr zurecht. Zum entspannen greife ich nach Alkohol oder Gras, auch wenn ich weiß wie dumm das ist. Aber es hilft mir beim weiterzumachen. Es hindert mich daran, einfach aufzugeben.
Seufzend steige ich in meine eigene Rostkiste und fahre zurück nach Downtown. Oscar hat mich zu sich gerufen, damit ich ihm von meinem und Scarletts treffen berichten kann. Dass sie für mich die Kämpferliste manipulieren soll, werde ich nicht erwähnen.
Ich biege gerade auf den löchrigen Waldweg ab, als mir das baufällige Haus am Ende der Straße ins Auge fällt. Oscars Versteck und Hauptsitz. Hier werden die meisten Geschäfte abgeschlossen oder Pläne geschmiedet. Es ist einige Minuten von Downtown entfernt, sodass keiner in die Nähe kommt.
Ich steige aus und gehe auf das Gebäude zu. Die Stille die mich umgibt, ist beinahe beängstigend. Der abgelegene Parkplatz ist bis auf zwei weitere Autos leer, anscheinend sind heute die Meisten unterwegs. Ich öffne mit meiner Pinkarte die Eingangstür. Im selben Moment überrollt mich der Geruch von Gras, Zigaretten und abgestandener Luft.
Der enge Flur führt in Vier weitere Zimmer und hinter dem Wandregal befindet sich eine geheime Tür, die in den Keller führt. Dazu hat jedoch keiner außer Oscar zutritt. Ich will nicht wissen, was er dort unten anstellt. Leute betreten den Raum, aber nicht alle kommen unbeschadet wieder zurück.
Ich laufe schnurstracks auf das Büro am Ende des Gangs zu und Klopfe Vier Mal. Ein Zeichen, dass es einer von uns ist.
"Herein", ruft die kehlige Stimme meines Bosses. Quitschend öffnet sich die Tür und ich stehe vor einem riesigen Schreibtisch, hinter dem Oscar sitzt und ein Glas Scotch trinkt. Er deutet mit der Hand an, dass ich näher kommen soll. Eine unangenehme Stille breitet sich zwischen uns aus. Ich höre meinen eigen Herzschlag.
Oscar räuspert sich. "Hat das Mädchen zugestimmt?"
"Ja. Ich habe ihr erklärt was sie machen muss, wenn sie nicht auffliegen möchte", erkläre ich meinem Boss. Er stellt sein leeres Glas auf den Tisch und dreht sich zu mir um. Oscars linke Gesichtshälfte ist mit einer Narbe verziert, dessen Hintergrundgeschichte ich nicht kenne. Seine kalten Augen fixieren mein Gesicht und meine Nervosität steigt von Sekunde zu Sekunde.
"Das ist gut. Hast du schon für Freitag geübt?", fragt er mich mit durchdringendem Blick. Dabei kommt er auf mich zu und bleibt wenige Zentimeter vor mir stehen. Wie stellt er sich so eine Übung vor? Soll ich wahllos Leute verprügeln und hoffen, dass ich keinen umbringe?
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Out Of The Blue
Teen FictionWenn es eine Sache gibt, die ich abgrundtief hasse, dann ist es verlieren. Ich verliere nie und werde es auch jetzt nicht tun. Ich spüre die unzähligen Augenpaare, die starr auf mich gerichtet sind, während mein Puls von Sekunde zu Sekunde immer sc...